Giacomo Santalucia erlebte als Teenager das, was man als Wunderheilung bezeichnen kann. Das bewegte ihn so tief, dass er sich bis heute der Hilfe anderer Menschen verschrieben hat.
Wer wie Giacomo Santalucia schon einmal dem Tod in die Augen gesehen hat, lebt sein Leben anders. Die Fragen nach dem „Warum ich?", „Wieso muss das ausgerechnet mir passieren" und „Womit habe ich das verdient?", haben sich dem damals 14-Jährigen nicht gestellt. Er wollte lieber wissen: „Wieso konnte ich dem Tod von der Schippe springen?" Die Ärzte der Uniklinik Homburg hatten ihm aufgrund seiner Lymphknotenkrebserkrankung nur noch wenige Wochen zu Leben gegeben. Doch seine Mutter hatte ihn damals in ihre sizilianische Heimat zu einem sagenumwobenen Schäfer gebracht. Mit ihm zog der junge Giacomo durch die kargen Berge und kurze Zeit später sagte er ihm: „Giacomo, es gibt drei Arten von Menschen: Die einen nimmt Gott früh zu sich, weil er sie so lieb hat. Die anderen lässt er lange leben, weil sie was gutmachen müssen und die dritten sind auf der Welt, um anderen zu helfen. Du gehörst zu Letzteren." Mit diesen Worten entließ ihn der Schäfer nach Hause.
„Die Homburger Ärzte wollten ihren Augen nicht glauben, als sie mich wieder sahen: putzmunter und völlig geheilt. Das sei ein Wunder, meinten sie."
Von dieser Zeit an beschäftigte sich der gebürtige Marpinger mit den Fragen: „Welchen Auftrag habe ich zu erfüllen?", „Wem soll ich helfen?" und „Wie und wo werde ich gebraucht?"
Antworten hierzu hat der mittlerweile 54-Jährige zuhauf gefunden. Denn der verheiratete Vater zweier Kinder sprüht nur so vor Einfallsreichtum, wenn es darum geht, Gutes zu tun.
Im Mittelpunkt seines Handelns steht dabei der Gedanke, die Welt ein Stück besser zu machen, die Menschen anzurühren, ihr Herz zu öffnen für ihre Mitmenschen, egal welche Hautfarbe sie haben, welcher Religion oder welchem Kulturkreis sie angehören. Sein unermüdlicher Einsatz zielt dabei auf die Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Migrationshintergrund, auf Toleranz und Respekt, er kämpft gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, unterstützt die Verbreitung der saarländischen Willkommenskultur. Kurzum: Er ackert ohne Unterlass für das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen und für das Zusammenwachsen der europäischen Staaten.
Kampf für friedliches Zusammenleben verschiedener Kulturen
Das Multitalent macht dies erstens durch die Schaffung institutioneller Rahmenbedingungen, zweitens durch spektakuläre Großveranstaltungen und drittens durch viele kleine Einzelaktionen.
So leistet sein deutsch-italienisches Bildungs- und Kulturinstitut (Dibk) seit 2007 einen großen Beitrag zur Integration seiner italienischen Landsleute an der Saar; stets in enger Zusammenarbeit mit ihren deutschen Nachbarn. Mittlerweile ist das Dibk bundesweit für alle Migranten geöffnet.
„Wir streben auch bewusst eine enge Zusammenarbeit mit Migranten aus dem islamischen Kulturkreis an, beteiligen uns am saarländischen Integrationsgipfel, bringen Städtepartnerschaften auf den Weg und füllen sie durch Kooperationen mit Vereinen und Schulen mit Leben. Wir arbeiten hierfür mit der Industrie- und Handelskammer zusammen, bieten Sprach- und Bewerbungskurse an und veröffentlichen ein Lifestyle-Magazin."
Von seinen spektakulären Großveranstaltungen sollen nur drei erwähnt werden: 2007 initiierte er einen Friedenstag an saarländischen Schulen, an dem er gemeinsam mit dem bekannten und lange im Saarland wirkenden Moderator Dieter Thomas Heck das „größte Friedensbanner der Welt" auf den Weg brachte. „Alle Schulen bekamen ein Banner, das sie unterschreiben konnten, Schüler durften Friedenstauben ihre Wünsche ins Ohr flüstern und sie dann in den Himmel emporsteigen lassen, andere Schulen stellten Theaterstücke auf die Beine. Das ging alles sehr unter die Haut."
Nicht weniger Aufsehen erregte 2011 das Projekt „Europawald für Gerechtigkeit", bei dem in Eppelborn Bäume gepflanzt wurden. „Der Wald steht für die Verständigung der Völker. Für jede gute Tat ein Baum. Daran haben sich viele Hospizkinder beteiligt, von denen mittlerweile viele verstorben sind. Die Eltern dieser Kinder treffe ich öfter an den Bäumen, die ihre Kinder mitgepflanzt haben. Sie sagen mir, dass sie lieber zu diesem Wald gehen als auf den Friedhof, weil sie sich hier ihren Kindern so nah fühlen."
„Ich bin durch meine Krankheit schnell gereift"
Ebenfalls auf Frieden und Völkerverständigung zielt die Idee der Friedenskette, die Giacomo Santalucia 2011 in Gedenken an den bekannten Sportmoderator Werner Zimmer ins Leben gerufen hat. Sie ist mittlerweile auf eine Länge von 5,4 Kilometer angewachsen. Hierbei werden jeweils zwei Trikots von allen Fußballspielern unterschrieben, miteinander verknotet und beim nächsten Spiel mit weiteren zwei Trikots verbunden. Über 400 Sportvereine haben sich mittlerweile daran beteiligt, pro Verein werden 25 Euro für bedürftige Kinder gespendet. Demnächst will er mit der Trikot-Friedenskette nach Berlin. Die Bundeshauptstadt will der Ideengeber zur Friedensstadt ausrufen und Udo Lindenberg soll dazu einen Song singen – der Titel: „Wir ziehen in den Frieden".
Auch die vielen kleinen Einzelaktivitäten des Tausendsassas können sich sehen lassen: In Tansania hat er Wohnhäuser, eine Schule und eine Kirche mit eingesammelten Spenden gebaut und die Gründung eines Vereins in St. Ingbert initiiert, der dieses Hilfsprojekt weiterhin unterstützt. Für Hospizkinder organisierte er eine Weihnachtsfeier und für mehr als 100 Kinder, die von Hartz IV leben müssen, liebevoll verpackte Weihnachtsgeschenke. Nach dem Erdbeben im italienischen Aquila 2009 brachte er Möbel für obdachlos gewordene Landsleute nach Italien. Im Altersheim nahm er sich Zeit für ältere, alleinstehende Menschen. Der behinderten Tochter eines Restaurantbesitzers erfüllte er ihren Herzenswunsch und bewegte „Superstar-Talent" Lorenzo dazu, nach Saarbrücken zu kommen. „Auf seine geforderte Gage hat er verzichtet, als er sah, wie glücklich er das Mädchen durch seinen Auftritt gemacht hat." Mit der Lebenshilfe hat der fürsorgliche Pragmatiker nach einem Knochenmarkspender für eine krebskranke Frau gesucht und durch die Typisierung tatsächlich auch gefunden, in Rom sammelte er mit 1.500 verkleideten „Nikoläusen" Geld für Obdachlose.
Hierfür hat der hauptberufliche Marketingleiter der AOK im Saarland vor zwei Jahren das Bundesverdienstkreuz am Bande des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Eine besondere Auszeichnung für den quirligen Brückenbauer, der sich auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen will. Viele neue Ideen hat er schon im Kopf: ein Kochbuch für Afrika, ein Comic-heft, in dem die einstige saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer eine wichtige Rolle spielen soll, und und und.
Müde scheint Giacomo Santalucia von all dem Trubel nicht zu werden. „Ich bin im letzten Drittel meines Lebens. Ich bin durch meine Krankheit schnell gereift. Ich kann es nicht ertragen, wenn Menschen Missachtung, Unterdrückung oder Gewalt ausgesetzt sind. Ich denke, jeder sollte sich dafür einsetzen, dass sich Menschen nicht anfeinden, sich nichts Böses tun. Ich habe erfahren, dass ich durch mein Engagement für meine Mitmenschen viel zurückbekommen habe an Zufriedenheit und innerem Glück. Viel schöner als ein Ferrari vor der Tür ist doch ein Ferrari im Herzen."