Hell, fast schon Richtung Weiß gebleichtes Denim war zuletzt in den wilden 80ern angesagt. Nun ist der Bleaching-Look von Acid Denim neben Patchwork oder Batik einer der wichtigsten Trends in der Jeans-Mode.
Lange vorbei die Zeiten, als dem blauen Denim-Stoff mit unzähligen Waschmaschinengängen die satte Farbe ausgetrieben werden musste. Das Bleichen war vor den 80er-Jahren gewissermaßen mühselige Handarbeit gewesen. In den Eighties hatten die Jeans-Hersteller und Designer dann endlich ein Einsehen mit ihren Denim-Kunden und brachten mit Chlor oder anderen Mitteln behandeltes Denim auf den Markt. Damals nannte man diese Waschung stonewashed. Dass der Bleaching-Trend, nun zeitgemäß in Acid Denim umgetauft, im Sommer in der Damenmode wieder mega-angesagt ist, dürfte angesichts des anhaltenden Revivals der 80er-Jahre kaum verwundern.
Die Hinwendung zu Acid Denim stellt für Fashionistas vermutlich keinerlei Mutprobe dar. Das dürfte ebenso selbstverständlich ablaufen wie die längst erfolgte Übernahme von zerrissenen Jeans, Mom-Jeans oder den Gürteltaschen in die heutige Mode. Die „Vogue" hat versucht, die Anfänge des neuen Acid-Trends zurückzuverfolgen, nachdem sie Katy Perry in hell gebleichten Jeans von Juicy Couture auf Instagram darin posieren gesehen hatte. Laut der „Vogue" tauchten Acid-Jeans-Looks erstmals in der Ressort-Kollektion 2017 von Gucci und im gleichzeitig vorgelegten Lookbook von MSGM auf. Angeblich war die Nachfrage nach diesen Teilen zu der Zeit vergleichsweise gering. Doch dann hatten Promi-Damen wie Gigi Hadid, Kendall Jenner oder Margot Robbie die Sache ins Rollen gebracht, was Labels wie Miu Miu, Isabel Marant oder Chloé dazu animiert hat, gebleichte Jeans-Klamotten in ihre Ressort-Kollektionen 2019 aufzunehmen. Wir haben etwas genauer recherchiert und konnten daher moderne Interpretationen des Retro-Stonewashed-Looks bereits 2016 im Sortiment von Off-White oder Moschino ausfindig machen. Noch früher, nämlich bereits im Sommer 2011, hatte Dries Van Noten gebleichte Jeans auf seiner Catwalk-Show präsentiert. Da manche Designer für die bevorstehende warme Jahreszeit die chemische Behandlung des Denims so weit getrieben haben, dass der Jeans-Stoff fast schon die Farbe Weiß angenommen hat, könnten weiße Jeans, die seit den 1990er-Jahren immer wieder mal saisonal angesagt sind und längst zu einem Markenzeichen von Isabel Marant geworden sind, gewissermaßen sogar als eine Art Vorläufer des Acid-Trends angesehen werden.
Zeitgleich mit dem neu erwachten Interesse der Designer am Bleach-Look ließ sich auch die Neugier der Fashionistas an dem Retro-Trend im Web eindeutig registrieren. Die Mode-Suchmaschine Tagwalk beispielsweise, die sich schon nach kurzer Zeit den Ruf als „Google der Mode" erworben hat, konnte beim Stichwort „Bleached Denim" 2018 einen Klick-Anstieg von 348 Prozent vermelden. Auf den internationalen Laufstegen für den Sommer tauchte Acid Denim zuerst auf der New Yorker Fashion Week auf, die den saisonalen Modereigen traditionell eröffnet. Und zwar vor allem bei Proenza Schouler, die das gebleichte Komplett-Sortiment zeigte, von Blazern über Kleider und Röcke bis hin zu Western-Style-Hemden. Auch Alexander Wang war in New York voll auf Acid.
Kaum ein Teil glich bei der Vielfalt dem anderen, zu unterschiedlich war der Grad der Verwaschung. Zudem setzten manche Labels ganz bewusst auf eine uneinheitliche, fleckige Oberfläche, eine Version, die im Tie Dye auf die Spitze getrieben wurde. Sehr beliebt waren Komplett-Looks à la Canadian Tuxedo, also die Kombi von Denim-Hose mit Jacke.
Zwar ist Acid Denim der herausragende Jeans-Trend derzeit, aber daneben gibt es noch weitere Innovationen. Zu nennen ist der Patchwork-Look, der auch schon mal in den 70ern en vogue war, bei dem sich verschiedene Jeans-Farben stückchenweise aneinanderreihen. Oder Jeans, die in mädchenhaftes Rosa getaucht sind. Alternativ gibt es auch die Vorliebe für ein Retro-Blau. Das schon angesprochene Tie Dye nicht zu vergessen, weil auch Batik-Muster auf Denim-Stücken dank Stella McCartney wieder salonfähig werden könnten.