Als die Raumfähre der Apollo-11-Mission am 20. Juli 1969 auf dem Mond aufsetzte, hielt die ganze Welt gespannt den Atem an. Für immer bleiben die Namen Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins mit diesem Ereignis verbunden. Ein Porträt der drei Astronauten.
Ais Apollo 11 hatte das amerikanische Militär beim Raumfahrt-Progamm der USA das Sagen. Alle Astronauten gehörten den diversen Waffengattungen an und zählten zu den erfahrensten Piloten. Deshalb war es fast der Bruch mit einer Tradition, dass der Zivilist Neil Armstrong als erster Mensch auf dem Mond von der Nasa ausgewählt wurde. Wobei: Das mit dem Zivilisten stimmt nur teilweise, denn während des Koreakrieges flog Arm-strong 78 Einsätze als Marine-Kampfflieger. 1952 hängte er die Uniform an den Nagel, machte aber im Prinzip mit dem weiter, was er als Soldat auch getan hatte: Er flog riskante Einsätze.
Im Auftrag der amerikanischen Regierung wurde er 1955 als Testpilot eingestellt und sorgte dabei für internationale Aufmerksamkeit, als er mit dem Raketenflugzeug X-15 eine Höhe von 63 Kilometern erreichte und sein Geschwindigkeitsmesser 6.419 Kilometer in der Stunde anzeigte, also die fast sechsfache Schallgeschwindigkeit. Damit bewegte sich Armstrong voll in seinem Element, denn alle, die ihn näher kannten, berichteten, dass das Fliegen sein Leben war. Die Flüge der X-15, die vom Superbomber B52 in große Höhen transportiert wurde, um von dort aus zu starten, dienten bereits dem Weltraumprogramm. Es war deshalb nur folgerichtig, dass Armstrong 1962 in die Astronautenmannschaft aufgenommen wurde.
Armstrong brachte nichts aus der Ruhe
Er war übrigens nicht der typische Haudegen, wie es viele unter den Kampfpiloten gab. Im Gegenteil gab er sich sehr zurückhaltend, heute würde man sagen „cool". Diese „Coolness" half ihm, mehrere schwierige Situationen zu überstehen. 1966, als er als Kommandant von Gemini 8 das erste sogenannte Weltraum-Rendezvous mit einer unbemannten Agena-Rakete vollbrachte, kam es zu einem schwerwiegenden Zwischenfall. Die Gemini-Agena-Kombination begann heftig um die eigene Achse zu rotieren, sodass Armstrong das Raumschiff von der Agena trennte, um danach vorzeitig im Pazifik notzulanden.
Im Mai 1968, also ein gutes Jahr vor der Mondlandung, testete Armstrong eine Forschungs-Mondlandefähre auf der Ellington Air Base nahe Houston, als das Gerät nicht mehr steuerbar war und der Astronaut 200 Meter über dem Boden den Schleudersitz betätigte und herauskatapultiert wurde. Einen Tag danach soll er bereits wieder im Cockpit eines Flugzeuges gesessen haben. Arm-strong bewies wie so oft, dass er mit äußerst gefährlichen Situationen umgehen konnte. Das war vielleicht auch einer der Gründe dafür, dass er – und nicht Buzz Aldrin – Kommandant von Apollo 11 wurde und als erster Mensch den Mond betreten konnte.
Es gab zwar Gerüchte, Armstrong habe bei der Nasa interveniert, als Erster den Fuß auf den Mond setzen zu können. Das allerdings wurde von der Raumfahrtbehörde klar dementiert. Auch wenn es möglicherweise hinter den Kulissen Irritationen gegeben haben könnte, denn Aldrin war sehr von sich überzeugt und ein ganz anderer Typ als der scheue Armstrong. Auch er diente als Kampfflieger in Korea und brachte es auf 66 Einsätze.Darüber hinaus konnte er auf eine lupenreine wissenschaftliche Ausbildung verweisen. 1963 promovierte er über das Thema „Rendezvous von Raumfahrzeugen auf Erdumlaufbahnen" am weltberühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. Außerdem hatte er es bis zum Oberst gebracht und war damit sicherlich die erste Wahl des Militärs, Kommandant von Apollo 11 zu werden.
Aber es kam anders, weil die Nasa vermutlich für die Landung auf dem Mond und den ersten Ausflug auf dem Erdtrabanten einen coolen Technokraten wollte. Eine richtige Entscheidung, denn unmittelbar vor dem Aufsetzen der Mondfähre im vom Computer vorgesehenen Gebiet stellte Armstrong fest, dass im Landekrater große Felsbrocken im Weg lagen. Für kurze Zeit glühte der Sprechfunkverkehr mit dem Mission Control Center in Houston, aber Armstrong schaltete kaltblütig auf Handsteuerung um, flog etwa 500 Meter weiter und brachte die Fähre sicher zu Boden. Dann kam der ersehnte Funkspruch „Houston, the eagle has landed" – der Adler war gelandet. Es hätte auch anders kommen können, denn der Treibstoff reichte gerade noch für etwa 30 Sekunden. Die Alternative wäre dann der sofortige Rückstart zur Kommandokapsel gewesen. Später sagte Armstrong, dass die Landung der gefährlichste Teil der gesamten Reise gewesen sei – mit einem 50-Prozent-Risiko zu scheitern.
Armstrong stach Aldrin aus
Und dann kam der Moment, den etwa 500 Millionen Menschen weltweit live vor dem Fernseher verfolgten: der erste Schritt von Armstrong auf den Mond mit dem berühmten Satz „That’s one small step for (a) man – one giant leap for mankind" („Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen – ein Riesensprung für die Menschheit"). Später wurde heftig darüber spekuliert, ob der Satz spontan oder von der Nasa vorgegeben war. Armstrong selbst wurde in der letzten Pressekonferenz vor dem Start gefragt, was er denn sagen würde. Er antwortete trocken: „Ich habe mir noch nichts überlegt". Er hat dieses Geheimnis stets für sich behalten. 2012 ist Neil Armstrong im Alter von 82 Jahren gestorben.
Buzz Aldrin, inzwischen 89 Jahre alt, haderte wohl zeitlebens mit seiner Rolle, nur die Nummer zwei gewesen zu sein. Er war psychisch angeschlagen und hat wohl auch zu viel Alkohol getrunken. Vielleicht ein Grund dafür, dass seine drei Ehen gescheitert sind. In den Jahren nach Apollo 11 hat er ein zielloses Leben geführt, aber immerhin schaffte er es, 2016 als damals ältester Mensch der Welt eine Reise zur Amundsen-Scott-Südpolstation zu unternehmen. Eine gewisse Genugtuung, aber dennoch ein Riesenschritt vom Ruhm Armstrongs entfernt. In einem „Spiegel"-Interview hat er zwar gesagt, dass er nie die Nummer eins sein wollte, aber so recht nimmt ihm das bis heute niemand ab.
Aber es waren ja drei Astronauten, die zum Mond flogen, auch wenn der dritte, Michael Collins, immer im Hintergrund blieb. Er war der Pilot der Kommando-kapsel Columbia und damit sozusagen der Chauffeur, der die beiden anderen zum Mond brachte. Bei seinen Umkreisungen wartete er einsam und geduldig in der Umlaufbahn und absolvierte danach den Rückflug zur Erde problemlos.
Auch Collins war ursprünglich Militär- und Testpilot. Der Oberstleutnant kam 1963 zur Nasa, sammelte Erfahrungen beim Gemini-Projekt und gehörte 1968 zum Team von Apollo 8, dem ersten Direktflug zum Mond – allerdings ohne Landung. Aber aus dem Flug wurde nichts, denn Collins bekam, wie so viele ganz normale Erdbewohner auch, Bandscheibenprobleme, wurde operiert und musste eine Halskrause tragen.
Collins Rolle nicht weniger wichtig
Immerhin konnte er seine Probleme schnell überwinden und wurde Ende 1968 als Pilot der Kommando-Kapsel von Apollo 11 nachnominiert. Später baute er das National Air and Space Museum in Washington auf, übrigens ein Muss für jeden, der in die amerikanische Hauptstadt kommt und sich für Luft- und Raumfahrt interessiert. Die Exponate reichen von der Spirit of St. Louis, mit der Charles Lindbergh am 20. Mai 1927 als Erster den Atlantik überquerte, bis zur original Columbia-Raumkapsel von Apollo 11.
Eingeweiht wurde das Museum kurz vor der 200-Jahr-Feier der USA. Dort traf ich Mike Collins zufällig im Aufzug, aber außer einem kurzen „Hello" und meinem Hinweis, bei seinem Flug als Reporter mitgezittert zu haben, bestand leider keine Zeit für ein längeres Gespräch.
Er war immer ein freundlicher und sehr gelassener Mann. Selbst der Fauxpas von Präsident Nixon, ihn bei einer Schalte zum Mond zu vergessen, hat ihn nicht aus der Fassung gebracht. In Interviews hat er immer wieder betont, dass für Apollo 11 drei Astronauten nötig waren und er mit seinem Anteil zufrieden war. Heute ist er 88 Jahre alt. Beim Militär hat er übrigens seinen Kollegen Aldrin überholt. Sein letzter Dienstgrad war Generalmajor – zwei Sterne mehr als bei Colonel Buzz Aldrin.