1. FC Köln, SC Paderborn und Union Berlin heißen die Aufsteiger. Die Zielsetzungen sind allerdings unterschiedlich. Vor allem die Geißböcke sehen sich als Dauer-Erstligisten.
Der 1. FC Köln ist wieder da. Mal wieder. Auf den sechsten Abstieg 2018 folgte der sechste Aufstieg ins Oberhaus der Bundesliga. In der Domstadt darf man sich nun Zweitliga-Rekordmeister nennen. Doch auf diesen Titel legt man keinen Wert. Man will sich dauerhaft etablieren – wieder einmal.
Die vergangene Saison verlief durchaus turbulent. Obwohl durchweg an der Tabellenspitze musste Trainer Markus Anfang gehen. Auf ihn folgt nun Achim Beierlorzer. Der gelernte Lehrer kommt von Jahn Regensburg und hatte dort als Trainer einer Aufstiegsmannschaft wenig mit dem Abstieg zu tun. Ähnliches erhofft sich Armin Veh, der Kölner Geschäftsführer Sport, nun auch am Rhein. „Wir sind zuversichtlich, mit ihm eine Lösung gefunden zu haben, mit der wir die nächsten Jahre bestreiten können", sagt Veh. Der Kader wurde allerdings auch verändert. Als Rechtsverteidiger kam Kingsley Ehizibue vom PEC Zwolle. Für die offensive Außenbahn wurde Kingsley Schindler ablösefrei von Holstein Kiel verpflichtet. Die größten Änderungen hat der Club im Vergleich zur vergangenen Saison im defensiven Mittelfeld vorgenommen. Mit Birger Verstraete hat der FC einen zentralen Mittelfeldspieler verpflichtet, der sich mit einem Länderspieleinsatz 2018 in den erweiterten Kader der belgischen Nationalmannschaft spielen konnte. Dazu wurde nun der Transfer des Tunesiers Ellyes Skhiri aus Montpellier vollzogen. Das Prunkstück des Teams ist aber sicherlich der Angriff. Jhon Cordoba hat sich in der vergangenen Saison zum Publikumsliebling geschossen und mit 20 Toren in 31 Spielen gezeigt, dass er Qualität besitzt. Neben Cordoba wird wohl der verlorene Sohn, Anthony Modeste, auflaufen. Nach einer überragenden 25-Tore-Saison in der Bundesliga und einem missglückten China-Ausflug, wurde Modeste im November mit Pauken und Trompeten zurück ins Rheinland geholt. Dass Simon Terodde, der 29 Tore in 33 Spielen geschossen hat, wohl nur als dritter Stürmer in die Saison geht, darf man dann getrost als Luxusproblem bezeichnen. Noch ist der Kader allerdings nicht komplett. Es könnte noch Zu- und Abgänge geben. „Wir haben bis zum 31. August Zeit", verweist Veh auf das noch offene Transferfenster. Bis jetzt haben Spieler wie Frederik Sörensen, Salih Özcan oder Jannes Horn, denen Wechselambitionen nachgesagt werden und/oder bei einem entsprechenden Angebot gehen könnten, aber noch keinen neuen Arbeitgeber gefunden. Linksverteidiger Horn wolle ohnehin beim FC bleiben, heißt es. Auf das Saisonziel angesprochen sagt Veh unaufgeregt: „Klassenerhalt natürlich. Aber nicht unbedingt bis zum letzten Spieltag zittern."
Paderborn will in ruhigeres Fahrwasser gelangen
Sollte der SC Paderborn bis zum letzten Spieltag zittern, würde dies bedeuten, dass er bis dahin noch nicht abgestiegen ist. Das wäre für den Club mit dem kleinsten Liga-Etat sicherlich schon ein Erfolg.
2015 Abstieg aus der Bundesliga, ein Jahr später Abstieg aus der 2. Bundesliga, 2017 freier Fall in die Regionalliga nur durch den Lizenzentzug von 1860 München gestoppt. 2018 Aufstieg als Zweiter in die 2. Bundesliga und in diesem Frühjahr dann der Durchmarsch in die Bundesliga – als Zweiter. „Ich hätte nichts dagegen, sollten wir wieder Zweiter werden", sagt Trainer Steffen Baumgart lachend.
Baumgart nimmt es mit Humor. Denn beim Aufsteiger herrschte nicht nur Euphorie. Mitten im Aufstiegstrubel verabschiedete sich „Kaderschmied" Markus Krösche nach Leipzig. Eine geplante Kooperation mit RB scheiterte anschließend an erbitterten Fan-Widerständen. Zehn Neue wurden bisher geholt, in erster Linie unbekannte Spieler. Diese waren vor allem ablösefrei, aus der Dritte Liga oder der Regionalliga. „Jung und hungrig, mit Potenzial. Dazu die Hoffnung, vielleicht einen Volltreffer gelandet zu haben", beschreibt das Portal „Ran" die Philosophie und erklärt die Ostwestfalen zum Sparmeister. 220.000 Euro wurden bislang ausgegeben. Eingenommen hat der Club hingegen fünf Millionen Euro, dafür verlor der SCP durch die Abgänge von Philipp Klement (VfB Stuttgart) und Bernard Tekpetey (FC Schalke 04/Fortuna Düsseldorf) aber auch Qualität. „Wir haben eine ganz klare Vereinsstrategie, die besagt, dass wir junge Spieler hier aufbauen und ihnen den nächsten Schritt gewähren wollen", sagte Paderborns neuer Sport-Geschäftsführer Martin Przondziono. „Wir wollen Spieler, die hungrig und schnell sind und sich selbst nicht so wichtig nehmen", bestätigt Baumgart die Philosophie. Ob es für die Erste Liga reicht, ist ungewiss. „Wir wollen Stabilität reinbringen", sagt Sportchef Przondziono. Der Verein ist dabei, sich neu aufzustellen. Der Tod des langjährigen Präsidenten Wilfried Finke, der am 15. Januar im Alter von 67 Jahren gestorben war, versetzte den Club in tiefe Trauer. Finke hatte „seinem" Verein so manches Mal aus der Patsche geholfen und einen Provinzclub in die deutsche Fußball-Elite geführt. Mit der Ausgliederung der Profi-Abteilung wurden nun Strukturen geschaffen, die den SCP auch ohne Finke dauerhaft überlebensfähig machen sollen. Finke stand allerdings auch für eine ausgeprägte Hektik in personellen Fragen.
Der 56. Verein, der den Sprung in die Bundesliga geschafft hat, ist ein besonderer Club. Der FC Union Berlin, von den Fans mit dem Beinamen Eisern versehen, ist erfrischend anders – und will das auch bleiben. Gleich zum ersten Bundesligaspiel gibt es eine spektakuläre Aktion der Eisernen: Beim ersten Bundesligaspiel werden verstorbene Fans mit einem Banner geehrt, da diese das historische Ereignis leider nicht mehr miterleben können. Dank der Aktion „Endlich dabei" können so Hunderte verstorbene Angehörige und Freunde beim Bundesliga-Auftakt zumindest symbolisch im Stadion dabei sein. Doch Friedhofsruhe wird es im Berliner Osten nicht geben. Auch wenn Trainer Urs Fischer und Präsident Dirk Zingler, der als Fans der „Eisernen" seinen Traum lebt, nicht zur Hektik neigen. Eingekauft haben die „Eisernen" geschickt. Für die zahlreichen Zugänge hat man zwar gerade einmal knapp 7,5 Millionen Euro ausgegeben, dennoch wurde auch viel Bundesligaerfahrung an Land gezogen. Allein die ablösefreien Neven Subotic und Christian Gentner sind zusammengenommen fast 600 Mal in der deutschen Eliteklasse aufgelaufen.
Stabile Strukturen bei Union Berlin vor dem Abenteuer
Macher im Hintergrund ist Geschäftsführer Oliver Ruhnert. Er baute vor zwei Jahren das Team um und fand in der Schweiz beim FC Basel das entscheidende Puzzlestück. Als in Deutschland weitgehend unbekannter Trainer sollte Urs Fischer seinen Job möglichst unbelastet antreten können. „Klare Ansprache, klarer Plan – er versucht, jeden mitzunehmen und besser zu machen", sagt Ruhnert über den Coach. Fischer setzt auf ein taktisches Grundgerüst, in dem er den Spielern Freiräume lässt. Er sagt über sich selbst: „Ich versuche, die Leute so zu behandeln, wie ich das Gefühl habe, so müsste ich behandelt werden", sagte Ruhnert gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Vielleicht auch deswegen ist es den Berlinern trotz kleinem Budget gelungen, eine gute Mannschaft ins Rennen zu schicken. Die Offensive ist mit Sebastian Polter, Sebastian Andersson sowie den beiden Zugängen Anthony Ujah und Marcus Ingvartsen sicherlich gut besetzt. Polter, mit Unterbrechungen dreieinhalb Jahre für den Club aktiv, stellte gegenüber dem Portal „Ran" bereits einen härteren Konkurrenzkampf fest: „Mit den Neuzugängen sieht man im Training eine Qualitätserhöhung." Illusionen über die Schwere der Aufgabe macht man sich nicht. „Wir haben jetzt eine klare Zielsetzung, im nächsten Jahr die Bundesliga zu halten", sagte Geschäftsführer Ruhnert. Angesichts neuer, hochkarätiger Gegner wie Bayern München oder Borussia Dortmund fügte er hinzu: „Wir können uns nicht mit allen messen, das wissen wir."