Prof. Dr. Klaus Steinbach war ein heißer Kandidat für das Amt an der Spitze des LSVS. Doch er entschied sich dagegen. Das neue LSVS-Präsidium wählte ihn dann zum Vorsitzenden der Sportstiftung Saar.
Er war ein Weltklasse-Schwimmer, Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Hochwald-Kliniken in Weiskirchen und bekleidet zahlreiche Funktionen des internationalen Sports: Prof. Dr. Klaus Steinbach. Im Zuge des Finanzskandals rund um den Landessportverband für das Saarland (LSVS) und nach dem Rücktritt des inzwischen verurteilten Ex-LSVS-Präsidenten Klaus Meiser stand Steinbach kurz davor, der neue Mann an der Spitze des LSVS zu werden. Doch er entschied sich letztlich dagegen.
Prof. Steinbach hatte sich für die Idee stark gemacht, den „alten" LSVS in eine sogenannte Bad Bank zu überführen – in Wirtschaftskreisen kein unüblicher Vorgang. „Um alles gewissenhaft aufzuarbeiten", erklärt Steinbach. Allerdings nicht durch ein neu gewähltes Präsidium. „Das neu gewählte Präsidium sollte nach meiner damaligen Auffassung einen möglichst sauberen Start haben, weil es für das, was vorher war, nicht direkt in Verantwortung zu nehmen ist", so Steinbach weiter, „es kam dann jedoch anders und bei der limitierten Zeit, die mir zur Verfügung steht, und unter den Voraussetzungen war es für mich nicht der richtige Zeitpunkt, tiefer über ein verantwortungsvolles und sehr zeitintensives Amt beim LSVS nachzudenken."
Vom Engagement „leidenschaftlich überzeugt"
Es soll allerdings nicht der Eindruck entstehen, dass er sich „dauerhaft wegducke." Im Gegenteil. „Ich übernehme Verantwortung und leiste meinen Beitrag, indem ich die Herausforderungen, die mir und den Vorstandsmitgliedern bei der Sportstiftung zufallen, angehe", stellt Steinbach klar. Mitte Februar 2019 wurde er vom neuen LSVS-Präsidium zum Vorsitzenden der Sportstiftung Saar gewählt. Im Zuge der Neuausrichtung des LSVS wurde Steinbach von dessen neuem Vizepräsident Gottfried Hares und dem damaligen Stiftungs-Vorsitzenden Gerd Meyer angesprochen. „Nach Abstimmung mit der Stiftung Deutsche Sporthilfe, bei der ich seit vielen Jahren Mitglied des Aufsichtsrates bin, habe ich mich dazu entschlossen, diese Funktion zu übernehmen", sagt der neue Chef der Sportstiftung. Es handele sich um ein ehrenamtliches Engagement, von dem er „leidenschaftlich überzeugt" sei. Mit Blick auf die neue LSVS-Führung um Präsident Adrian Zöhler sagt er: „Ich habe den Eindruck, dass jetzt die richtigen Personen den Landessportverband führen. Es ist natürlich eine Herkules-Aufgabe, einen Verband zu übernehmen, der in einer Krise steckt", weiß Steinbach und ergänzt: „Einer Krise, die auch sehr stark medienbefeuert ist, aber die zum Zeitpunkt der Wahl des neuen Präsidiums noch nicht ausgestanden war. Im Grunde wurden den neuen Leuten die alten Probleme in den Schoß gelegt."
Seit 1969 lebt Klaus Steinbach im Saarland. In Kleve am Niederrhein geboren, kam er als Gründungsmitglied der Schwimmschule „Max Ritter" des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) nach Saarbrücken. Seit 1992 ist der Facharzt für Orthopädie sowie für Physikalische und Rehabilitative Medizin Chefarzt der Hochwald-Kliniken in Weiskirchen und seit 1997 zudem Ärztlicher Direktor. Als Sportler wurde er 1975 Staffel-Weltmeister (4x200 Meter), mehrmals Europameister und holte bei den Olympischen Spielen 1972 in München eine Silber- und 1976 in Montreal eine Bronzemedaille. Für seine sportlichen Erfolge wurde Steinbach mit dem silbernen Lorbeerblatt geehrt. Nach seiner aktiven Karriere übernahm er zahlreiche Ämter und Funktionen im Sport, war Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland (2002 bis 2006) und Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaften (2000 bis 2006). Seit 2003 gehört er zur medizinischen Kommission des IOC und steht der entsprechenden europäischen Kommission seit 2009 vor. Steinbach wurde aufgrund seines Engagements mit unterschiedlichsten Ehrungen und Preisen ausgezeichnet – zuletzt mit der „Goldenen Sportpyramide" der Deutschen Sporthilfe für sein Lebenswerk. Im April 2017 erhielt er den Saarländischen Verdienstorden.
In seiner neuen Funktion an der Spitze der Sportstiftung Saar will Steinbach die Koordination optimieren: „Es geht darum, sich gegenseitig zu unterstützen, mit dem Ziel, die Sportlerinnen und Sportler und damit das Wohl des Sports wieder in den Fokus zu rücken. Das war und ist auch meine Prämisse bei allen Ämtern und Funktionen, die ich bekleiden darf: Ganz vorne stehen die Athletinnen und Athleten", stellt der 65-Jährige klar und schiebt nach: „Die sind aufgrund der Entwicklungen beim LSVS in den vergangenen anderthalb Jahren ziemlich zu kurz gekommen." Sportler brauchen seiner Meinung nach vor allem eines: Planungssicherheit. „Die kann nicht von der Stiftung allein gegeben werden. Aber sie ist ein Baustein, um die Fragezeichen, die sich in der Sportförderung – insbesondere der Spitzensportförderung – aufgetan haben, wieder in Ausrufezeichen zu verwandeln. So, wie es für das Saarland eigentlich typisch ist", findet der Orthopäde.
„Ich will mich nicht dauerhaft wegducken"
Um den Breiten- und Spitzensport schnellstmöglich wieder optimal zu fördern, bedarf es einer möglichst schnellen Aufarbeitung des LSVS-Finanzskandals. Die Wunden, die der Sanierungsplan hinterlässt, sind schon jetzt tief genug. Ein Rezept, mit dem die Selbstheilung in Gang gesetzt wird, kann der Arzt nicht ausstellen. Aber er weiß: „Von allen Seiten muss die Bereitschaft bestehen, den LSVS jetzt nicht noch über Jahre in einer ungeklärten Situation zu lassen und jedes noch so kleine Problem zu einem großen aufzubauen, sondern klare, faire und gerechte Entscheidungen zu treffen, damit der Landessportverband mit diesem Thema abschließen kann." Dabei vertraut Steinbach der saarländischen Justiz und fühlt mit dem aktuellen Präsidium, das „sehr gefordert ist, obwohl es die Situation nicht zu verantworten hat."
Um seine Wunschvorstellung für die Neuausrichtung des Verbandes nach der Aufarbeitung des Skandals hinaus klarzumachen, zitiert der erfahrene Sportfunktionär den Slogan der Stiftung Deutsche Sporthilfe: „Leistung. Fairplay. Miteinander." Aus dem Sport heraus müsse diese Botschaft wieder ein Signal für die Gesellschaft werden. „Es muss im Interesse aller sein – der Politik, der Gesellschaft, der Organisation des Sports, dass sich der saarländische Sport nach außen hin positiv darstellt", findet Klaus Steinbach. Als Vorsitzender der Sportstiftung Saar will er seinen Anteil dazu beitragen.