Ein Ehepaar in der Krise: Martina Gedeck und Ulrich Tukur überzeugen in „Und wer nimmt den Hund?" – Kinostart ist am 8. August.
Fünfundzwanzig Jahre Ehe – manche Paare feiern da Silberhochzeit, andere trennen sich. Im Fall von Doris (Martina Gedeck) und Georg (Ulrich Tukur) ist es eine Affäre von ihm mit einer deutlich jüngeren Frau, die das im Laufe von mehr als zwei Jahrzehnten schwach gewordene Gerüst der Ehe zusammenbrechen lässt. Die beiden lassen ihre Trennung von einer Therapeutin begleiten – und erleben dabei noch einmal schöne und auch schreckliche Momente ihrer Partnerschaft. Angefangen vom ersten Zusammentreffen über das gemeinsame Pläneschmieden bis hin zu der Erkenntnis, dass man doch nicht alles realisiert hat, was man einmal wollte.
Die Situation dürfte vielen Paaren vertraut sein: Man hat ein Haus gekauft, sich eingerichtet, Kinder bekommen und ist älter geworden. Die Kinder gehen ihren eigenen Weg, und um die 50 stellen sich beide die Frage, ob ihr Leben wirklich so langweilig weiterlaufen soll, wie es den Anschein hat.
Als Georg seiner Frau erklärt, dass er sich von ihr trennen und in Zukunft mit Laura (Lucie Heinze) zusammenleben will, reagiert Doris zunächst gefasst. Anschließend setzt sie sich in Georgs Auto und fährt es immer wieder gegen das Garagentor. Mit diesen Szenen beginnt der Film. Und gleichzeitig ist dies das erste, das bei der Trennungstherapie auf den Tisch kommt. Doch gekonnt versteht es Therapeutin Gisela Bruhns (Angelika Thomas), die Gedanken der beiden auf die unterschiedlichen Erlebnisse der gemeinsamen Zeit zu lenken. Während der Therapie entwickelt sich die Geschichte weiter – mit überraschenden Wendungen.
„Und wer nimmt den Hund?" lebt von seinen aberwitzigen, pointierten Dialogen. Martina Gedeck und Ulrich Tukur ergänzen die für sich schon reichlich absurden Texte durch die passende Darstellung der Gefühle. Er als Mann, der sich noch einmal jung fühlen will. Sie als Frau, die sich in eine Rolle gedrängt fühlt, die sie nie übernehmen wollte.
Die kühlen Bilder entsprechen der jetzigen Beziehung
Regisseur Rainer Kaufmann ist ein Film gelungen, der sich wohltuend von der Masse der deutschen Komödien abhebt. Natürlich ist einiges überspitzt dargestellt. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen setzt Kaufmann aber nicht auf flache Witze, sondern hebt die Absurdität des Alltags auf tiefgründige Art hervor.
Immer wieder haben es Filme von Rainer Kaufmann, die eigentlich fürs Fernsehen gedreht waren, ins Kino geschafft. Bekannt wurde der Regisseur mit der Komödie „Stadtgespräch", die 1995 ein Überraschungserfolg wurde. Aber bereits sein Kurzfilm „Der schönste Busen der Welt" kam im Jahr 1990 groß raus –
als Vorfilm zu „Abgeschminkt!", dem Spielfilm-Debüt der Regisseurin Katja von Garnier. Inzwischen hat Kaufmann mehr als 40-mal Regie geführt, unter anderem bei mehreren „Bella Block"-Filmen, bei einigen „Tatort"-Folgen und bei einer Ausgabe der Serie „Polizeiruf 110". Und er hat immer wieder Filme fürs Kino gemacht, „Long Hello & Short Goodbye" aus dem Jahr 1999 zum Beispiel, ein Krimi im Stil des Film Noir.
In „Und wer nimmt den Hund?" lernt der Zuschauer mit der Zeit auch die Umwelt von Georg und Doris kennen: Das Aquarium, das Georg leitet und vor dessen Quallenbecken sich die beiden zum ersten Mal getroffen haben. Vor dem Georg Jahrzehnte später Laura trifft und sie mit fast den gleichen Worten in seinen Bann zieht wie einst Doris. Das Haus, in dem die beiden bis zur Trennung wohnten, irgendwie individuell und doch Ausdruck eines typischen Lebensstils. Die Bilder sind eher kühl, wie man es der Atmosphäre der Stadt Hamburg nachsagt, in der die beiden leben – so kühl, wie auch die Beziehung der beiden geworden ist.