Nicht jede Familie kann es sich leisten in den Ferien wegzufahren. Dennoch müssen auch Kinder aus ärmeren Familien nicht von vornherein darauf verzichten. Alle Landkreise haben Angebote, für die es auch Zuschüsse gibt.
Spanien, Kroatien, Berschweiler – die Ziele des Ferienprogramms des Saarpfalz-Kreises sind ebenso unterschiedlich wie interessant. Das von der Kreisjugendpflege organisierte Programm hat dabei vor allem ein Ziel: „Die Kinder und Jugendlichen sollen die Internationalität, sie sollen Europa kennenlernen", erklärt Sozialdirektor Klaus Guido Ruffing. Er trägt den sperrigen Titel „Geschäftsbereichsleiter Kinder, Jugend, Familie und Gesundheit" und ist beim Saarpfalz-Kreis in Homburg beschäftigt.
Doch nicht nur das: Er hat das Ferienprogramm des Saarpfalz-Kreises auch maßgeblich mitgeprägt. Mit 17 Jahren begann er, sich für Jugendarbeit zu interessieren. Bereits vor seiner Studienzeit und dann regelmäßig während seines Studiums organisierte er kleinere Aktionen. „Das war vor etwa 45 Jahren", erzählt er.
Das Ferienprogramm des Kreises selbst gibt es seit etwa 50 Jahren. Dadurch sind natürlich gewachsene Strukturen vorhanden, also Orte, zu denen es immer mal wieder geht. Der Kontakt zu Partner-Landkreisen etwa in der Ukraine oder Polen soll einer gewissen Nachhaltigkeit dienen. Aber auch Vorfahrten werden unternommen, falls nötig. „Wir fahren nicht ins Blaue", betont Klaus Guido Ruffing.
Tagesfahrten oder mehrtägige Ausflüge
Und so führt das Ferienprogramm die Heranwachsenden diesmal unter anderem in die Vier-Sterne-Camping-Anlage „Nautic Almata". Bei der Fahrt, die sich an 15- bis 17-Jährige richtet, kann beispielsweise Beachvolleyball gespielt werden. Man kann aber auch mit dem Mountainbike über Apfelplantagen düsen oder sich an einer Wasserschlacht beteiligen. Das Camp liegt nahe des Örtchens Empuriabrava an der Costa Brava in Katalonien.
Weitere längere Fahrten in den Ferien führen beispielsweise an die Westküste der istrischen Halbinsel ins Camp Lanterna, wo unter anderem Kajakfahrten und eine Kletterwand direkt am Meer warten. In den großen Metropolen Barcelona und Paris kann man das Stadion Camp Nou besuchen beziehungsweise die Aussicht vom Eiffelturm genießen. Da natürlich auch andere Länder das Herz Europas widerspiegeln, führen weitere Ausflüge beispielsweise ins Natur-Erlebnis-Camp im Hochwald oder ins Summercamp „Heino" in die Niederlande. Diese Ausflüge sollen einerseits dafür sorgen, den gerade politisch wankenden Kontinent kennenzulernen. Auf der anderen Seite spielt selbstverständlich auch der pädagogische Effekt eine große Rolle. Man müsse dabei lernen, eigene Entscheidungen zu treffen. „Nur so erreicht man Autonomie", erklärt der Sozialdirektor. Dass das nicht für alle Kinder und Jugendlichen gleich einfach ist, versteht sich von selbst. Deswegen werden Vorgespräche mit Eltern geführt, bei denen Mütter und Väter dafür sensibilisiert werden, etwa bei starkem Heimweh positiv auf die Kinder einzuwirken.
Neben den mehrtägigen Fahrten in weiter entfernte Reiseziele bietet der Saarpfalz-Kreis auch Tagesfahrten an. Diese führen dann in nähere Destinationen – etwa zum Kanufahren auf die Saar am Wiltinger Saarbogen, zum Musical „Aladdin" nach Stuttgart oder in den Erlebnispark Tripsdrill. Wer es noch näher möchte, kann auch in seinem Heimatort bleiben oder eine Nachbarkommune besuchen. Die Jugendpflege Kirkel organisiert einen Ausflug zum Abenteuerpark nach Jägersburg, die Stadt Blieskastel plant eine Fahrt ins Dynamikum nach Pirmasens, und Bexbach setzt einen Klettertag nur für Mädchen um. Was auch immer: „Wir wollen Abenteuer anbieten", sagt Klaus Guido Ruffing.
Die Kinder und Jugendlichen kommen dabei aus allen sozialen Schichten. Allerdings sei in den vergangenen Jahren ein deutlicher Zuwachs an Kindern und Jugendlichen aus alleinerziehenden Haushalten zu verzeichnen, betont Ruffing. Durch Scheidungen oder Trennungen steige das Armutsrisiko, und für einige Eltern seien gerade die Kosten für die längeren Fahrten schwer finanzierbar. Deswegen bezuschusst der Saarpfalz-Kreis diese mit bis zu 200 Euro – je nach Fahrt. Der Antrag, beispielsweise für ALG-I- oder ALG-II-Empfänger, ist unter www.saarpfalz-kreis.de zu finden.
45.000 Euro an Zuschüssen
„Das Ferienprogramm war von Anfang an für alle Geldbeutel konzipiert", sagt Klaus Guido Ruffing. Er schätzt, dass zwischen 15 und 20 Prozent der Teilnehmer einen solchen Antrag stellen. Finanziert wird der Zuschuss aus dem Jugendhilfe-Etat des Saarpfalz-Kreises, der für die Freizeiten mit etwa 45.000 Euro veranschlagt ist. Natürlich gebe es durch die Anmeldegebühren auch einen Rücklauf dieser Finanzierung. Eine weitere Möglichkeit zur Bezuschussung biete das sogenannte Bundesteilhabegesetz.
Mit den Jugendabteilungen der Kommunen des Kreises stehe man regelmäßig im Austausch. Denn auch die Städte und Gemeinden treten als Veranstalter einiger Fahrten auf. Begleitet werden diese übrigens von Betreuern, die zumeist eine Ausbildung im sozialen Bereich vorweisen können. Innerhalb des Saarpfalz-Kreises wird auch regelmäßig die Möglichkeit angeboten, die Juleica, die Jugendleitercard, zu erwerben. Für Klaus Guido Ruffing ist es dabei wichtig zu erwähnen, dass die Juleica-Inhaber auch den interkulturellen Gruppenleiter ablegen können. Hier werden unterschiedliche Methoden zur Lösung von Problemstellungen in der internationalen Jugendarbeit vermittelt.
Auf jeden Fall böten die Angebote aus den Ferienprogrammen – neben der Sommerzeit gibt es auch Angebote in den Oster- und den Herbstferien – unvergessliche Erfahrungen und Augenblicke. Für ihn selbst war es ein Highlight, im Opel-Werk in Rüsselsheim bei einer „Vermählung" zuzuschauen – also jenem Augenblick, wenn Motor und Karosserie zusammengesetzt werden. Eine Dampferfahrt über den Rhein war für den Sozialdirektor ebenfalls eine Veranstaltung, an die er sich gerne erinnert.
Trotz der teils weiten Fahrten und des Abenteuers ist aber noch nichts Ernsthaftes passiert, wie Klaus Guido Ruffing erzählt. Das Schlimmste war wohl ein Unfall bei einem Fußballspiel, als in einer kurzen Pause ein Kind den Ball unter seinem Fuß wegschoss. Er fiel so unglücklich auf ein anderes Kind, dass dieses sich das Bein brach. „‚De Klaus war nicht schuld‘ sagte das Kind danach", erinnert er sich schmunzelnd. Die Angebote sind immer sehr gut ausgebucht, weswegen sich eine rasche Buchung empfehle.