Das neue Album von J. J. Cale hat bislang weniger Aufmerksamkeit bekommen als ihm zusteht. Dabei ist es so großartig wie nostalgieselig – und sechs Jahre nach dem Tod des Saiten-Magiers aus Oklahoma natürlich ein hoch willkommener Nachruf.
„Stay Around" wurde von Cales Witwe Christine Lakeland kompiliert und versammelt 15 Tracks, die John Weldon Cale – so sein kompletter Name – in den 90er- und Nullerjahren in seinem Heimstudio eingespielt hatte, es aber auf kein Album schafften. Warum auch immer.
Die Qualität nämlich ist unbestritten famos. Alles ist da, was man kennt und liebt und deshalb einst als sogenannten Tulsa-Sound in die Musik-Geschichtsbücher eingraviert hatte: jene ultra-relaxte Spielart zwischen Country und Blues, Swing und Rock ’n’ Roll.
Sein populärster Song „Cocaine", der von Eric Clapton bekanntlich noch erfolgreicher gecovert wurde, war ja das offensivste, „rockigste" Stück gewesen, das Cale je geschrieben hatte … Soll heißen: „Cocaine" war nicht archetypisch. Alle Geniestreiche des J. J. Cale („Really", „Troubadour", „Okie", „Five",„Grasshopper" oder „Closer To You") waren beseelte Zeitlupe – und also formidable Hängematten-Soundtracks. In dieser Pracht und Beständigkeit bekam man „Laid Back" nirgends …
Überliefert ist bezeichnenderweise Folgendes: J. J. Cale tüftelte nie lange an seinen Liedern. Er liebte „First Takes", erste Aufnahmen. Und wenn die Situation einmal ergab, dass weitere Versuche nötig waren, pflegte der Meister zu sagen: „Ach, vergessen wir den Song, da schreibe ich lieber einen neuen!" Diese bewundernswerte Haltung vermittelt jeder Ton von „Stay Around".
Überragend im feinen Nachlass-Repertoire sind das wunderbar lautmalerische „Tell You ’Bout Her", das magisch gepickte, patentiert sanft groovende „Go Downtown", aber auch jener Song, den Christine Lakeland kurz nach der ersten Begegnung mit ihrem zukünftigen Ehemann 1977 geschrieben hatte. „My Baby Blues" ist hier das einzige Stück, welches bis in die Achtziger zurückreicht.