Die Digitalisierung bietet den Museen völlig neue, bislang ungeahnte Möglichkeiten. Davon ist Diane Drubay, Gründerin der Bewegung „We Are Museums", überzeugt.
Frau Drubay, wie verändern sich Museen durch die digitalen Technologien?
Beim Thema neue Technologien in Museen geht es nicht so sehr um Technik, sondern eher um eine Umgestaltung. Wenn ein Museum sich mit Digitalisierung befasst, bringt das nicht nur interaktive Displays mit sich und neue Möglichkeiten, Kulturerbe zu vermitteln. Vielmehr entstehen neue Chancen, sich mit den Besuchern zu verbinden. Ins Zentrum ihrer Bemühungen rückt für Museen eine neue Frage: Was erleben und erfahren die Besucher in einer Sammlung?
Welche Vorteile hat die Digitalisierung von Museen für die Besucher?
Durch die Digitalisierung kann eine Ausstellung, ein Objekt oder eine Geschichte eine ganz andere Wirkung entfalten – auf intellektueller, emotionaler oder sensorischer Ebene. Museen können ihre Geschichten so erzählen, dass viele Sinne angesprochen werden, Besucher in sie eintauchen können: Auf diese Weise entsteht Empathie, so können Besucher persönliche Erinnerungen sammeln, vielleicht sogar ihre Sicht- und Denkweisen erweitern oder ändern. Museen können jetzt komplett inklusiv werden, ihre Sammlung mit Kindern und Kunstbegeisterten aus aller Welt teilen und dabei verschiedene Bedürfnisse ihrer Besucher befriedigen – das Lernen und Experimentieren genauso wie inspiriert zu werden, intellektuell wie emotional.
Was bieten digitale Nachbildungen, was die Originale vor Ort nicht bieten können?
Digitale Reproduktionen erlauben es Besuchern, gefährdete Orte zu betreten, die sie sonst nicht besuchen könnten. Oder auch Meisterwerke zu sehen, die nicht mehr reisen dürfen. Von manch einer digitalen Reproduktion hat man vielleicht sogar mehr als vom Besuch des Originals: Leonardo da Vincis Mona Lisa kann man bald hochaufgelöst betrachten mit dem Virtual-Reality-Projekt „Mona Lisa: Beyond the Glass". Das Bild im Louvre hingegen ist immer hinter kugelsicherem Glas, einer Barriere und Dutzenden von Besuchern mit ihren Smartphones versteckt.
Auch wenn digitale Reproduktionen Repliken sind – sie haben einen riesigen Wert, wenn es darum geht, möglichst vielen den Zugang zu Kulturerbe zu ermöglichen. Und das ist schließlich ein Ziel und die Verantwortung von Kultureinrichtungen.
We Are Museums ist eine Bewegung, die seit 2013 Kultur und Innovation zusammenbringt und so Museen und Kultureinrichtungen unterstützen möchte.