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WAS MACHT EIGENTLICH...

René Weller wurde 1972 zum ersten Mal Deutscher Box-Meister im Bantamgewicht.
Foto: imago sportfotodienst

… René Weller?

Mit zahlreichen nationalen und internationalen Titeln wurde er zur Boxlegende. Nach dem sportlichen Karriere­ende versuchte er sich in vielen Metiers und saß sogar wegen Drogenhandels in Haft. Heute be­treibt der 65-Jährige in seiner Heimatstadt Pforzheim eine Boxschule.

Ich werde alles das den Jungs zeigen, was sie bei anderen Trainern nicht lernen können. Vor allem Kampfabläufe oder Deckung, wie nur ich sie gemacht habe", gab sich René Weller im Vorjahr gewohnt großspurig, als ihn der hessische TV Großostheim als Leiter eines zweiteiligen Boxcamps vorstellte. Das Statement der Vereinsführung „Wir sind stolz darauf, dass er das bei uns macht" belegt, dass Weller trotz seines bewegten Vorlebens bei seinen Fans kaum an Popularität verloren hat.

Schon seit Längerem betreibt Weller eine Boxschule, wenn er nicht gerade wieder in einer Promi-Soap auf dem Bildschirm zu sehen war: 2004 in der Realityshow „Die Alm", 2005 im „Big-Brother"-Dorf, 2007 in „We are family – So wohnt Deutschland", 2008 und 2010 im „Perfekten Promi-Dinner", 2010 bei „Mieten, kaufen, wohnen" und 2013 beim „Promi-Frauentausch".

Heute betreibt der 65-jährige René Weller in Pforzheim eine Boxschule.
Heute betreibt der 65-jährige René Weller in Pforzheim eine Boxschule. - Foto: picture alliance / Eventpress MP 

Er pflegt sein Image als Macho

2016 hatte er seine bisher letzten TV-Auftritte bei der Pro-Sieben-Völkerballmeisterschaft und in der RTL-Reality-Show „Das Sommerhaus der Stars – Kampf der Promi-Paare". Auch mit anderen Engagements versuchte Weller, Kasse zu machen: 2005 tourte er mit seiner Action-Show „Die Rückkehr der harten Jungs" durch Discos und ließ 2006 gegen „9-Live"-Moderator Jürgen Milski in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle wieder mal die Fäuste fliegen. Noch bis vor Kurzem hat Weller solche Boxshow-Veranstaltungen bestritten: „Das mochte ich am liebsten", sagte er 2017 der „Stuttgarter Zeitung". Aber seine Frau Maria habe ihm die Kämpfe jetzt verboten. Wellers durchaus respektable Boxerkarriere brachte ihm zwischen 1972 und 1993 mehrere Deutsche-Meister-Titel sowie Europa- und Weltmeisterehren ein. Sein sorgsam erworbenes Playboy-Image versuchte er auch danach noch weiter zu pflegen, geriet aber an falsche Freunde und an den Rande des Bankrotts. Tiefpunkt war im Juli 1999 seine Haftstrafe wegen Kokainhandels, Hehlerei, Anstiftung zur Urkundenfälschung und unerlaubtem Waffenbesitz. Von seinen sieben Jahren Haft wurde ihm im Januar 2003 die Hälfte wegen guter Führung erlassen. Seit er kurz danach mit seiner Jugendliebe Maria eine Beziehung begann, kehrte etwas mehr Ruhe in sein Leben ein. „Er war sehr lieb zu mir und nicht mehr der Macho von früher, auch wenn er nach außen bis heute so tut, als wäre er das noch", beschreibt Maria den „neuen" René. Im Haushalt zu helfen, ist für Weller aber weiter kein Thema: „Ich rühre keinen Finger." Seinen Tagesablauf beschreibt er kurz mit „trainieren, lesen und fernsehen". Außerdem sorge er dafür, dass Geld reinkommt. „Wir leben von meinem Namen. Ich werde nach wie vor für diverse Veranstaltungen als Stargast gebucht." Manchmal auch für einen guten Zweck: Erst vor Kurzem hat er mit seinem Besuch bei einer Sportveranstaltung ein Projekt für Hamburger Straßenkinder unterstützt. Neueste Geschäftsidee Wellers sind Videobotschaften, die er online via Handy für gut 100 Euro anbietet. Zuvor war er bereits geschäftlich aktiv als Teilhaber einer Lederfabrik und ab 1996 mit seiner Goldschmuck-Kollektion „Rewell".

Ansonsten sorgt Maria, seit fünf Jahren Renés Ehefrau, als Managerin dafür, dass die Einnahmen sorgsam verwaltet werden und sich die finanziellen Eskapaden ihres Mannes in Grenzen halten. Zum Begleichen von Steuerschulden mussten Wellers Immobilien auf Gran Canaria und in Pforzheim verkauft werden. Nur als Maria seinen teuren Corvette-Sportwagen während der Wintermonate erstmals abgemeldet hatte, „war René kurz mal echt sauer." Vor einem halben Jahr haben die Wellers auch Erinnerungsstücke aus der Boxer-Karriere versteigert, darunter sogar den Weltmeistergürtel von 1983. Seinen früheren Spitznamen „Der schöne René" hat der umtriebige Boxer inzwischen durch einige kosmetische Operationen zu bewahren versucht. Dem Gerücht, er habe das nur auf Drängen seiner zuvor schon mehrfach verschönten Frau und Managerin Maria getan, bestätigt Weller 2017 der „Stuttgarter Zeitung" eher indirekt: „Sagen wir mal so: Von allein wäre ich nicht auf die Idee gekommen."

Auch mit OP „Der schöne René"

Neben seinen Box-Erfolgen versuchte Weller sich auch als Schauspieler: 1985 übernahm er die Hauptrolle in dem Kinofilm „Macho Man", ließ aber 1991 per Gerichtsbeschluss alle seine Sexszenen entfernen. Trotzdem stand er 2017 in der „Macho Man"-Fortsetzung wieder vor der Kamera. Bereits 1993 hatte Weller an der Seite von Claude-Oliver Rudolph eine Rolle in dem Film „Ebbes Bluff" gespielt. Das Multitalent versuchte sich auch als Musiker: 1985 coverte er unter dem Titel „René Weller Rap" den „Hitler Rap" aus einem Mel-Brooks-Film, 2003 erschien seine erste CD „Ich bin wieder hier" und 2006 der Nachfolger „Wach auf". Angeblich sind demnächst auch eine Biografie und eine Filmdokumentation über den schillernden „Pforzheimer Ali" geplant. Insgesamt zieht Weller heute ein positives Fazit seines an Höhen und Tiefen reichen Lebens „Ich wollte immer der Stärkste sein und Spaß dabei haben. Beides hat meist ganz gut funktioniert", bekundete er 2018 in einem „dpa"-Porträt.

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