Vreni Frost begeistert mit ihrem Blog und bei Instagram über 51.000 Follower. Im Interview spricht sie über ihren Prozess um „Schleichwerbung", ihren Beruf und Instagram.
Vreni, Sie nennen sich bei Instagram „Bundesinfluencerin". Was meinen Sie damit?
Das ist ironisch gemeint. Viele Influencer nehmen sich viel zu wichtig, die Instagram-Bubble besteht zu einem Großteil aus schönem Schein. Dem will ich damit humorvoll den Spiegel vorhalten.
Sie erhalten wie viele andere Influencer Abmahnungen wegen „Schleichwerbung" und mussten darum kürzlich auch vor Gericht antanzen. Das Urteil war ein Teilerfolg: Nicht jeder Instagram-Post von Ihnen ist Werbung. Sind Sie damit zufrieden?
Ich bin wahnsinnig zufrieden mit meinem Urteil. Die Begründung des Kammergerichts kann ich nachvollziehen und ich bin froh, diesen großartigen Erfolg für die Branche erzielen zu können.
Wie muss man Beiträge auf Instagram und Co., auf denen Produkte zu sehen sind, kennzeichnen? In welchen Fällen muss „Werbung" oder „Anzeige" drüberstehen – ist dies gesetzlich geregelt?
Leider nein, es kommt hier immer auf den Einzelfall an – das macht es auch so unübersichtlich. Die Landesmedienanstalten haben einen sehr guten Leitfaden zur Werbekennzeichnung, den sich jeder auf der Website downloaden kann. Dieser Leitfaden erklärt übersichtlich und verständlich, wie zu kennzeichnen wäre, ist aber kein Gesetz, sondern nur eine Empfehlung.
Sie posten sehr offen zu verschiedenen Themen. Aktuell haben Sie auch Ihre Operation mit Ihren Followern geteilt. Welche Reaktionen haben Sie erhalten?
Ich habe vor einem Jahr ausführlich auf neverever.me über den Krebsabstrich beim Frauenarzt berichtet und auch über meinen HPV-Virus. Mir mussten gerade auffällige Zellen aus dem Gebärmutterhals herausoperiert werden, damit sich daraus kein Krebs entwickelt. Googelt frau zu diesen Themen, so findet sie nur sehr wenige Informationen. Ich habe begonnen, mich Freundinnen anzuvertrauen, und auf einmal hatte jede einzelne Berührungspunkte mit diesem Thema. Dann habe ich es öffentlich gemacht. Am Tag meiner Operation nahm ich meine Follower in den Storys auf Instagram mit. Sekündlich trafen Nachrichten von Frauen – und auch von Männern ein – die es gut fanden, dass ich darüber rede. Hunderte von Nachrichten. Bis heute bekomme ich Messages von Frauen, die aufgrund meines Blogposts oder der Instagram-Story ihren nächsten Vorsorgetermin gemacht haben. Das freut mich riesig, weil Vorsorge für die eigene Gesundheit so wichtig ist. In Zukunft werde ich mich noch weiteren Gesundheitsthemen widmen.
Geben Ihnen der Austausch und die vielen lieben Worte Mut und Kraft in schwierigen Angelegenheiten?
Natürlich ist das wunderbar und freut mich riesig. Die meiste Kraft ziehe ich aber aus den Menschen, denen ich offline nahe stehe.
Sie arbeiten Vollzeit als Influencerin. Haben Sie Ihren Beruf aufgegeben, als der Erfolg kam, oder schon vorher all Ihre Zeit in den Blog und Instagram investiert?
Influencer ist kein Beruf. Man wird Influencer, weil man etwas kann und damit Erfolg hat – zum Beispiel Styling, Musik, Make-up, kochen … Ich blogge seit zehn Jahren und arbeite seit 2013 hauptberuflich als Bloggerin. Ich habe zu einer Zeit damit begonnen, als noch keiner von uns im Traum daran gedacht hätte, was sich einmal daraus für ein Hype entwickelt. Darüber hinaus bin ich viel auf Veranstaltungen als Speakerin unterwegs, moderiere, berate Unternehmen und erfülle mir tatsächlich nebenbei noch einen Traum: Ich mache eine Ausbildung zur Synchronsprecherin.
Viele erfolgreiche Instagramerinnen unterscheiden sich auf den ersten Blick nicht wirklich: ähnlicher Look, dieselben It-Pieces, gleicher Bildstil, gleiche Reiseziele und -bilder. Wie finden Sie das?
Ich persönlich finde das furchtbar langweilig. Ich folge diesen Accounts aus diesem Grund auch nicht, selbst wenn das ganz wunderbare und natürlich auch sehr schöne Menschen sind. Ich unterscheide jedoch generell zwischen dem Menschen auf Social Media und dem in Real Life. Ich folge vielen Kolleginnen nicht, da ich mit ihren Bildern nichts anfangen kann. Im echten Leben treffe ich sie gern und mag sie dort viel lieber.
Was denken Sie, warum sich so viele nicht von anderen abheben möchten?
Instagram funktioniert über kleine Bildschirme mit kleinen Bildern. Wer hier zu sehr ins Detail geht, verliert Aufmerksamkeit. Deshalb haben die massenhaft gleichen Posen und Farbschemata der Influencer einen hohen Wiedererkennungswert. Das Gehirn denkt: Was oft funktioniert, muss gut sein. Wir scrollen also unterbewusst mit einem angelernten Like-Verhalten und geben unseren Double-Tap den immer selben Bildern. Auch zeigte eine kürzlich veröffentlichte Studie der Malisa-Stiftung, dass Frauen Erfolg einbüßen, sobald sie aus Klischee-Schemata ausbrechen. Davor haben glaube ich viele Angst.
Achten Sie gezielt darauf, andere Dinge zu posten und einen anderen Look zu haben als viele andere Influencerinnen?
Nein, dazu mache ich viel zu sehr mein Ding – ich vergleiche mich nicht. Ich bin ja schon ein paar Jährchen älter als die meisten Influencer und sehe vieles gelassener.
Wie ist die Stimmung unter Influencern? Tauscht man sich gerne aus und gibt sich gegenseitig Tipps oder existiert auch viel Neid und Missgunst?
Ich bin generell ein großer Menschenfreund und liebe meine Kolleginnen und Kollegen. Regelmäßig lade ich sie zu meinem Vreni-Breakfast-Club ins „Hotel Adlon" ein oder veranstalte ein Dinner, um einfach mal in Ruhe zu quatschen. Networking ist großartig, für mich gibt es keinen Grund, die Ellenbogen auszufahren, lieber reiche ich anderen die Hand.
Reisen Sie alleine durch die Welt oder wer begleitet Sie?
Ich reise meistens alleine, manchmal habe ich eine Fotografin oder einen Fotografen dabei. Oftmals reise ich auch in einer Gruppe, wenn ich zu einer Pressereise eingeladen bin. Dann sind da auch andere Blogger und Redakteure.
Womit sind Sie aktuell beschäftigt und was steht an?
Momentan ist es sehr spannend bei mir. Ich positioniere mich gerade neu, da ich nicht als typischer Influencer wahrgenommen werden möchte. Ich baue meinen Bereich als Speakerin und Moderatorin weiter aus, sitze an neuen Themenkonzepten und plane meine Reisen. Dieses Jahr geht es beispielsweise nach Istanbul, Singapur und Bali. Ich habe einige Konferenzen, für die ich angefragt bin und plane hierfür meine Vorträge. Jeder Tag bringt bei mir etwas Neues – ich liebe es.
Weitere Infos zur Person: www.neverever.me; www.instagram.com/vrenifrost