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WAS MACHT EIGENTLICH...

Hardy Krüger (rechts) in „Der Flug des Phönix“ mit James Stewart (Mitte) und Richard Attenborough.
Foto: imago/Prod.DB

… Hardy Krüger?

Er gehörte zu den wenigen deutschen Schauspielern, die eine internationale Film­karriere machten. Danach arbeitete er öfter fürs Fern­sehen und hatte auch
zwei eigene Reisesendungen. Zu­dem veröffentlicht er als Schriftsteller Romane und Erzählungen. Bis heute engagiert sich der 91-Jährige gegen Rechtsextremismus.

rotz internationaler Erfolge an der Seite großer Hollywood-Stars hat sich Hardy Krüger schon früh aus dem Filmgeschäft zurückgezogen und Mitte der 80er-Jahre seine Schauspielerlaufbahn für beendet erklärt. Bis dahin hatte er in weit mehr als 60 Spielfilmen mitgewirkt und unter Star-Regisseuren wie Otto Preminger, Helmut Käutner, Richard Attenborough, Howard Hawks und Stanley Kubrick gearbeitet. Er agierte an der Seite von John Wayne, Richard Burton, Roger Moore, Anthony Quinn, Sean Connery, Claudia Cardinale und James Stewart und verkörperte in den Nachkriegsjahren oft den blonden deutschen Wehrmachtsoffizier, durfte dabei aber auch mehrfach das „gute Deutschland" repräsentieren. Nach rund einem Vierteljahrhundert Dreh-Pause kehrte Krüger dann 2011 in dem TV-Film „Familiengeheimnisse" wieder mal vor die Kamera zurück.

Der 91-jährige Hardy Krüger engagiert sich heute gegen Rechtsextremismus.
Der 91-jährige Hardy Krüger engagiert sich heute gegen Rechtsextremismus. - Foto: picture alliance / Stephan Persch

Nach der Filmkarriere wandte sich Krüger zunächst verstärkt dem Fernsehen zu, wo er schon 1971 im Durbridge-Krimi „Das Messer" zu sehen war. Vor allem Eindruck hinterließen seine Reiseberichte, die erstmals in den 60er-Jahren bei Radio Bremen als Serie unter dem Titel „Hardys Bordbuch" ausgestrahlt wurden und von 1987 bis 1995 in der ARD-Reihe „Weltenbummler" ihre Fortsetzung fanden. Krüger konnte hier aus seinem reichen Erfahrungsschatz als international beschäftigter Schauspieler und weitgereister Kosmopolit schöpfen. Schließlich hatte er in den 60er- und 70er-Jahren sogar auf der „Hatari"-Lodge in Tansania gelebt, die im gleichnamigen Spielfilm 1962 als Kulisse gedient hatte. Heute verbringt Krüger mit seiner amerikanischen Frau Anita Parl die meiste Zeit des Jahres im kalifornischen Palm Springs, hat aber auch eine Wohnung in Hamburg.

Mit 16 Jahren zum Tode verurteilt

Wie Krüger 2018 in einem dpa-Interview bekannte, hat ihn die Nazi-Zeit sehr geprägt. Seine stramm Hitler-freundlichen Eltern hatten ihn in NS-Jugendorganisationen und -schulen gesteckt und eine Karriere im NS-Staat geplant. Mit 16 wurde Krüger zum Kriegsdienst in der Waffen-SS eingezogen, verweigerte dann aber den Befehl, amerikanische Soldaten zu erschießen und wurde dafür zum Tode verurteilt. Weil er noch so jung war, so vermutet Krüger heute, blieb das Urteil unvollstreckt, und er konnte kurz vor Kriegsende desertieren. Dennoch ebnete ihm seine Rolle in dem NS-Propagandafilm „Junge Adler" (1943) den Weg zu einer Schauspielkarriere. Der Regisseur Helmut Käutner habe ihn motiviert, Profi-Schauspieler zu werden: „Alles, was ich im Leben erfahren und getan habe, ist im Wesentlichen auf andere Menschen zurückzuführen, nicht auf mich", sagte Krüger im Vorjahr in dem dpa-Gespräch. Immer wieder kommt der Schauspieler dabei auf seine Abneigung gegen das NS-Regime zurück, auf die Verführbarkeit der Generation seiner Eltern und das derzeitige Wiedererstarken rechtsextremer Gedanken, über das er sehr besorgt ist. „Seitdem die ersten Hakenkreuze an der Kölner Synagoge am Heiligabend 1959 aufgetaucht sind, habe ich mich gegen Neo-Nazis engagiert", betont Krüger.

So unterstützt er schon lange die Amadeu-Antonio-Stiftung, die sich gegen Rechtsextremismus wendet. 2013 war er Mitgründer der Initiative „Gemeinsam gegen rechte Gewalt" und versucht seither, durch Lesungen in Gymnasien rechtsextremen Tendenzen entgegenzuwirken. Er lässt die Zuhörer an seinen Erfahrungen als Jugendlicher im Dritten Reich teilhaben, indem er Auszüge aus seinen Büchern „Wanderjahre" (1998) und „Was das Leben sich erlaubt" (2016) vorträgt. Seine Erfahrungen stünden stellvertretend für eine ganze Generation damals Jugendlicher, die bald schon nicht mehr darüber berichten könnten: „Wir werden immer weniger." Engagiert wendet sich Krüger auch gegen Politikverdrossenheit und fordert Widerstand gegen Neonazis. „Seit Jahren beobachte ich einen alarmierenden Trend zum Verneinen der Wahrheit. Und genau dieses habe ich schon einmal erleben müssen: damals unter Hitler." Leider fänden die Neonazis mit ihren demokratiefeindlichen, realitätsverdrehenden Parolen zunehmend Gehör. „Sie sitzen längst wieder in Stadt- und Landesparlamenten und gefährden all das, was nach 1945 mühsam aufgebaut wurde." Immer wieder legt Krüger den Schülern auch nahe, ihre demokratischen Rechte wahrzunehmen. „Geht zur Wahl, sobald ihr dazu aufgerufen seid. Schaut den Politikern auf die Finger. Wählt keine Partei, die unsere Demokratie abschaffen will. Denn dies ist eure Zukunft." Für sein demokratisches Engagement wurde Krüger 2009 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Trotz Karriere bescheiden

Sportfan Hardy Krüger ist trotz seiner Weltkarriere bescheiden geblieben. Statt über seine großen Filmerfolge und sein Privatleben redet er lieber über seine bisherigen 18 Bücher: ein halbes Dutzend Romane, dazu Erzählungen, Reisetagebücher und Autobiografisches. Jüngstes Werk ist der 2018 erschienene Erzählband „Ein Buch von Tod und Liebe", das laut Krüger all das widerspiegele, was sein Leben geprägt habe: den Zweiten Weltkrieg und seine daraus resultierende Sehnsucht nach Freiheit und Freundschaft, Abenteuer und Liebe.

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