Die Dritte Liga startet wieder mit reichlich Kult in die neue Runde. Zu den drei Absteigern aus der Zweiten Liga gesellen sich namhafte Aufsteiger, die Altbekannten starten einen neuen Angriff auf Liga Zwei.
Der VfL Osnabrück war das Nonplusultra der vergangenen Saison und feierte als erster Verein überhaupt den zweiten Meistertitel in der Dritten Liga. Vom neunten Spieltag bis zum letzten Spieltag stand der VfL fast durchgehend auf dem ersten Platz. Lediglich am 19. Spieltag tauschte der spätere Vizemeister aus Karlsruhe zumindest kurz den zweiten gegen den ersten Rang. Der SV Wehen Wiesbaden schnappte sich hinter den beiden Top-Teams dann den Relegationsplatz. Nach einer 1:2-Niederlage im Hinspiel konnte das Rückspiel gegen den FC Ingolstadt mit 3:2 gewonnen und damit dann auch der Aufstieg in die Zweite Liga gefeiert werden. Am Tabellenende ging es ähnlich spannend zu. Der VfR Aalen stand nach neun Jahren im Profifußball frühzeitig als Absteiger fest. Ebenso verabschiedete sich Fortuna Köln zwei Spieltage vor Schluss aus der Dritten Liga. Am letzten Spieltag konnten dann noch fünf Vereine absteigen, letztendlich traf es Energie Cottbus, die nach gutem Saisonstart nicht mehr richtig in die Spur kamen. Auch runter mussten die Sportfreunde Lotte, die nach drei Jahren nun wieder viertklassig spielen. Spannung ist nun auch von dieser Saison zu erwarten. FORUM wagt einen Ausblick auf die traditionsreichen Vereine.
Die Favoriten
Durch die Niederlage in den Relegationsspielen freut sich die Dritte Liga nun über den finanzstarken FC Ingolstadt als neuen Teilnehmer. Dieser geht auch gleich als Favorit in die neue Saison. Mit Jeff Saibene wurde ein Trainer verpflichtet, der offensiven Fußball garantiert. Der Kader wurde fast komplett gehalten und punktuell verstärkt oder den neuen Gegebenheiten angepasst. Das zweite Schwergewicht, das sich in der Vergangenheit eher mit internen Querelen selbst zerstörte, ist der KFC Uerdingen. Mit dem finanzstarken Investor Mikhael Ponomarev im Rücken wurde wieder ein beachtlicher Kader zusammengestellt, mit Heiko Vogel wurde ein ausgewiesener Fachmann auf dem Trainerstuhl platziert. Dieser ähnelte in der vergangenen Saison aber eher einem Schleudersitz. Schafft es Uerdingen, die Qualität auf den Platz zu bringen und bekommt Vogel, der den FC Basel schon in der Champions League trainierte, es hin, eine Einheit zu formen, muss mit dem KFC gerechnet werden. Ebenfalls von einem Investor unterstützt wird mittlerweile der traditionsreiche 1. FC Kaiserslautern. Durch den Einstieg von Flavio Becca verfügt der FCK über das nötige Kleingeld, in diesem Jahr um die vorderen Plätze mitzuspielen. Doch es ist ähnlich wie beim KFC: Interne Unstimmigkeiten gehören bei den Roten Teufeln fast schon zur Tagesordnung.
Der erweiterte Favoritenkreis
In der vergangenen Saison schon vorne dabei war der Hallesche FC. Als Vierter nur knapp an den wichtigen Plätzen vorbeigeschrammt, ist auch in diesem Jahr mit der Mannschaft von Torsten Ziegner zu rechnen. Nach der besten Drittliga-Saison der Geschichte soll es nun auch weiter nach oben gehen. Steigern muss sich die Mannschaft von Ziegner dann deutlich in der Offensive – die 47 geschossenen Tore waren eher mager im Gegensatz zur aufgestiegenen Konkurrenz. Immer zu rechnen ist auch mit den weiteren Absteigern aus der Zweiten Liga. Der MSV Duisburg und der FC Magdeburg kennen die Dritte Liga noch ziemlich gut. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass Absteiger aus der Zweiten immer mal wieder Probleme mit dem Fußball eine Liga darunter haben. In der vergangenen Saison war Hansa Rostock eine der wenigen Mannschaften, die den Aufstieg als Ziel ausgegeben haben. Geendet hat dies nach zwischenzeitlichem Platz 14 auf dem sechsten Platz. Besser soll es in diesem Jahr unbedingt werden, kommuniziert der Verein. Demnach soll es ein Platz unter den Top Fünf der Liga werden.
Das Mittelfeld
Im vergangenen Jahr landeten die Würzburger Kickers mit dem jüngsten Kader der Liga auf dem fünften Tabellenplatz. Diese Saison steht erneut unter dem Motto „Jugend forscht", nach der Abmeldung der eigenen U23 verjüngt sich der Kader auch aufgrund einiger Abgänge wieder um zwei Jahre im Durchschnitt. Dass fehlende Erfahrung nicht immer schlecht ist, haben die Kickers in der vergangenen Saison gezeigt, dennoch wurden wichtige Spieler abgegeben und dafür junge Talente verpflichtet – das kann sich auszahlen oder nach hinten losgehen. Eintracht Braunschweig ist nach einer katastrophalen Saison am letzten Spieltag gerade noch so dem Abstieg entkommen. Normalerweise sollten die Löwen in dieser Saison nichts mehr mit den hinteren Rängen zu tun haben, nach vorne wird aber wohl auch nicht viel möglich sein. Fraglich ist, ob die vielen älteren Spieler, die im Winter verpflichtet wurden, um den Super-GAU zu verhindern, eine komplette Saison durchhalten. Zudem schmerzt der plötzliche Abschied von „Retter" André Schubert, den es kurz vor Trainingsstart auf die Bank des Zweitligisten Holstein Kiel verfrachtete. Schon satte elf Neuzugänge hat Preußen Münster bisher eingetütet. Nach einer soliden letzten Saison wird der Sprung nach oben wohl zu weit sein, nach hinten dürfte für die Münsteraner aber auch nichts anbrennen. Ähnlich verhält es sich mit der SpVgg Unterhaching. Der Münchner Vorstadtclub hat seine Profiabteilung ausgegliedert und schielt langfristig auf eine Rückkehr in die Zweite Liga.
Der Tabellenkeller
Keine großen Sprünge sind in dieser Saison wohl erneut vom FC Carl Zeiss Jena zu erwarten. Vergangenes Jahr ebenfalls dem Abstieg am letzten Spieltag von der Schippe gesprungen kann in diesem Jahr auch nur der Klassenerhalt das Ziel sein. Ähnlich verhält es sich mit Sonnenhof Großaspach. 1860 München fungiert erneut als Wundertüte, Investor Hasan Ismaik hat es erneut geschafft, für reichlich Unruhe im Umfeld zu sorgen. Dadurch, dass sein Intimfeind Robert Reisinger als Präsident bestätigt wurde, bescheinigt der Mäzen seinem Verein „erhöhte Abstiegsgefahr". Das sind denkbar schlechte Voraussetzungen. Der SV Meppen geht in sein zweites Jahr in Liga Drei. Die Zielsetzung dürfte keine andere sein als im vergangenen Jahr. Im Emsland sind die Kassen nicht gerade prall gefüllt, aber der Underdog wird sich nach Kräften wehren.
Die Aufsteiger
Waldhof Mannheim ist unter den Aufsteigern wohl das größte Kaliber. Nach mehreren gescheiterten Anläufen über die Relegation war im vergangenen Jahr mit 88 Punkten keiner in den Regionalligen stärker als die Quadratstädter. Für den Präsidenten Bernd Beetz ist ein einstelliger Tabellenplatz das Ziel. Dies scheint nicht vermessen. Der Kader verfügt über genug Erfahrung und Qualität, um ein Wörtchen mitzureden. Einige Spieler, beispielsweise Valmir Sulejmani oder Maurice Deville, standen bereits in Profi-Ligen auf dem Feld. Einzige Schwachstelle des Kaders ist wohl die Breite. Verletzt sich jemand aus der ersten Garnitur, wird es schwer werden, das zu kompensieren. Der Chemnitzer FC hat nach der Insolvenz und dem Abstieg aus der 3. Liga vor einem Jahr eine schwere Zeit erlebt. Doch sportlich ging es in der letzten Saison gleich wieder steil nach oben. Am Ende waren es sieben Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger. Vor allem die Offensive glänzte dabei. Der Kader blieb fast zusammen, lediglich Dennis Grote verlässt den Verein als Stammspieler. Nach Jahren in der Spitzengruppe der Regionalliga West und einer verlorenen Relegation hat es Viktoria Köln in diesem Jahr endlich geschafft und ist in die 3. Liga aufgestiegen. Mit reichlich neuen Spielern und einem Trainer wie Pavel Dotchev will sich der Klub von der „Schäl Sick" jetzt in der neuen Spielklasse etablieren. Der Mannschaft fehlt es aber durchaus an Tempo, Viktoria könnte in dieser Saison Probleme bekommen. Die größte Wundertüte unter den Aufsteigern ist aber die U23 des FC Bayern München. Profis werden diesen Kader punktuell an manchen Spieltagen verstärken.