Mitte Mai finden in Riegelsberg die Deutschen Meisterschaften im Ringen statt. Die Ausrichter haben alle Hände voll zu tun.
Die Messlatte liegt hoch: „Es ist wahrscheinlich das größte Sportfest, das wir je organisiert haben und vielleicht je organisieren werden", sagt Martin Monz, und Edgar Paulus ergänzt: „Die Arbeitsstunden zählt niemand, wir freuen uns einfach nur darauf, dass es losgeht." Die beiden Mitverantwortlichen des KV Riegelsberg reden von den Deutschen Meisterschaften im Freistil-Ringen der Männer und Frauen, die vom 17. bis 19. Mai in der Riegelsberghalle im saarländischen Riegelsberg stattfinden. „Veranstalter ist der DRB, der Deutsche Ringerbund. Wir sind Ausrichter", erklärt Monz, „wir mussten uns dafür bewerben und haben uns letztlich gegen Freiburg durchgesetzt. Es ist nicht ganz wie bei Olympischen Spielen, aber der DRB schaut im Vorfeld schon genau hin, ob die Vereine in der Lage sind, so eine Großveranstaltung zu stemmen."
Mehr als 100 Helfer im Einsatz
Riegelsberg kann das. Über 100 Helferinnen und Helfer werden an den drei Tagen im Einsatz sein. Die Vorbereitungen laufen seit letztem Sommer. „Da haben wir uns die Organisation der letzten Meisterschaften angeschaut und analysiert, wo wir was anders machen wollen", sagt Monz, „die ersten Ideen wurden in verschiedenen Arbeitskreisen weitergedacht und auch umgesetzt." Große Unterstützung erhielten die Riegelsberger dabei von Ralf Diener, dem für die Bundesliga zuständigen DRB-Vizepräsidenten. Der Saarbrücker hat seine langjährige Erfahrung in den Organisationsprozess einfließen lassen. „Das größte Problem ist für einen Randsport wie das Ringen natürlich die Sponsorensuche", sagt Monz, der beim KVR für die Finanzen zuständig ist, „so eine Veranstaltung kostet fast 20.000 Euro, alleine 6.500 Euro bekommt der DRB." Der im Vergleich zu anderen Sportarten überschaubare Aufwand wäre für einen Ringer-Bundesligisten alleine eine Mamutaufgabe, die ohne Unterstützung privater Spender und der Gemeinde nicht zu bewältigen wäre.
„Olympia" ist auch ein wichtiges Thema bei der „Deutschen" in diesem Jahr. „Die Bundestrainer werden natürlich ihre Kandidaten noch mal ganz genau in Augenschein nehmen", sagt Paulus, sportlich Verantwortlicher beim KVR aber auch Mitglied des Trainerteams des Saarländischen Ringerverbands (SRV), „es wird darum gehen, sich gut zu präsentieren, um für die Olympia-Qualifikationsturniere nominiert zu werden. Dazu gehört in diesem Jahr auch die Weltmeisterschaft."
Zu diesem Kreis der erweiterten internationalen Spitze gehört auch Gennadij Cudinovic. Nachdem er bei der Europameisterschaft auch aufgrund einer ungünstigen Auslosung keine echte Chance hatte, sich zu empfehlen, will der Neuzugang des AC Heusweiler in der Klasse bis 97 Kilo sicher ein Ausrufezeichen setzen. Zumal er dort im direkten Vergleich mit seinen Nationalmannschafts-Konkurrenten Erik Thiele punkten kann.
Im vorläufigen 20-köpfigen Aufgebot des SRV finden sich aber durchaus noch weitere Titelkandidaten. Viktor Lyzen (KSV Köllerbach) gehört in der Klasse bis 57 Kilo sicher zu den Favoriten. Nach Platz zwei im Vorjahr will der Riegelsberger Nico Zarcone (er startet in der Bundesliga für Heusweiler – im Ringen ist so ein Doppelstartrecht durchaus üblich) diesmal endlich ganz oben auf dem Treppchen stehen. „Vor eigenem Publikum den Titel holen, das wäre schon eine ganz tolle Sache", sagt der saarländische Polizeibeamte, der 2018 im Heimatland seines Vaters Italien Landesmeister wurde. Zarcones Finalgegner bei den Deutschen 2018 war Valentin Seimetz. Der Köllerbacher wird wohl in der Klasse bis 65 Kilo antreten.
Gleich zwei Sportler mit Titelambitionen hat der SRV in der Klasse bis 74 Kilo. Dabei hat Köllerbachs heute 38-jähriger Routinier Andrij Shyyka, der auch zum Trainerteam von Landestrainer Ramiz Karamadjan gehört, schon vor über einem Jahr in der „Saarbrücker Zeitung" gesagt: „In Riegelsberg müssen Viktor, Nico und Gennadij gewinnen. Ich werde nur mitringen." Aber sicher mit ebenso großen Ambitionen wie Matthias Schwarz vom ASV Hüttigweiler.
„Der Aufwand ist natürlich hoch"
Drei Frauen werden in Riegelsberg die saarländischen Farben vertreten. Dabei geht es für die Riegelsbergerinnen Jessica Lindner (Klasse bis 49 Kilo) und Rabea Selzer (68 Kilo) sowie die Köllerbacherin Sophie Seimetz auch darum, mit guten Leistungen Kaderplätze zu sichern und damit den Bundesstützpunkt in Saarbrücken zu stärken.
Wegen des hohen Stellenwertes der Deutschen Meisterschaften auch im Hinblick auf das Olympische Turnier 2020 in Tokio hofft man in Riegelsberg auf ein großes Teilnehmerfeld. „Die 200er-Marke zu überspringen wäre toll", sagt Paulus. Zum Vergleich: Im letzten Jahr in Aschaffenburg gingen rund 150 Starterinnen und Starter in sechs Gewichtsklassen bei den Damen und zehn bei den Herren auf die Matten. Auch dieses Ziel spielt bei den Vorbereitungen natürlich eine Rolle – wie Eintrittskarten, Programmheft, Sanitätsdienst, Mattenleiter, Parkplätze, Verkaufsstände und vieles mehr. „Man versucht, alles zu bedenken. Der Aufwand ist natürlich hoch", sagt Monz. Doch warum tut man sich das an? „Das ist doch keine Frage. Es ist wie in jedem Ehrenamt. Es ist die Liebe zur Sache", so Monz, der Vorstandsvorsitzende Bereich Finanzen des KVR, „es geht auch darum, den Sport und unseren Verein zu präsentieren. Beide für die Öffentlichkeit interessant zu machen." Denn einen positiven Nebeneffekt habe es zudem: „Wir rücken als Verein noch enger zusammen, beleben alte Kontakte wieder und knüpfen darüber hinaus neue." Sport verbindet eben.