Marseille ist die älteste Stadt Frankreichs und eine bedeutende europäische Hafenstadt. Die Hauptstadt des Départements Bouches-du-Rhône in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur ist die europäische Kulturhauptstadt 2013, deren bunt gemischte Einwohner sich stolz „Marseillais" nennen.
Diese unbeschreibliche, unnachahmliche brodelnde Hafenstadt ist nicht zu fassen, nicht einzugrenzen und schon gar nicht einzudämmen. Marseille bietet seinen Einwohnern, einen Potpourri aus sämtlichen Nationalitäten, vor allem aber den Besuchern aus aller Welt die sichtbare Authentizität von über 2.600 Jahren bewegter Geschichte und damit ein breitgefächertes Kulturerbe. Marseille erstreckt sich in der Region Provence-Alpes-Côte d‘Azur, im Departement Bouches-du-Rhône (13) und ist die älteste Stadt Frankreichs. Eine knappe Million Menschen bevölkern sage und schreibe 111 Stadtviertel, die sich zumeist ihren eigenwilligen suburbanen Nimbus konservieren konnten.
„Marselha" wurde etwa 600 Jahre vor Christus von griechischen Kolonisten gegründet. Zu jener Vorzeit begrenzte sich das Dorf lediglich auf die Gebiete des „Alten Hafens", liebevoll „Vieux Port" genannt. Seine Bedeutung schwand jedoch durch die Belagerung von Julius Caesar. Das Dorf Marsiho wurde zwar von den Kohorten des Imperators nicht dem Erdboden gleichgemacht, doch vermochte es sich nicht mehr so zügig zu entwickeln wie die benachbarten südfranzösischen Hafenstädte. Durch die große Völkerwanderung und den Zerfall des Römischen Reiches musste Marseille auch herbe Verluste im Handel verbuchen.
Dennoch blieb Marseille stets eine sehr widerspenstige Freibeuter- und Seeräuberstätte, die stets für Ungemach sorgte. Weit bis ins 18. Jahrhundert hinein opponierten seine Einwohner sogar gegen ihre französische Krone, gestärkt durch den wieder aufkeimenden Handel. Im 17. Jahrhundert erwuchs Marseille zur Handelsmacht. Im Hafen wurden vor allem Güter aus dem Orient und der Karibik gelöscht und umgeschlagen. Ein Schiff jedoch bescherte 1720 der 100.000-Seelen-Stadt die Pest, die weit über 50.000 Leben forderte. Dennoch blieb der Hafen der größte in Frankreich und europaweit einer der stärksten überhaupt. Im Zweiten Weltkrieg wurde Marseille von deutschen Truppen okkupiert. Im Januar 1943 „säuberte" die deutsche Armee das komplette Hafenviertel und sprengte sämtliche Gebäude in die Luft, um flüchtigen Juden das Überleben zu vereiteln. Über 30.000 Menschen wurden auf einen Schlag obdachlos, Tausende in das Lager „Les Milles" bei Aix-en-Provence deportiert. Anstatt zu sanieren, wurde – wie überall in den 1970ern – planiert, neue, unwirklich wirkende Betonburgen hochgezogen. Deshalb wirkt die Nordseite des Alten Hafens eher desolat. Wie der Norden mit seinen Banlieus und der damit verbundenen Schwerstkriminalität. Diese Viertel sollten Touristen meiden. Dennoch hat das moderne und mondäne Marseille durch Bepflanzungen und architektonische Modifikationen den Spagat zwischen Antike und Moderne gemeistert und sich zu einem pulsierenden Touristenmekka gemausert.
Spagat zwischen Antike und Moderne
Unheilbar gesunden Genuss bietet in diesem Sinne der Nationalpark Calanques, direkt vor Marseille, ein El Dorado für Sport, Spiel und Spaß. Die pittoresken, von türkisfarbenem Salzwasser umbrandeten Einbuchtungen breiten sich idyllisch über 25 Kilometer lang aus und laden zu maritimer Erholung par excellence ein. Der Vieux Port entwickelte sich stetig während der Antike und im Mittelalter am Nordufer, erst Mitte des 17. Jahrhunderts verlagerte sich das Leben und Treiben in Marseille südwärts, in eine heute aus- und einladende Fußgängerzone. Der britische Architekt Norman Foster und der französische Landschaftsdesigner Michel Desvigne entwickelten den Stadtkern zu seinem jetzigen bombastischen Bild. Darüber thront die Basilika Notre Dame de la Garde: Mit 154 Metern ist der Berg La Garde der höchste Punkt von Marseille. Die Basilika, deren goldene Madonnenstatue die Stadt und ihre Einwohner beschützen soll, wurde zwischen 1853 und 1864, dem Jahr ihrer Weihe, konstruiert. Sie ist schnell zu erreichen, über das dichte Verkehrsnetz.
Eine Straße sticht aber besonders hervor: Die Prachtallee Canebière, ihr Name stammt von „Canebe", Hanf, ab, aus dem die im Mittelalter werkelnden Seilmacher die Schiffstaue flochten. Im 19. Jahrhundert entstanden hier prunkvolle Bauten im Hausmann-Stil.
Wie die Kathedralen Vieille Major und Nouvelle Major: Sie erstaunen im Viertel Vieux Panier, erstere stammt aus dem 5. Jahrhundert. Die zweite wurde unter Napoleon I. in römisch-byzantinischem Stil errichtet. Der Palais Longchamp wurde als Ode an das Wasser errichtet und ist eng verbunden mit dem Bau des Durance-Kanals. Er ist mehr als einen Blick wert, zumal dieses architektonische Meisterwerk als eine der perfektesten Errungenschaften des zweiten Kaiserreichs in Marseille zählt. Für Kunstfans sorgt der Palais Longchamp, er beherbergt das 2013 restaurierte Museum für schöne Künste. Der mythische „Palais du Pharo" Napoleons III. Der wollte hier eine Residenz direkt am Wasser, heute ist es einer jener Orte, die das Stadtbild von Marseille formidabel prägen. Er erhebt sich über dem blauen Meer, ist von kunstvollen Gärten umgeben und eine beliebte Anlage vielerlei Aktivitäten.
Ein nicht wegzudenkendes Highlight ist ebenfalls Château d'If und die Frioul-Inseln: Das Frioul-Archipel aus Kalkstein in der Bucht von Marseille zeigt mit seinen vier Inseln in Richtung Küste: Pomègues, Ratonneau, If und Tiboulen. Das durch den berühmten Alexandre Dumas zu Berühmtheit gelangte Château d‘If, der seinen „Graf von Monte Christo" hier im Kerker darben ließ, ist eine ehemalige Festung, die der Verteidigung der Stadt diente und in 20 Minuten für einen geringen Obolus mit dem Schiff zu erreichen ist.
Das Schloss und Park Borély überrascht ebenfalls immer wieder aufs Neue: Das prachtvolle Anwesen der Familie Borély wurde 1766 errichtet, in dem fast 18 Hektar großen Park erstaunt ein See, ein Rosengarten, ein botanischer Garten und Radwege. Im renovierten Schloß lädt das Museum der dekorativen Kunst und Mode ein.
Kein Weg führt am „Mucem" (Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée) vorbei, jenem Museum der europäischen Zivilisationen und des Mittelmeers, das eigens anlässlich des Kulturhauptstadtjahres errichtet wurde. Hier wartet eine Ausstellung über die moderne Gesellschaft des Euro-Mittelmeerraumes und vermittelt den Besuchern ein erhellendes Verständnis unserer zeitgenössischen Gesellschaften.
Beeindruckend ist ebenso die Cité Radieuse von Le Corbusier. Der weltberühmte Architekt Le Corbusier hat bereits 1952 das symbolhafte Überbleibsel seines unnachahmlichen Könnens in der Stadt hinterlassen: Die farbenfrohe, 166 Meter lange und 57 Meter hohe „Cité Radieuse" sollte eine Stadt in der Stadt sein und birgt 337 Appartements, ein Hotel, eine Schule, Läden und ein Terrassendach. Kein Zweifel, die Wahl von Marseille-Provence zur Europäischen Kulturhauptstadt 2013 hat dem Tourismus nochmals deutlichen Anschub verliehen, über acht Millionen Menschen besuchten die diversen Events, wobei das „Mucem", das bedeutendste aller Projekte und markantes Wahrzeichen der neu gestalteten Meeresfront von Marseille, mehr als eineinhalb Millionen Besucher zählte.
Obwohl Marseille eigentlich eine Mega-City ist, kann man in der Stadt relativ preisgünstig übernachten, neben den First Class Hotels ist ein komfortables Mittelklassehotel um gut 40 bis 50 Prozent günstiger als in anderen Metropolen Südfrankreichs.
Es empfiehlt sich, den Marseille City-Pass zu kaufen, er ist für einen (25 Euro), zwei (32 Euro) oder drei Tage (39 Euro) erhältlich. Der City-Pass kann online über die Webseite des Fremdenverkehrsamtes von Marseille bestellt werden, als App oder vor Ort im Büro des Fremdenverkehrsamtes erhältlich. Folgende Leistungen sind im City-Pass eingeschlossen: Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, freier Eintritt in die städtischen Museen, geführte Stadtbesichtigung, Bootsfahrt zu den Frioul-Inseln oder zum Château d‘If, Touristenzug zur Basilika oder zur Altstadt, Ermäßigungen für weitere touristische Sehenswürdigkeiten.