Der Mond entstand vor 4,4 Milliarden Jahren aus einer gewaltigen Kollision heraus. Ohne ihn wäre das Leben auf unserem Planeten in der jetzigen Form gar nicht denkbar. Doch nicht nur deshalb ist der einzige Erdtrabant so wertvoll. Er birgt auch Bodenschätze.
Als 1969 die ersten Menschen auf dem Mond landeten, gehörte zu den Zielen der amerikanischen Apollo-Mission auch, Beweise für die bis dahin gängigsten Theorien zur Entstehung unseres Erdtrabanten zu liefern. Das Gegenteil war der Fall, denn die Auswertungen der gesammelten Proben warfen vielmehr nur neue Fragen auf. Bis zu diesem Zeitpunkt galten bei den Wissenschaftlern drei Theorien als die wahrscheinlichsten: die Abspaltungs-theorie – von einer heißen, flüssigen und schnell rotierenden Protoerde schnürte sich ein „Tropfen" ab und bildete den späteren Mond; die Einfangtheorie – Erde und Mond entstanden unabhängig in verschiedenen Regionen des Sonnensystems, und die Erde fing den Mond irgendwann bei einer engen Begegnung durch ihre stärkere Gravitation ab; sowie die Schwesterplanet-Theorie, nach der Erde und Mond gleichzeitig und nahe beisammen entstanden.
Alle drei Theorien wurden inzwischen widerlegt, ebenso wie viele weitere. Mittlerweile gehen die Forscher davon aus, dass der Mond vor rund 4,4 Milliarden Jahren durch die Kollision eines vermutlich mars-ähnlichen Körpers – oftmals Theia genannt – mit der Protoerde entstanden ist. Durch den Frontalaufprall entstand derart viel Energie, dass sowohl die Erde als auch Theia komplett aufgeschmolzen wurden und sich neu durchmischten; ein Teil der Materie gelangte in eine Umlaufbahn um die Erde und ballte sich dort innerhalb weniger zehntausend Jahre – astronomisch ein Wimpernschlag – zum Mond zusammen. Das würde auch erklären, weshalb sich Erd- und Mondgestein relativ ähnlich sind. Die Wissenschaftler gehen heute außerdem davon aus, dass der Mond noch mindestens 100 Millionen Jahre vollständig von einer zähflüssigen Magmaschicht bedeckt war und erst danach langsam erkaltete.
Mit einem Durchmesser von 3.476 Kilometern ist der Erdmond der fünfgrößte aller Monde in unserem Sonnensystem – und relativ zu seinem Planeten sogar der größte. Seine Größe beträgt ein Viertel der Erdgröße, weshalb Erde und Mond manchmal sogar als Doppelplanet bezeichnet werden. Die Entfernung zwischen den beiden Himmelskörpern beträgt rund 380.000 Kilometer. Der Geowissenschaftler Stefan Oldenburg hat es auf seinem Blog „Clear Skies" einmal ausgerechnet: Würde man mit einem gewöhnlichen Verkehrsflugzeug zum Mond fliegen wollen, wäre man inklusive Tankstopps und Zwischenlandungen rund 20 Tage am Stück unterwegs. Zum Vergleich: Einmal die Erde am Äquator zu umrunden, würde mit demselben Flugzeug etwas mehr als zwei Tage dauern.
Anders als die Erde besitzt der Mond nur eine sehr geringe Atmosphäre, weshalb bis heute ständig Meteoroiden ungebremst auf der Oberfläche einschlagen und das Mondgestein dabei regelrecht pulverisieren. Der dabei entstehende Mondregolith, oft auch als Mondstaub bezeichnet, bedeckt weite Teile der Oberfläche mit einer mehrere Meter dicken Schicht. Die ursprüngliche Geologie liegt darunter verborgen, was die Rekonstruktion der Entstehung des Mondes zusätzlich erschwert.
Der Mond ist Allgemeingut
Dennoch wissen wir, dass das Mondgestein zahlreiche Bodenschätze birgt: Metalle wie Eisen, Titan, Gold, Platin, Iridium – vor allem aber Helium-3, die leichtere Variante des Edelgases. Die Forscher sehen darin eine potenzielle Energiequelle der Zukunft: Helium-3 enthält im Kern nur ein Neutron, was es zu einem idealen Brennstoff für Kernreaktoren macht. Im Kernspaltungsprozess würde dabei so gut wie keine Radioaktivität anfallen.
Die Menge an Helium-3 auf dem Mond wird auf ein bis zwei Millionen Tonnen geschätzt; schon zehn Tonnen würden ausreichen, um Europa ein ganzes Jahr lang mit Strom zu versorgen, rechnete Bernard Foing von der Europäischen Weltraumagentur Esa 2014 im Deutschlandfunk vor.
Es ist ein Schatz, der Begehrlichkeiten weckt. Dass zahlreiche Länder derzeit neue Mondmissionen planen, hat sicher auch mit den dort vorhandenen Rohstoffen zu tun. Tilman Spohn, der frühere Direktor des Instituts für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, warnte 2010 in der „Zeit" jedoch vor allzu großen Erwartungen: „Um ehrlich zu sein: Im Moment würde es sich nicht rentieren, irgendetwas auf dem Mond abzubauen", sagte er.
Offen ist, ob überhaupt jemand auf dem Mond etwas abbauen dürfte. Der 1979 verabschiedete Mondvertrag, der dieses untersagt, wurde bislang von keiner raumfahrenden Nation unterzeichnet. Dagegen besagt der UN-Weltraumvertrag seit 1967 eindeutig, dass kein Staat den Mond formell in Besitz nehmen kann. Die amerikanische Flagge, die seit 1969 dort oben steht, hat deshalb reinen Symbolcharakter.
Der Mond ist also Allgemeingut, denn er beeinflusst unser aller Leben auf der Erde. Er bremst mit seiner Anziehungskraft die Erdrotation, die ansonsten dreimal so hoch wäre – ohne den Mond hätte ein Tag auf der Erde lediglich acht Stunden. Eine schnellere Rotation hätte Einfluss auf das Klima und würde für deutlich höhere Windgeschwindigkeiten mit Stürmen von bis zu 500 Stundenkilometern sorgen. Die Anziehungskraft des Mondes sorgt zudem dafür, dass der Neigungswinkel der Erdachse stabil bleibt, andernfalls würde die Erde ins Trudeln geraten und ihre Achsenneigung zwischen 0 und 85 Grad schwanken. Entsprechend würden sich auch die Klimazonen verändern – binnen kürzester Zeit würde am Äquator eine Eiswüste entstehen und an den Polen die Tropen.
Der Mond sorgt außerdem für die Gezeiten. Seine Gravitationskraft hebt das Wasser in die Höhe – und übrigens auch die festen Teilchen, bloß merken wir es dort nicht – und bildet einen Flutberg, unter dem sich die Erde innerhalb von 24 Stunden einmal hindurchbewegt. Da wir die Erdrotation nicht spüren, entsteht der Eindruck, das Meer würde steigen und wieder sinken –
das Phänomen von Ebbe und Flut.
Das Mondlicht hat auch Einfluss auf zahlreiche Tiere, die sich zum Beispiel daran orientieren oder bei Vollmond ihre Eier ablegen. Für Menschen konnten bislang allerdings keine direkten lunaren Effekte nachgewiesen werden. Vermehrte Schlaflosigkeit, mehr Geburten oder eine höhere Verbrechensrate bei Vollmond sind lediglich subjektive Eindrücke ohne wissenschaftliche Grundlage. Vermutlich rühren sie daher, dass eine Vollmondnacht stärker im Bewusstsein bleibt als andere und derartige Geschehnisse deshalb dort eher mit dem Mond in Verbindung gebracht werden.