Fast alle Grundschulen im Saarland bieten eine Ferienbetreuung an, zum Teil auch weiterführende Schulen. Am Standort Lebach koordiniert das Christliche Jugenddorf Homburg die Ferienbetreuung für insgesamt sechs Schulen.
Der neunjährige Jannik freut sich wie alle Schüler bereits jetzt auf die Sommerferien und natürlich auf die Urlaubsreise mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester, klar. Aber auch auf die zwei Wochen in seiner Schule. Ja, richtig gelesen – Schule. Denn dort gibt es in den Oster-, Sommer- und Herbstferien jeweils eine Ferienbetreuung mit jeder Menge Programm.
Träger der Betreuung ist das CJD Homburg, das wiederum Teil des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland ist. Im Saarland betreut das CJD Homburg 26 freiwillige Ganztagsschulen, und diese Schulen sind alle mit im Boot bei der Ferienbetreuung. „Hier am Standort Lebach sind das die Nikolaus-Groß-Schule, die Nikolaus-Groß-Grundschule, die Theeltalschule, die Erich-Kästner-Förderschule sowie das Johannes-Kepler-Gymnasium und das Geschwister-Scholl-Gymnasium", erzählt die für die sechs Lebacher Schulen zuständige Koordinatorin Stephanie Firmbach. Vier der sechs Wochen Sommerferien deckt das CJD ab, lediglich an zehn Tagen gibt es keine Betreuung. Ohnehin hat die Betreuung nur 26 Schließtage übers ganze Jahr. 20 Euro kostet die Ferienbetreuung pro Kind und Woche für all diejenigen, die auch sonst in die Nachmittagsbetreuung gehen. „Wir nehmen aber auch Kinder auf, die nicht bei uns in der Betreuung sind", betont Firmbach. „Diese müssen aber neben den 20 Euro für Verpflegung und Ausflüge weitere 30 Euro pro Woche bezahlen." Das schreibe das Kultusministerium so vor.
Nur 20 Euro pro Kind und Woche
20 Euro für Verpflegung und Ausflüge klingt erstaunlich wenig, aber die Koordinatorin versichert, dass man damit eigentlich ganz gut hinkomme. „Natürlich muss man mit den Ausflügen ein wenig rechnen, aber wir sehen die vier Wochen immer im Ganzen. Wenn in der einen Woche ein Projekt stattfindet, können wir keine zusätzlichen Ausflüge mehr machen. Das wiederum gibt uns etwas finanziellen Spielraum für die nächste Woche." Außerdem könne man mit Gruppentickets gut sparen und bekomme auch Unterstützung von Partnern.
Zu kurz scheint tatsächlich niemand zu kommen, denn Jannik ist „Wiederholungstäter". Er nutzt das Ferienangebot bereits seit zwei Jahren und möchte jedes Mal gerne wieder mitmachen. Besonders freut er sich auf das gemeinsame Frühstück, das die Betreuer mit den Kindern morgens gegen 9 Uhr anrichten. „Die Erfahrung zeigt, dass die Kinder es genießen, in aller Ruhe frühstücken zu können", betont Stephanie Firmbach. Das ist etwas, was viele während der Schulzeit so nicht machen können, weil sie sehr früh raus müssen, um rechtzeitig in der Schule zu sein.
Im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen im Saarland beginnt der Unterricht auf dem Lebacher Schulcampus überall bereits um 7.40 Uhr. „In den Ferien lassen wir den Kindern gerne einfach ein bisschen Zeit, denn während der Schulzeit gibt es ohnehin schon genug Zeitdruck. Den brauchen wir in den Ferien nicht", betont die Leiterin der Betreuung.
Auch in den Ferien können Eltern ihre Kinder bereits ab 7.40 Uhr in die Betreuung bringen, die bis 17 Uhr durchgehend geöffnet ist. Spätestens bis 9 Uhr, also zum gemeinsamen Frühstück, sollten alle Kinder da sein. In der Regel sind immer mindestens drei pädagogische Fachkräfte dabei, bei Bedarf aber auch mehr. Es handelt sich dabei nicht um Honorarkräfte, die extra für den Sommer engagiert werden, sondern um fest angestelltes Personal des CJD. Die Zahl der Betreuer richtet sich nach der Zahl der Anmeldungen. „Theoretisch könnten wir hier am Standort Lebach 50 bis 60 Kinder aufnehmen", erklärt Firmbach. „Tatsächlich haben wir im Moment meist um die 30 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 13 Jahren." Für ältere Kinder gebe es meist keinen Bedarf, da diese sich schon ganz gut alleine beschäftigen könnten.
Der Neunjährige freut sich besonders auf die erste Ferienwoche, denn dann steht nach dem Frühstück ein Hip-Hop-Workshop auf dem Programm, bei dem er unbedingt mitmachen möchte. Täglich kommt eine Hip-Hop-Trainerin und macht mit den Kindern morgens und nachmittags jeweils eine Einheit. Gefördert wird das Projekt vom Kultusministerium. Wer keine Lust auf schweißtreibende Action hat, kann sich anders beschäftigen. „Niemand wird zur Teilnahme gezwungen", erklärt Stephanie Firmbach. „Die anderen Kinder können in der Zeit spielen, malen oder basteln. Wir haben jede Menge Gesellschaftsspiele, einen Tischkicker und ein Billard oder Räume, in denen sich die Kinder auch einfach mal ausruhen können."
Meist problemlose Integration aller Kinder
Wann immer möglich, gehen die Betreuer mit den Kindern raus. „Die Kinder lieben es, zusammen Fußball zu kicken oder auf dem Klettergerüst zu spielen, Eis zu essen oder in den Wald zu gehen. Rund um unsere Aula bietet sich ganz viel an", schwärmt die Leiterin. Deshalb wird vor allem in der zweiten Woche „Spiel und Spaß rund um die Aula" groß geschrieben. „In dieser Woche kommt übrigens auch das Rote Kreuz mit einem Krankenwagen vorbei, den die Kinder kennenlernen und ausgiebig erkunden dürfen." Die dritte Woche steht unter dem Motto Ernährung. Dort ist beispielsweise ein Ausflug in eine Bäckerei geplant oder in eine Eisdiele. In der vierten Woche steht ein Outdoor-Projekt an, bei dem die Kinder in den Wald gehen und unter fachkundiger Anleitung lernen, wie man beispielsweise ein Tipi aufbaut und eine sichere Feuerstelle einrichtet. Außerdem wird gemeinsam im Wald gekocht, und die Kinder bekommen jede Menge Infos, was man so alles im Wald entdecken kann.
Sind die Kinder in oder um die Aula aktiv, wird gegen 13 Uhr zu Mittag gegessen. Der Caterer vor Ort kocht jeden Tag für alle. Zudem gibt es am Nachmittag einen Snack – etwa Kuchen oder Eis. Verhungern wird wahrlich niemand. Wenn es so richtig brütend heiß ist, werden die Aktivitäten auch mal nach drinnen verlegt.
Übrigens: Auch die Integration von Kindern mit Seh- oder Hörschwächen ist in aller Regel kein Problem, wie Firmbach betont. „Kinder sind offener als wir oft glauben. Sie spielen miteinander, und das klappt meist problemlos." Kinder aus sozial schwächeren Familien, für die selbst ein Betrag von 20 Euro pro Woche ein Problem sein kann, bleiben ebenfalls nicht außen vor. Über das sogenannte „Bildungs- und Teilhabepaket" können Betroffene bei den Landkreisen und dem Regionalverband entsprechende Unterstützung beantragen. „Gleiches gilt für Migrationskinder, deren Eltern an einem Deutschkurs teilnehmen oder bei denen es angeraten wäre, dass sie an einer Ferienbetreuung teilnehmen", wie Firmbach betont.