Kay Gundlack aus Mecklenburg-Vorpommern fertigt Schuhe mit Herz und Stil. Rund 30 Stunden braucht es von der ersten Idee bis zum fertigen Maßschuh aus der Schuhmanufaktur.
Inmitten der idyllischen Fachwerkhäuser der historischen Altstadt von Parchim, gleich neben der St. Marienkirche, betreibt Kay Gundlack seine Schuhmanufaktur – ein Atelier mit besonderem Charme. An den Wänden hängen von Hand geschriebene Dankesgrüße auf Fotos berühmter Stars. Ein Raum, der anheimelnde Wärme ausstrahlt, nach Holz und Leder riecht und erahnen lässt, dass es hier um eine Passion geht.
Aufgerichtet, galant, heute im weißen Hemd und mit blitzblanken Schuhen, steht Kay Grundlack an eine alte Nähmaschine gelehnt und erzählt seine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte. Und die zielt, wie er meint, auf unsere Füße. Diese würden oft nicht beachtet, unterschätzt und meist in „unpassendes" Schuhwerk gepresst. „Ich will den Schuhen den Status zurückgeben, der ihnen gebührt. Unsere Füße haben mehr Sinneszellen als unser Gesicht. Die Vielzahl von Knochen, Gelenken, Muskeln sowie Bändern und Sehnen machen sie zu einem ausgeklügelten Meisterwerk. Deshalb sollten die Füße ihren täglichen schweren Dienst auch in Meisterwerken vollbringen", betont Kay Gundlack. Ein perfekt angepasstes Fußbett, edle Materialien, außergewöhnliches Design und handwerkliche Qualitätsarbeit bis ins kleinste Detail, dafür stehen seine Schuhe.
Kay Gundlack wusste schon früh, was er einmal werden will. Mit fünf Jahren besuchte er mit seiner Kindergartengruppe einen Schuster und durfte ihm bei seiner Arbeit über die Schulter schauen. „Dieser Ledergeruch, die faszinierende Nähmaschine, das wohl geordnete Werkzeug begeisterten mich sofort. Mir war klar, das ist mein Ding, und mein Berufswunsch stand fest. Ich besuchte den Schuster regelmäßig, durfte später sogar an seiner Maschine kleine Nähte nähen." Nach seiner Lehrausbildung zum orthopädischen Schuhmachergesellen war er 15 Jahre als Orthopädie-Schuhtechniker tätig. Danach erfüllte er sich den Traum von einer eigenen Manufaktur. Der anfängliche Weg in die Selbstständigkeit war nicht leicht. Doch der junge Unternehmer ließ sich nicht unterkriegen. Inzwischen hat er sich längst einen Namen gemacht.
Kay Grundlack ist heute Deutschlands Promischuster. Seine individuell gebauten, hochwertigen Maßschuhe ziehen inzwischen Kunden aus der ganzen Welt an. Sie kommen aus den größten Städten des Landes, aus der Schweiz, den Niederlanden oder Italien. Männer wie Frauen, Geschäftsleute, Golfer, Schauspieler, Sänger, Tänzer. Prominente wie Thomas Gottschalk, Joachim Llambi, der verstorbene italienische Meisterkoch Pino Persiko, Luigi Colani, Katja Flint, Xenia Seeberg, Sabrina Setlur, Florian Silbereisen oder Stargeiger David Garrett, der schon das sechste Paar von Kay Gundlack trägt.
Er will der Region etwas Besonderes geben
Mit David Garrett explodierte sein Schuhmacherhandwerk. „Ihn als Referenz zu haben, war wie ein goldenes Ei. Er trägt nur meine Schuhe, zumeist sind es die Boots. David sagt, was er will, und wie die Stiefel aussehen sollen, ich entwerfe sie. Das ist echt cool, denn ich habe immer freie Bahn. Wenn ich seine Schuhe anfertige, höre ich immer seine Musik, kann mich so besser ganz in ihn hineinversetzen. Auch die Handschuhe, die er trägt, habe ich gefertigt. Wir kennen uns seit zehn Jahren und sind Freunde geworden."
An die 500 Kunden haben bei ihm maßgeschneiderte Schuhunikate bestellt. Am liebsten besucht er seine Kunden persönlich, berät sie fachlich und entwirft mit ihnen gemeinsam eine präzise Zeichnung des gewünschten Schuhs. Der Kunde kann sogar im weiteren Arbeitsprozess dabei sein, die einzelnen Schritte begleiten oder auch selbst mit Hand anlegen.
Rund 30 Stunden braucht der Schuhmacher von der ersten Idee bis zum fertigen Maßschuh. Ob feinste Businessschuhe, robuste Lederstiefel, leichte Sandaletten und Slipper, elegante Hochzeitsschuhe oder Golfschuhe – allesamt sind handgefertigt. Sohle, Fußbett und Schaft jedes Schuhs werden mit der Hand ausgeschnitten, geschärft und gesteppt. So entsteht ein zu 100 Prozent auf den Kunden abgestimmtes anatomisches Fußbett, das mögliche Fehlstellungen der Füße korrigiert. Auch das edle Leder, das vielfach von ausgesuchten Rindern stammt, ist handverlesen. Ebenso sind Lederarten vom Dachs und Strauß, vom Boxkalb, Hai, Perlrochen und Kaiman oder das Pferdeleder Cordovan beliebt. Die Damen bevorzugen Nappa- und Ziegenleder. Oder das sehr dünne, jedoch strapazierfähige Känguruleder. „Das erste Paar liefere ich stets persönlich aus, um den Schuh an den Fuß anzuformen. Und weil ich die Emotion liebe, wenn der Kunde den Karton auspackt. Dabei bin ich selbst immer total aufgeregt, weil so viel Herz drinsteckt."
Wenn Kay Gundlack heute auf 15 erfolgreiche Jahre zurückblickt, ist das seiner Hingabe und Willenskraft geschuldet. „Die Firma habe ich aus dem Nichts geschaffen. Da braucht man Dampf. Ich mach das mit Liebe, mit Freude und tiefer Dankbarkeit. Mal bin ich bei einem Millionär, ein anderes Mal stehe ich vor der Tür einer Plattenbauwohnung, weil jemand nur meinen Rat für einen orthopädischen Schuh wünscht." Die Auftragslage ist stetig steigend. Dabei hebt Gundlack keineswegs ab, sondern steht mit beiden Beinen im Leben.
Obwohl er große Projekte plant, Showrooms in Berlin, Hamburg, München, hat er nicht die Absicht, aus Parchim, seinem Lebensmittelpunkt, wegzuziehen. Seine ruhige Ausstrahlung und Bodenständigkeit haben vielleicht auch mit seiner Heimat zu tun. Er will der Region etwas Besonderes geben und Mut machen. „Hier in Parchim fühle ich mich wohl und habe die beste Inspiration für die Kreationen meiner Schuhe", sagt der Schuhmacher. „Ich lebe meinen Traum und ich danke dem, der mich nicht aufwachen lässt", sagt der sympathische Mittvierziger. Dabei lächelt er verschmitzt, als könne er es selbst noch immer nicht glauben.
Weitere Infos unter: www.kg-schuhmanufaktur.de