Das Restaurant „Café Kostbar" im Nauwieser Viertel hat längst die Zeichen der Zeit erkannt. Seit acht Jahren präsentieren Calogera Lunetta und Gerd Kühn spannende Kreationen für Vegetarier und Veganer. Etwa 80 Prozent aller Gerichte sind fleischlos.
Die Nauwieserstraße 19 ist das Herz des Saarbrücker Viertels, in dem sich vor allem viele junge Leute, Künstler und Alternative niedergelassen haben. Das Viertel steht nicht für Mainstream. Hier gibt es kleine Cafés, Bars und auch viele kleine Geschäfte, die die Produkte von Genusshandwerkern vertreiben. Auch der erste Laden, der auf sämtliche Plastikverpackungen verzichtet, „Unverpackt", hat hier seine Heimat. Und seit vielen Jahren das Restaurant „Café Kostbar".
Anfangs war es eher ein Café mit kleinen Snacks. Doch schon vor 25 Jahren herrschte hier, in diesem herrlichen Innenhof, immer reges Treiben. Von Anfang an war es beliebter Treffpunkt – nicht nur der Bewohner des Viertels. Das ist bis heute so.
Wunderschöner Innenhof
In den vergangenen Jahren hat sich allerdings das Konzept verändert und zwar ab dem Zeitpunkt, als Calogera Lunetta und Gerd Kühn den Betrieb übernahmen. Carlogera Lunetta: „Ich arbeitete hier schon als Studentin. Meine frühere Chefin wollte irgendwann aufhören und fragte mich, ob ich das ,Café Kostbar‘ übernehmen wolle. Nach längerer Überlegung entschieden wir uns dann dafür, dies zu tun. Ich wollte hier meinen eigenen Traum verwirklichen. Meinen Traum, eine größtenteils vegane und vegetarische Küche anzubieten."
Aus dem ehemaligen Café wurde mehr und mehr das Restaurant „Café Kostbar". Die beiden Betreiber sind bemüht, mit fair gehandelten Lebensmitteln zu arbeiten und mit vielen Bioproduzenten der Region. „Wir haben bereits viele regionale Produkte. Und wir werden von Jahr zu Jahr besser", betont Gerd Kühn.
Das Haus verfügt über einen großen Raum in der ersten Etage – ideal für ein Restaurant –, der vor allem abends gebucht wird. Rund um die Theke dagegen herrscht eher eine lockere Bistro-Atmosphäre. Im Sommer sitzen die Gäste vorwiegend in dem wunderschönen großen Garten. Im Schatten zweier großer Linden, umrahmt von Pflanzenkübeln, hat das etwas sehr Mediterranes.
Die volle Auswahl gibt’s nur am Abend
Um ihren Traum zu verwirklichen, haben Lunetta und Kühn viel Arbeit und auch Geld in das Haus gesteckt. Die Küche musste mithilfe eines aufwendigen Umbaus vergrößert werden. Es dauerte auch eine gewisse Zeit, bis das Küchenteam stand, das die neue Philosophie des Hauses verinnerlicht hatte. Doch seit ein paar Jahren passt alles. Die Speisekarte des Hauses unterscheidet sich deutlich am Mittag und am Abend. Wer die volle Bandbreite erleben möchte, sollte unbedingt abends einen Tisch buchen. Dann findet man all die Spezialitäten, für die das „Café Kostbar" sich mittlerweile einen Namen gemacht hat.
Mittags gibt es eine wechselnde Auswahl an Gerichten, die auf einer Tafel nachzulesen sind. Am Tag meines Besuchs etwa schwäbische Flädlesuppe und griechischen Bauernsalat, Pasta „Pesto rosso" mit grünem Spargel, getrockneten Tomaten, Frühlingszwiebeln und gerösteten Pinienkernen – ein ausgezeichnetes veganes Gericht. Zudem Zucchini-Lasagne mit Bio-Walnuss-Gorgonzolasoße und geschmorten Kirschtomaten vom Strauch. Für Fleischesser gab es ein Wildschweinragout.
Was vegane und vegetarische Gerichte angeht, setzt das „Café Kostbar" durchaus Standards. Lunetta und Kühn haben an sich selbst den Anspruch, dass ihre Gäste unverwechselbare Gerichte finden, die es so auch nur in ihrem Restaurant gibt. So findet sich bei den Vorspeisen etwa eine „Petit Plate Oriental" – mit Hummus, Auberginen-Paprika-Mousse, mariniertem Schafskäse und Oliven. Auch eine Käseplatte steht unter Vorspeisen, von ihrem regionalen Partner Hirztaler. Die Gäste haben zudem die Auswahl zwischen fünf Salaten. Gerade jetzt zur Sommerzeit sind sie natürlich die Renner. Pasta gibt es in drei Variationen. Die Stammgäste schauen natürlich unter der Rubrik „Kostbar à la Carte". Dort findet sich etwa die „Menage-à-trois". Das sind Riesenpilze vom Alt-Saarbrücker Bio-Pilzzüchter Mirko Kalkum mit hausgemachtem Gartenkräuter-Frischkäse, mediterraner Lasagne und mediterranem Gemüsepäckchen. Oder Sellerieschnitzel im Parmesanmantel mit Kräutersoße an Nudelnest und grünem Spargel. Berühmt sind auch mittlerweile ihre „Türmchen" mit viel Gemüse oder ihre Gemüsepäckchen. Etwa die auf mediterrane Art zubereitete Variante mit Grillgemüse und Ziegenfrischkäse vom Birkenhof auf Kräutercreme und Polentaschnitten.
Weinkarte zu 100 Prozent bio
Es wird nicht nur einfach ein Gericht ohne Fleisch angeboten, wie vielerorts. Hier finden Vegetarier und Veganer wirklich kreative Kreationen. Auf der Karte gibt es dazu jede Menge Angebote, und nahezu alles in Bio-Qualität. Das gehört hier zur Firmenphilosophie. Bei kleinen Betrieben kaufen, die sich ihrem Produkt verschrieben haben. Edelpilzzüchter Mirko Kalkum, Neukahlenberger Hof, von denen auch der Apfelsaft kommt, Birkenhof oder Hirztaler sind hier nicht die einzigen Adressen, die für Top-Produkte stehen.
Die Weinkarte besteht sogar ausschließlich aus Bio-Weinen. Das war nicht einfach und ein langer Weg, wie Kühn stolz erzählt: „Seit einem Monat ist unsere Weinkarte zu 100 Prozent bio. Das hat zwar mehr als sieben Jahre gedauert, aber es war immer unser Ziel." Die Weißweine beziehen sie alle direkt ab Weingut, bei den Rotweinen sind es die meisten. Sogar der Kochwein in der Küche ist ein bio-zertifizierter.
Samstags und sonntags gibt es im „Café Kostbar" immer große Buffets. Samstags ist dies ein Frühstücksbüfett, sonntags ein Brunch. Die Gäste nehmen das ganz hervorragend an. Lunetta und Kühn überraschen ihre Gäste immer wieder mit ihren Spezialitäten. Zwar gibt es auch einige Fleischgerichte, 80 Prozent der Gerichte sind jedoch für Vegetarier geeignet. Im Nauwieser Viertel ist eben vieles anders. Das „Café Kostbar" ist ein perfektes Beispiel dafür.