Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat sich für eine neue Nationalhymne ausgesprochen. Er sagte der „Rheinischen Post", er singe zwar die dritte Strophe mit, könne dabei aber „das Bild der Naziaufmärsche von 1933 bis 1945 nicht ausblenden". Er wünsche sich eine wirklich gemeinsame Nationalhymne, „die alle mit Freude mitsingen". 30 Jahre nach dem Mauerfall würden viele Ostdeutsche die Hymne in der Öffentlichkeit nicht anstimmen.
Ramelows Amtskollegen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern – Michael Kretschmer, Reiner Haseloff (beide CDU), Dietmar Woidke und Manuela Schwesig (beide SPD) – widersprachen unisono. Die Debatte über eine neue Hymne sei überflüssig und ein falsches Signal. „Wir sollten uns den Themen zuwenden, bei denen dringender Handlungsbedarf besteht", erklärte Haseloff. „Ich finde unsere Hymne gut", sagte Schwesig.
Die Reaktionen, die seine Äußerung hervorgerufen habe, zeigten, dass es in diesem Punkt offenbar ein emotionales Problem gebe, reagierte Ramelow. „Warum tun wir uns so schwer mit einer von Ost und West getragenen Nationalhymne, die alle mit Freude mitsingen?" Der runde Tisch hatte in der Wendezeit die Kinderhymne von Bertolt Brecht als Nationalhymne für das wiedervereinigte Deutschland vorgeschlagen.