Aus einem kleinen Dorf, in dem man die „Oberbergische Volkszeitung" liest, nach Shanghai – das ist natürlich ein Sprung. Thomas Derksen wagte ihn, und der Pull-Faktor dabei war eine nette Chinesin namens Liping. Der „arme Student" lernt dabei hautnah ihre chinesische Mittelklasse-Familie kennen, die ihre einzige Tochter natürlich nicht so ohne Weiteres hergibt.
Amüsant zu lesen ist es allemal, mit welch Bauernschläue Derksen die Hürden umschifft, mit denen man in China eine Frau – samt Familie – für sich einnimmt. Weil der Vater das Zimmer im Studentenwohnheim, welches dem fülligen Derksen zugewiesen wurde, für zu klein befindet, darf dieser ausnahmsweise im Gästezimmer der Familie wohnen.
Ein anderer „Test" besteht aus einem Restaurantbesuch mit Lipings Freundinnen Tiffany, Summer, Dreamy und Cecilia. Was es mit der Pizza „Durian", zu Deutsch Stinkfrucht, auf sich hat, erfährt Derksen dabei am eigenen Gaumen. Ausführlich geht es im zweiten Teil des Buches um die Beschreibung der Hochzeitszeremonie, wobei die Abholung der Braut mit einem teuren Sportwagen noch das kleinste Problem ist – der Bräutigam kann sich nämlich nur mit großer Mühe hinter das Steuer klemmen. Im Gegensatz zu den meisten modernen chinesischen Pärchen entscheidet sich das Paar für eine Hochzeit im traditionell chinesischen Stil. Dazu gehören mehrere aufwendige Kostüme, die das Brautpaar im Verlaufe der Feier wechselt, sowie einige Scherze, die man in abgewandelter Form auch in Deutschland kennt.
Weil sein Humor in China gut ankommt und er seinen Schwiegereltern deutsche Sitten lustig erklärt, hat Derksen dies in kleine Youtube-Videos gepackt, die mittlerweile enorme Klickzahlen in China haben und dem cleveren Deutschen ein gutes Auskommen generieren.
Literarische Gipfel erklimmt das leicht zu lesende Werk nicht, doch für eine Stippvisite in chinesische Gebräuche und Eigenarten ist es allemal zwei oder drei kurzweilige Abende wert.