Die Glamping-Resorts im Biosphärenreservat Bliesgau laden zum Luxus-Campen ein. FORUM-Autorin Celine Koch hat den ungewöhnlichen Kurzurlaub getestet.
„Zum Bergwald 6" führt mich mein Navi und ich erkenne direkt die große Anlage der Saarland-Therme in Kleinblittersdorf. Heute fahre ich allerdings an der Therme vorbei, denn mein Ziel sind die Glamping-Resorts im Biosphärenreservat Bliesgau. Ich fahre auf den hellen Sandstein-Parkplatz und freue mich, dass die Sonne noch so warm scheint. Die Anlage ist kleiner als ich sie mir vorgestellt hatte, mir fällt jedoch sofort die liebevoll durchdachte Gestaltung auf.
Auf dem Weg zur Rezeption folge ich dem Schild mit der Aufschrift Anmeldung vorbei an mehreren Obststräuchern. Währenddessen erhasche ich schon einen ersten Blick auf die kleinen, holzverkleideten Fässer, die versetzt dem Hang entlang stehen. Ich bin begeistert von dem schönen Farbenspiel, das sich aus den hellen Sandsteinen, den dunklen Fässern und den saftig-grünen Weinreben dazwischen ergibt. Die Weinreben sind zum Teil noch sehr klein, da die Anlage wohl erst frisch angelegt wurde. Neben dem ersten Fass entdecke ich einen kleinen Bachlauf, der angenehm plätschert. Ich komme an einem Häuschen an, das ebenfalls mit Holz verkleidet ist und lese „Schlüsselbox" über dem Eingang. Also schaue ich mich weiter um und entdeckte das Schild „Rezeption", das auf ein Fass mit offener Tür direkt daneben zeigt. Auf der Türschwelle begrüßt mich auch schon der Rezeptionshund Lilly, eine achtjährige Mischlingshündin, der ich liebevoll den Kopf kraule. Die Resort-Leiterin Marie Kretschmeier reicht mir herzlich die Hand und nach der Aufnahme meiner Kontaktdaten darf ich gleich die Schlüsselbox ausprobieren. Ich bin gespannt wie sie funktioniert. Im Internet habe ich bereits gelesen, dass Besucher nach 18 Uhr hier ihre Schlüssel bekommen. „Wir arbeiten mit dem ‚Hotel Leidinger‘ in Saarbrücken zusammen", erklärt mir Marie Kretschmeier, „wenn Gäste später anreisen, können sie dort anrufen und bekommen den Keycode vom Hotel, da unsere Rezeption ja leider keine 24 Stunden besetzt ist." In der Schlüsselbox finde ich einen Touchscreen. Dort gebe ich den Keycode ein, und die kleine Glastür daneben springt auf. Dahinter hängen mehrere Schlüssel mit farbigen Lederbändern. Schnell ziehe ich den Schlüssel Nummer 16 aus seiner Halterung und schließe wieder die Tür. Ich bin erleichtert, dass das so gut geklappt hat.
Jeder hat einen eigenen Garten
Anschließend machen wir einen Spaziergang durch die Anlage. Die freundliche Lilly begleitet uns. Die Naturhotelzimmer sind grundsätzlich für zwei Personen ausgerichtet. Da der Jakobsweg direkt neben dem Resort verläuft, gibt es im Waldgarten auch Fässer für drei Personen, beispielsweise für Pilger. Hunde und Katzen sind natürlich erlaubt. Die Resort-Leiterin erklärt mir, dass die Anlage in vier Gruppen aufgeteilt ist: in den Wein-, den Sonnen-, den Wald- und den Obstgarten. Direkt in der Nähe der Schlüsselbox ist der Weingarten angelegt. Er existiert seit Mai 2018, dem offiziellen Eröffnungsmonat des Resorts. Im August 2018 folgte dann der Sonnengarten, der direkt darüber liegt und neben der meisten Sonne auch den besten Ausblick Richtung Frankeich bietet. Der Obstgarten soll im kommenden Jahr angelegt werden, mit Johannisbeeren, Kirschen, und Äpfeln. „Im Bliesgau gibt es ja sehr viele Streuobstwiesen und das soll auch hier widergespiegelt werden", erzählt Marie Kretschmeier. Der Waldgarten, der bereits seit Dezember 2017 fertig ist, bildet gemeinsam mit den anderen drei Bereichen das Gesamtpaket und steht für die verschiedenen Themen, mit denen das Unesco-Biosphärenreservat Bliesgau zu einem Kurztrip einlädt: Sonne, Wein, wertvolle Buchenwälder und ausgedehnte Streuobstwiesen.
Mein Fässchen befindet sich im Waldgarten. Der mit Rindenmulch belegte Boden fühlt sich weich unter meinen Füßen an. Während wir uns den Weg entlang zu Fass Nummer 16 schlängeln, bin ich überrascht wie viele Fässer – jedes mit einer eigenen, kleinen Terrasse – hier ihren Platz finden. Das Waldstück wirkt klein, die Laubbäume, Farne und Sträucher ermöglichen allerdings genügend Privatsphäre. „Wobei wir manche Gäste haben, die sagen, es ist ihnen zu dicht, die wollen dann lieber in den Sonnengarten", sagt die Resort-Leiterin, „dann haben wir aber auch die anderen, die sagen: ‚Nein auf jeden Fall Waldgarten‘."
Alles strahlt in einem satten Grün, ich entdecke rote Vogelbeeren und vereinzelt blinzelt eine kleine Waldblume aus dem Boden. Dieser Teil der Anlage stellt einen schönen Gegensatz zum hellen Sonnen- und Weingarten dar. Hier ist es schattig und angenehm kühl. Außer dem leisen Rauschen der Bäume und einer Maus, die durch das Laub huscht, ist nichts zu hören.
In meinem Fass angekommen, begeistert mich die Inneneinrichtung schon auf den ersten Blick. Zuerst fällt mir das große Bullauge gegenüber der Tür auf. Dahinter sieht man nur Bäume, und automatisch stelle ich mir vor, mit diesem Blick aufzuwachen. Außerdem bin ich positiv überrascht über die Größe der Küchenzeile mit ihrer dicken Buchenholzplatte, einer silberner Spüle und einem kleinen Kühlschrank darunter. Es gibt einen Toaster, einen Wasserkocher und eine Kaffeemaschine. Auf einem Regal über der Zeile finde ich hübsches Geschirr sowie Gläser. In den Schubladen gibt es Besteck und alles, was das Küchenherz sonst noch begehrt. Ich öffne eine Milchglastür, hinter der die Waschkabine liegt. Sie ist klein, bietet aber alles, was man braucht: eine Toilette, ein Waschbecken, eine Duscharmatur und einen kleinen Spiegel. Eine kleine Sitzecke mit beigen Polstern und einem Klapptisch in der Mitte darf natürlich auch nicht fehlen. Sie lässt sich umfunktionieren zu einem 1,40 Meter breiten Doppelbett oder zwei Einzelbetten. An den Wänden entdecke ich Sideboards aus Buchenholz, in die eine Bluetooth-Musikanlage und Lichtelemente eingebaut sind. Besonders gefallen mir die LED-Lichtröhren an der Decke, mit denen man das Häuschen in alle Farben des Regenbogens tauchen kann. Für jeden Gast gibt es eine Klimaanlage, Heizung, Lüftung und einen Ventilator. Ein kleiner Fernseher ist natürlich auch vorhanden. Mir fällt außerdem die mit Liebe zum Detail ausgewählte Dekoration auf: ein Teelicht und ein Stern aus Holz oder die kleine Lichterkette am Geländer der Terrasse. Die Kissen mit grünen und purpurfarbenen Elementen geben den farblichen Akzent für eine schöne Wohlfühlatmosphäre.
Ich empfinde die Einrichtung als sehr modern, die Holzelemente und erdigen Töne stellen einen Bezug zur Natur dar. Insgesamt ist mein Eindruck sehr positiv, und ich freue mich auf die Nacht in meinem Häuschen.
Mit Klimaanlage und Heizung
Bevor ich mich in das gemütliche Bett kuschele, möchte ich allerdings in dem Restaurant „Bliesgau Scheune" zu Abend essen. Es befindet sich direkt neben der namensgebenden Scheune. Genau wie die ganzjährige Schlittschuhbahn, die das Resort neben dem Adventure-Golfplatz und einem kostenlosen Besuch im Fitnessstudio der Saarland-Therme zu bieten hat. Die „Bliesgau Scheune" ist eine moderne Holzhütte im bayerischen Stil. Sie lädt mit ihrer sonnigen Terrasse je nach Tageszeit zu einem Frühstück, Mittag- oder Abendessen ein. Sie wirkt klein, aber fein, und ich stelle fest, dass das im Grunde auf die ganze Anlage zutrifft. Besonders positiv überrascht mich, dass auf der Karte mehrere vegetarische Gerichte zu finden sind. Ich entscheide mich für den „Veggie Grill" aus gegrilltem Sommergemüse und Kartoffeln. Nach dem Essen schlendere ich glücklich und mit vollem Bauch zurück zu meinem Fässchen und lasse den Abend mit Kerzenschein und Sat-TV ausklingen.
Die Nacht ist eher kurz und auch der Rücken tut am nächsten Morgen etwas weh. Beim Öffnen der Tür weht mir allerdings die frische Waldluft entgegen, und dann ist das alles schnell vergessen. Abgesehen von dem morgendlichen Zwitschern der Vögel liegt eine entspannte Stille in der Luft. Nach einem belebenden Kaffee mache ich mich auf den Weg zur Arbeit. Ein bisschen traurig bin ich schon, dass mein Kurztrip jetzt schon wieder zu Ende ist. Ich nehme mir allerdings vor, noch einmal wiederzukommen, wenn der geplante Obstgarten fertig ist. Die mit Liebe zum Detail designten und zudem nachhaltigen Naturhotelzimmer zeigen, wie glamourös Camping sein kann. Wer also Lust auf einen Kurztrip hat und das Saarland von seiner schönsten Seite erleben möchte, ist im Glamping-Resort Biosphärenreservat Bliesgau genau richtig.