Der Anlauf zum großen Wahltag am 26. Mai schien lange wie ein leichtes Antraben. Inzwischen hat der Wahlkampf Fahrt aufgenommen, die Straßen sind bunter, die Kandidaten sichtbarer und die Töne lauter.
Die Nervositäten haben erkennbar in den letzten Tagen zugenommen. Der Countdown zum Superwahltag 26. Mai läuft unerbittlich, jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt. Nicht selten gewinnt man den Eindruck, dass mit Zuspitzungen der letzte noch Schwankende zur richtigen Stimmabgabe bewegt werden soll. Wahlkämpfer wissen, dass die Entscheidungen immer kurzfristiger getroffen werden.
Bewundernswert ist der Einsatz jedes Kandidaten und jeder Kandidatin, im persönlichen Gespräch zu überzeugen. Wahlkampf bei Direktwahlen ist Kärrnerarbeit, die ein gerütteltes Maß an Frustrationstoleranz abverlangt.
Der jüngste Saarlandtrend vermittelt unterschiedliche Botschaften. CDU und SPD haben im Land nach wie vor deutlich mehr Rückhalt als bundesweite Umfragen für ihre Parteien zeigen. Die Grünen, hierzulande außerparlamentarische Opposition, profitieren von der derzeit positiven Grundstimmung gegenüber ihrer Partei, Linke und FDP bleiben unverändert, die AfD im Land verliert deutlich an Zustimmung und liegt unter den Zahlen im Bund. Inwieweit diese landesweite Grundstimmung rückwirkt auf die Wählerentscheidungen vor Ort, ist eine der vieldiskutierten offenen Fragen. Die Ausgangslage in den 52 Städten und Gemeinden, bei den 34 (Ober-) Bürgermeisterwahlen, den beiden Landrats- und der Regionalverbandswahl lässt sich nur sehr bedingt mit den Landeszahlen vergleichen.
Für CDU und SPD geht es um nichts weniger als ihre kommunale Basis. Vor fünf Jahren war die auf Gemeinde- und Kreisebene außerordentlich stabil. Die CDU hatte leicht die Nase vorn, 38,8 Prozent auf Gemeinde- und 38,3 Prozent auf Kreisebene, die SPD lag aber nur sehr knapp dahinter (36,1 beziehungsweise 34,7 Prozent). Bei den Rathausspitzen wiederum lag die SPD im Kopf- an Kopf-Rennen vorn (22 zu 20). Und weil die SPD in den großen Städten dominierte, reklamiert sie für sich, dass etwa 70 Prozent der Saarländer einen sozialdemokratischen Verwaltungschef haben.
Aber die in Zahlen beschriebene Ausgangslage ist nur bedingt aussagekräftigt. Die fünf Jahre seit den letzten Wahlen waren durch eine Dynamik gekennzeichnet, die ihresgleichen sucht, nicht nur, was die übergeordnete politische Großwetterlage betrifft. Die Kommunen hatten die Herausforderung durch die große Zahl von Flüchtlingen zu bestehen, gleichzeitig war die teils desaströse Finanzlage ständiger Begleiter jeder Entscheidung. Angekündigte Entlastungen (Saarlandpakt) können neue Spielräume erschließen, gleichzeitig entfaltet der neuerliche Strukturwandel neue Unsicherheiten.
Traditionsgemäß richtet sich der Blick bei den Direktwahlen auf die Landeshauptstadt Saarbrücken. Die CDU nimmt einen weiteren Anlauf, um der SPD den Chefsessel abzujagen, die große Unbekannte könnten auch hier die Grünen werden. Bei sieben Herausforderern für die amtierende Oberbürgermeisterin Charlotte Britz gehen viele von einer Stichwahl aus. Am Ende wird wohl die Mobilisierungsfähigkeit entscheiden, ob zwei Wochen später noch einmal die Wahlurnen aufgestellt werden müssen.
Spannend wird der Wahltag auch, weil in einer Reihe von Rathäusern Amtsinhaber (aus Altersgründen) nicht mehr antreten. Wo der klassische Amtsbonus folglich wegfällt, ist das Rennen offener, auch für unabhängige Bewerber.
An die 10.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer werden alle Hände voll zu tun haben, bis die Wahlen der über 300 Orts- und Bezirksräte, 52 Gemeinde- und Stadträte, 6 Landkreistage (den Regionalverband Saarbrücken mitgerechnet) und die 37 Direktwahlen ausgezählt sind.
Ganz nebenbei gilt es noch, den 94 Zentimeter langen Wahlzettel (mit 40 Parteien) zur Europawahl auszuwerten.