Schon seit einigen Jahren hat sich Frank Matvos mit seinem Label einen Namen gemacht. Jetzt hat er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Janine Ziegler ein gleichnamiges Geschäft in Geislautern eröffnet.
Im Saarland eröffnen immer mehr kleine Geschäfte, die es sich zum Ziel gesetzt haben, mit gesunden Lebensmitteln zu handeln. Nicht nur in den hippen Vierteln größerer Städte kann man diese Entwicklung beobachten, auch auf dem Land tut sich da vieles. Erst am vergangenen Sonntag eröffnete in Geislautern ein solcher Laden: „Genuss aus dem Warndt."
Bisher war Frank Matvos als Lieferant guter Produkte für andere kleine Lädchen bekannt. Jetzt hat er seinen eigenen Laden und freut sich auf die Zusammenarbeit mit vielen Menschen, die sich Gedanken um gute Produkte machen. Zudem ist es den beiden wichtig, in Schulen und Betrieben Fortbildungen zum Thema Nachhaltigkeit zu organisieren. Beispielsweise in der Schule in Ludweiler.
Matvos ist gelernter Bäcker und Konditor. Seine Lehre hat er in einer Bäckerei in Ludweiler gemacht, die heute allerdings nicht mehr existiert. Nach seiner Ausbildung war er ein halbes Jahr als Bäcker in London. Überhaupt ist er ziemlich herumgekommen. Lange Jahre lebte er in Südafrika, in Hamburg und in Büsum. Als er damals aus London zurückkam, merkte er allerdings, dass es mehr geben müsse als das Bäckerhandwerk: „Ich habe festgestellt, dass nicht das Backen meine große Liebe ist, sondern das Formen und Gestalten."
Deshalb entschloss er sich zu einem Design-Studium. Schon früh entwickelte er zudem ein Faible für hochwertige Lebensmittel. Bei der Bundeswehr kochte er vier Jahre lang im Offizierskasino, danach landete er irgendwie in Büsum. Damals machte er unter anderem schon seinen Senf selbst, natürlich nur mit herausragenden Zutaten. In Büsum fand er Freunde, die ein Lebensmittelgeschäft betrieben. Für sie machte er einmal fünf Gläser Senf, die gut ankamen. Und so wurden es über einen Zeitraum von sechs Monaten 200 bis 300 Gläser – täglich.
Matvos machte sich selbstständig und gründete eine kleine Manufaktur im Norden. Bald schon kamen größere Firmen auf ihn zu, und die Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf. Eine Gewürzmanufaktur wollte seine unterschiedlichen Senfkreationen: Eine Hamburger Firma stand auf der Matte, selbst die Gemeinde wollte Senf von ihm. Und Matvos produzierte immer mehr.
Eine erste kleine Manufaktur entstand im hohen Norden
Von Anfang an achtete er auf Nachhaltigkeit, suchte sich die richtigen Zulieferer. Bei Biobauern etwa. Auch im Ausland wurde er fündig, gerade bei der Suche nach dem viel intensiveren, aber auch sehr teuren schwarzen Senf. Es dauerte nicht lange, da kamen Marmeladen und Chutneys hinzu. Oben an der Nordsee, gerade in Büsum, gibt es viele Krabbenfischer. Die Leute dort mögen Krabben und essen sie fast täglich. Also machte er Gläser mit Krabben in Aspik. Oder in Erdnussöl mit Gewürzmischung. „Das war der Knaller", schmunzelt er. Das war von 2013 bis 2017.
Doch wie bei so vielen Saarländern auch, zog es ihn irgendwann wieder heim. 2017 kehrte er in den Warndt zurück. Zuerst ließ er den Betrieb im Norden weiterlaufen. Doch dann hatte er ein einschneidendes Erlebnis: „Auf einem Weihnachtsmarkt in Emmersweiler stellte ich einige meiner Produkte vor. Ich entwarf das Logo „Genuss aus dem Warndt" und meldete es als Patent an." Er setze noch einen Likör an, brachte Marmeladen mit, und mit einem kleinen Portfolio ging es dann zum Weihnachtsmarkt. Und das hatte Erfolg.
An diesem Tag entschloss er sich, sein Geschäft künftig im Saarland zu betreiben. Er verkaufte im Norden alles und konzentriert sich seither auf die regionalen Produkte aus dem Warndt. Dabei verzichtet er auf jegliche Trennmittel, Riesel- und Fließhilfen, wie sie in der industriellen Produktion verwendet werden. Die kleine Manufaktur aus dem Warndt verzichtet natürlich auch auf Geschmacksverstärker, Hefeextrakte, Aroma- und Konservierungsstoffe. Ganz nebenbei sind fast alle Inhaltsstoffe vegan. Dazu sind alle Produkte mit viel Leidenschaft und Liebe gemacht. Vor ein paar Monaten nun ergab sich die Chance, ein großes Ladenlokal in Geislautern zu mieten. Frank Matvos und seine Lebensgefährtin Janine Ziegler zogen neue Wände ein und renovierten das Geschäft von Grund auf. Im hinteren Teil sind die Produktion und das Lager, im vorderen der Verkaufsraum. Von diesem kann man – durch große Fenster – die Produktion beobachten. Alles ist hell und einladend. Auch weiterhin werden natürlich kleine Läden beliefert, denn, die Marke „Genuss aus dem Warndt" hat sich längst einen Namen gemacht. So beziehen etwa „Emma" und das „Teehaus" in Heusweiler Produkte von hier. Vor ein paar Wochen eröffnete das Karlsbrunner Wildparkbüdchen. Auch sie beziehen viele Produkte aus Geislautern, selbst die Sauce für die Currywurst.
Das Portfolio von Frank Matvos wurde sukzessive erweitert. Neben Senfvariationen gibt es hier unterschiedliche Marmeladen, Liköre, Gewürze, Chutneys, Nudeln, Whiskeys, Saucen, Hausmannskost in Gläsern und wohl bald noch mehr. Denn vor ein paar Wochen machte Matvos einen Schmiedekurs in der Völklinger Hütte. Aus reinem Interesse, drei Tage mit der Kunstschule von Saarbrücken. „Dort lernte ich Eugen Schwamm von der Metzgerei Schwamm kennen", erzählt er. „Eugen brachte für die Mittagspause Lyoner mit. Ich hatte natürlich Senf dabei. So kamen wir ins Gespräch. Und ich entwickelte für die Firma Schwamm den Lyonersenf und den Steaksenf. Den kann man dort jetzt kaufen. In Gläsern mit Pfand, die man zurückbringen kann. Auch das kam bei Schwamm gut an."
Bei Marmeladen auch Kreationen für Kinder
Matvos sucht sich immer wieder Partner, für die er ein Geschäftsfeld in Eigenregie abwickelt. Vom eigentlichen Produkt über das Layout – wenn es sein muss, auch bis zum Verschicken an die Kunden. Im vorigen Jahr stellte er seine Produkte in einem kleinen Lädchen im Saarbrücker Nauwieser Viertel vor. Dort lernte er Patrice Bies von der Bliesgau-Ölmühle kennen, und auch sie kamen schnell ins Geschäft. Der „Saarsenf" stammt jetzt aus dem Warndt. Auch für größere Firmen in Rheinland-Pfalz produzieren sie schon, aber auch für den Biobauer Marcus Comtesse in Wadgassen. Matvos ist sehr glücklich über diese Zusammenarbeit: „Wir machen mit ihm Feldbegehungen und beziehen auch Senfsaaten von Comtesse. Und immer mehr Bioprodukte von ihm, die wir gut gebrauchen können. Aber auch mit konventionellen Bauern arbeiten wir zusammen. Wir beliefern ja auch viele Restaurants im Saarland, etwa ,Wern’s Mühle‘ im Ostertal."
Die Frau an Franks Seite ist Janine Ziegler. Seit ein paar Wochen arbeitet sie im Betrieb mit. Sie stammt von der Elbe und kam über Bayern ins Saarland. Sie selbst entwickelt auch sehr gerne neue Produkte. Janine lacht: „Der neue Erdbeerlikör ist meine Kreation. Frank sieht halt die Produktpalette aus Männersicht. Ich habe da die Frauensicht auf die Dinge. Und den Frauen gefällt unser Erdbeerlikör. Die Currywurstsauce mache ich auch, mittlerweile ein Renner bei uns. Auch Kreationen für Kinder mache ich gerne, etwa bei den Marmeladen."
Das Sortiment wird täglich größer, und es wird nachhaltig gedacht. Alles gibt es nur in Pfandgläsern. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, denn der Endverbraucher kann viele schmackhafte Dinge auch in kleinen Mengen kaufen.
Rolf Klöckner ist Ehrenmitglied des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften. Entscheidend für die Ernennung waren seine langjährigen und erfolgreichen Bemühungen, Kindern das Kochen als grundlegende Kulturtechnik zu vermitteln.