Sogenannte Shield-Sonnenbrillen im Oversize-Format sind die angesagteste Innovation in Sachen modischer Eyewear. Doch daneben gibt es weitere interessante Trends, die allesamt mehr oder weniger Neuinterpretationen von Retro-Klassikern sind.
Ein Sommer ohne Sonnenbrillen ist möglich, aber er wäre für die meisten Damen nur halb so schön. Denn bei den praktischen Teilen verhält es sich ähnlich wie mit Schuhen oder Taschen, frau kann einfach nicht genug davon haben. Der ursprüngliche Zweck des Schutzes der Augen vor zu starker UV-Strahlung ist längst in den Hintergrund getreten. Stattdessen haben sich die Sonnenbrillen längst den Status eines unverzichtbaren Accessoires erworben, das von Promis jahrzehntelang auch dafür genutzt wurde, sich allzu neugierigen Blicken zu entziehen und dadurch wenigstens einen Rest von Privatsphäre im Blitzlichtgewitter bewahren zu können. Allerdings bewirkte Megastar Rihanna 2017 durch ihren Auftritt auf dem Filmfestival in Cannes mit einem weißgerahmten Micro-Modell auf der Nase eine Trendwende. Die Instagram-Community war hellauf begeistert.
Micro-Sonnenbrillen wurden dann auch der Mega-Trend des Jahres 2018. Sie sind auch im Sommer 2019 nicht gänzlich von der Bildfläche verschwunden, weil einige Labels wie Aalto, Courreges oder Salla Lapointe pfiffige Horizontal-Modelle entwickelt und andere Marken wie Fendi, Saint Laurent oder Each x Other für die Anhängerschaft neue Folge-Pieces präsentiert haben. Aber generell geht diesen Sommer die Post eher Richtung oversized ab. Dabei feiern nicht nur große viereckige Sonnenbrillen – ein zeitloser Klassiker – bei Brands wie Christian Dior, Chanel, Halpern, Burberry oder Boss ihr Comeback. Shield-Sunglasses, die einen Großteil des Gesichts bedecken, sind ebenso ein Renner der Saison. Ihr Hauptkennzeichen ist der Verzicht auf einen die Gläser beidseitig einfassenden Rahmen. Stattdessen wird das Auge gleichsam hinter einem breitflächigen „Schutzschild" verborgen. Ein gewisser Ein- oder Durchblick wird allerdings durch die Transparenz der teilweise farbigen Shields ermöglicht.
Die sportivsten Umsetzungen der Shield-Sonnenbrillen, irgendwo zwischen Surfer-Style und Fitness-Ästhetik der Nullerjahre angesiedelt, ähneln dabei stark den derzeit ebenso angesagten Bicycle-Brillen, wie sie aus dem Profiradsport bekannt sind. In Sachen Größe behaupten Rick Owens, Gucci und Marques’ Almeida die Spitzenposition. Elegantere Shields haben Miu Miu, Prada, Christian Dior oder Tom Ford entworfen. Daneben gibt es aber auch noch dezidierte Sportbrillen mit Shield im Oversize-Format, beispielsweise von MSGM oder Zadig & Voltaire, die bei Bergwanderungen ein optimales Accessoire sein könnten.
Selbst Cat-Eye-Modelle sind aktuell eckig
Auffällig ist, dass der Klassiker Aviator, sprich die Pilotenbrille in Nachfolge der legendären Ray Ban mit dem typischen dünnen Metallgestell und den Gläsern in Tropfenform, diesen Sommer kaum in den Designer-Kollektionen vertreten ist. Nur bei ganz intensivem Nachforschen wird frau einige Modelle bei Labels wie Max Mara, Anna Sui oder Zadig & Voltaire entdecken können. Dafür gibt es jede Menge runde Brillen. Und zwar nicht nur im Stil des kleinen Modells à la John Lennon wie bei Elie Saab oder Arthur Arbesser, sondern durchaus auch im XL-Format wie bei Etro. Wagemutige Damen können sich diesen Sommer weiterhin herzförmige Lolita-Sonnenbrillen, beispielsweise von Balenciaga oder Saint Laurent, aufsetzen oder sich für die alltagstauglicheren Schmetterlings-Sonnenbrillen von Coach oder Prada entscheiden. Zumal der Schmetterling als schmückendes Detail diesen Sommer in der Mode ja ohnehin besonders angesagt ist.
Etwas ausgefallen sind die Flat-Top-Sonnenbrillen, bei denen die obere Kante komplett horizontal und schnurgerade von einem Augenrand bis zum anderen reicht. Sie verleihen der Trägerin einen coolen und gleichermaßen modernen Touch. Schöne Stücke haben beispielsweise Guy Laroche, Courreges oder Sally LaPointe in ihrer aktuellen Kollektion. Wer es lieber eckig oder geometrisch mag, der hat diesen Sommer die Qual der Wahl.
Das Magazin „Elle" hat dabei vor allem die Hexagon-Sonnenbrille in ihr Herz geschlossen und auf die Neugestaltung der Ray Ban in Sechseck-Form verwiesen. Sogar den Klassiker Cat Eye gibt es aktuell in eckiger Umsetzung. Aber natürlich können Cat-Eye-Anhänger auch die traditionelle Variante dank Brands wie Sonia Rykiel, Oscar de la Renta oder Michael Kors käuflich erwerben. Ziemlich sophisticated kommen dreieckige Modelle daher, die ihrer Trägerin einen mehr oder weniger starken avantgardistischen Anstrich verleihen. Unauffällig ist jedenfalls anders, selbst auf den Laufstegen von Burberry oder Marni fiel diese Brillenform deutlich aus dem Rahmen des Gewöhnlichen. Wesentlich einfacher kann frau es sich da schon mit rechteckigen Sonnenbrillen machen, deren Kanten wahlweise scharf geschnitten (wie bei Self-Portrait) oder etwas abgerundet sein können (wie bei Y/Project).
Natürlich haben die Designer auch wieder jede Menge untragbare Show-Pieces präsentiert, die als Statement-Brillen zu bezeichnen nicht zutreffend ist. Extrem-Bling-Bling trifft den Nagel schon besser auf den Kopf. Kaum eine Lady dürfte sich mit den von Glitzerteilen rundum verzierten Brillen von Dolce & Gabbana, Prada, Jeremy Scott oder Givenchy auf die Straße trauen. Denn sie überschreiten schon deutlich die Grenze zum Kitsch.
Was Farben und Muster betrifft, so sind diesen Sommer rote Rahmen und schwarze Gläser sehr angesagt. Auch gelbe Gläser in Reminiszenz zu den 90er-Jahren haben wieder Hochkonjunktur (Max Mara, Emporio Armani oder Prada). Auch Two-Tone-Gläser tauchen in Kollektionen von Etro, Miu Miu oder Emporio Armani auf. Sonnenbrillen mit verspiegelten Gläsern nicht zu vergessen. Bei den Mustern haben nach wie vor Animal Prints sowie Polka Dots (Fendi) die Nase vorn.