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WAS MACHT EIGENTLICH...

Marie Versini mit Lex Barker als Old Shatterhand im ersten Winnetou-Film.
Foto: picture alliance / akg-images

… Marie Versini?

Durch die Rolle der Winnetou-Schwester Nscho-tschi wurde sie Mitte der 60er-Jahre in mehreren Karl-May-Filmen vor allem in Deutschland zum Kinoliebling. Danach war sie auch öfter in internationalen Kino-Produktionen und im Fernsehen zu sehen. Heute arbeitet die 79-jährige Tierliebhaberin vor allem als Autorin und schreibt Dreh- und Kinderbücher.

Winnetou hält Marie Versini bis heute auf Trab, obwohl sie in ihrer bekanntesten Rolle als Nscho-tschi ja eigentlich in Old Shatterhand verliebt war. Die Verfilmung der Karl-May-Romane hatte der jungen Französin in den 60er-Jahren zu Leinwand-Ruhm verholfen. Kein Wunder daher, dass sie ihre 2003 erschienene Autobiografie „Ich war Winnetous Schwester" nannte. Und auch der Privatsender RTL griff 2016 bei seiner Neuverfilmung der Winnetou-Abenteuer auf Versini zurück: In einer kleinen Gastrolle spielte sie nach längerer Kameraabstinenz eine ältere Dame, die sich mit Karl May über die Gefahren einer Reise ins Indianergebiet unterhielt. Im Juni dieses Jahres war sie nach 2017 erneut Gast beim einwöchigen Winnetou-Fest im kroatischen Biograd, das diesmal unter dem Motto stand „100 Jahre Lex Barker, 90 Jahre Pierre Brice". Versini bezeichnete es bei Facebook als große Ehre, dass sie die Geburtstags- und Gedenkrede halten durfte „für meinen leider viel zu früh verstorbenen Freund Lex". Aber auch sonst stehen regelmäßig Winnetou-Termine auf ihrem Kalender: Im Vorjahr war sie beispielsweise Gast bei den Karl-May-Treffen in Wien und Hückeswagen oder bei den Winnetou-Kultfilmen Hamm.

Kleine Romanze mit Lex Barker

Die 79-jährige Schauspielerin schreibt heute Dreh- und Kinderbücher.
Die 79-jährige Schauspielerin schreibt heute Dreh- und Kinderbücher. - Foto: picture alliance / KEYSTONE 

Bevor Versini für die Nscho-tschi-Rolle verpflichtet wurde, hatte sie für einige wenige französische Filme vor der Kamera gestanden, so etwa in „Zwei Städte" (1958) an der Seite von Dirk Bogarde, in „Paris Blues" (1961) mit Paul Newman oder „Cien de Pique" (1960) mit Eddie Constantine. „Davor habe ich fast acht Jahre in der Comédie FranÇaise in Paris auf der Bühne gestanden, wo ich in Stücken von Molière bis Shakespeare den klassischen Part der Naiven gespielt habe", sagte sie 2017 dem Online-Forum „Ein Buch lesen". Karl May hat Versini schon als Kind kennen und lieben gelernt. Ihr Vater, ein Deutschlehrer, las ihr regelmäßig vorm Zubettgehen die Geschichten rund um Winnetou und Old Shatterhand vor. Die Story von der unerfüllten Liebe zwischen Nscho-tschi und Old Shatterhand hatte es ihr dabei besonders angetan. „Ich wollte diese Rolle schon immer spielen, seit ich sieben Jahre alt war. Und mein Traum ist wahr geworden", sagte Versini. „Ich war Nscho-tschi. Und ich bin es immer noch, nur etwas älter", bekannte sie 2013 gegenüber der „Badischen Zeitung". Der damalige Versuch der Boulevard-Presse, Versini und Winnetou-Darsteller Pierre Brice zum neuen Traumpaar zu machen, scheiterte jedoch. „Mein Herz als Frau gehörte Old Shatterhand, der von Lex Barker gespielt wurde. Schließlich habe ich schon als Mädchen von ihm geschwärmt, als er Tarzan spielte", erinnert sie sich in einem „Stern"-Gespräch. Auf die Frage, ob sie eine Affäre mit ihrem Schwarm hatte, sagt Versini heute: „Sagen wir – eine kleine Romanze." Bis heute hat sie Erinnerungsstücke aus ihren fünf Karl-May-Filmen aufbewahrt, etwa das Poster, auf dem sie mit Winnetou zu sehen ist. „Aber meine schönste Erinnerung an diese Zeit sind die Briefe, die mir viele Kinder bis heute schreiben, weil es die Winnetou-Filme ja noch im Fernsehen gibt."

Unabhängig von anderen

Versinis große Liebe im „richtigen" Leben ist aber ihr Mann Pierre Viallet, den sie 1974 geheiratet hat und mit dem sie bis zu seinem Krebstod 2013 eine glückliche Ehe geführt hat. „Dieser Mann und die gute Ehe mit ihm sind die größten privaten Erfolge meines Lebens", sagte sie dem „Stern". Gemeinsam hat das meist auf der französischen Atlantikinsel Ré lebende Paar einige Filme gedreht, zuletzt 2010 „Hommage an Robert Schumann". Zu Viallets Roman „Füße wachsen im November" hat Versini ein Drehbuch geschrieben, das jedoch noch nicht realisiert worden ist. Heute sieht sich die in La-Celle-Saint-Cloud bei Paris wohnende Schauspielerin vor allem als Autorin. „Mit dem Schreiben vollendet sich mein berufliches Leben: Mit 16 fing ich an, Theater zu spielen, dann kamen die Winnetou-Filme, später habe ich Fernsehen gemacht, und jetzt schreibe ich", fasst sie im „Stern"-Interview ihre Tätigkeiten zusammen. Von ihr und ihrem 21 Jahre älteren Mann sind 2008 der Roman „Rätsel um N.T." und im Jahr darauf die Fortsetzung „N.T. geht zum Film" erschienen, in denen es um Nscho-tschis Tochter N.T. geht. Für das französische Fernsehen hat Versini schon vor einiger Zeit Zeichentrick-Geschichten rund um Emil und seinen Hund „Scharly" geschrieben. Mit dem Schreiben hat Versini einen neuen Weg gefunden, sich auszudrücken. Es habe zudem den Vorteil, dass man es komplett unabhängig von anderen Leuten machen kann. Schon länger hat sie den Plan, ein Buch über ihren verstorbenen Mann zu schreiben. Zu dessen Tochter aus erster Ehe, Babette (68), hat sie ein enges Verhältnis, weil diese ihr in der schweren Zeit nach Viallets Tod zur Seite gestanden habe. Inzwischen kann Versini sich vorstellen, auch wieder mal Theater zu spielen oder zu drehen: „Ich sehne mich danach, wieder anderen Menschen Freude zu bereiten." Wenn sie nicht arbeitet, liest sie sehr viel, sammelt Antiquitäten und hört vor allem gern klassische Musik.

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