Michelle Schwarz, Studentin der Mathematik und Physik auf Gymnasiallehramt an der Universität des Saarlandes, wurde von der Deutschen Telekom Stiftung für ein „FundaMINT"-Stipendium auserwählt. Die 21-Jährige ist damit erst die zweite Studentin der hiesigen Uni, der das gelungen ist.
Michelle Schwarz wartet vor dem Café „Unique" am Campus Center der Universität des Saarlandes. Die sympathische junge Frau mit den blonden Locken lächelt erst zaghaft, dann herzlich. Die hellblauen Augen strahlen Freundlichkeit aus. Hinter der bescheidenen Ausstrahlung verbirgt sich eine äußerst erfolgreiche Studentin und frisch gebackene Stipendiatin der Deutschen Telekom Stiftung.
Wirft man einen Blick auf ihren Lebenslauf, ist man zunächst sprachlos. Vier Berufspraktika, Uni-Camp und Probestudium, Hilfswissenschaftler-Stelle (Hiwi) und dazu noch ehrenamtliches Engagement – und das mit gerade mal 21. So ein Lebenslauf ist nicht alltäglich und gibt schon einen Hinweis darauf, warum die Stiftung Michelle Schwarz ausgesucht hat.
Das Stipendium ist, wie der Name „Fundamint" schon sagt, auf die Mint-Studiengänge ausgerichtet. Dazu zählen: Mathematik, Physik, Naturwissenschaften und Technik beziehungsweise Sachunterricht oder Naturwissenschaften in der Primärstufe. Wer sich dafür bewerben möchte, sollte mindestens eines dieser Fächer belegen und darin mindestens gute Leistungen erbringen. Außerdem sollte der Bewerber nicht weniger als fünf Semester Regelstudienzeit vor sich haben. Michelle Schwarz belegt gleich zwei der Fächer und bewarb sich vor allem wegen der ideellen Förderung innerhalb des Stipendiums. Diese besteht aus Seminaren und Workshops mit zentralen Themen wie Gesprächsführung, Diagnostik oder professionellem Auftreten. Außerdem liegt ein Schwerpunkt des Stipendiums auf Digitalisierung und der Arbeit mit neuen Medien. Diesen Teil findet die Stipendiatin besonders interessant, wie sie sagt, da sich durch die neuen Medien im Unterricht interessante Möglichkeiten ergeben, Lehrplaninhalte anschaulich zu vermitteln.
Besonderes Interesse an neuen Medien
Aufmerksam wurde sie auf das Stipendium durch den Lehrstuhl und Plakate der Universität. Sie gibt zu, von dem Bewerbungsaufwand zu Beginn etwas abgeschreckt gewesen zu sein. Neben einer elektronischen Bewerbung auf Eigeninitiative wurden ein Motivationsschreiben und Empfehlungsschreiben von Hochschullehrern zur fachlichen, didaktischen und pädagogischen Qualifikation der Kandidatin verlangt. Die Bodenständigkeit der jungen Frau wird deutlich, als sie erzählt, wie „super besonders" die Anforderungen klangen. Sie selbst scheint nicht zu bemerken, wie besonders ihr Lebenslauf für eine Frau ihres Alters ist. „Für mich fühlt es sich nicht so an, weil es für mich normal ist", erklärt die Studentin beinahe entschuldigend.
Ihre Erwartungen an das Stipendium zeigen, dass das Geld dabei eine sehr kleine Rolle spielt. Die Studentin will sich vor allem neuen Herausforderungen stellen. Schwarz hofft auf ein Praktikum an einer ausländischen Schule zum Kennenlernen anderer Kulturen und Arbeitsweisen. Außerdem wünscht sie sich den Austausch mit anderen Stipendiaten und Referendaren, was zu ihrer Kontaktfreude und Offenheit passt. Allgemein scheint sie positiv an das Leben heranzugehen und wird von einem gesunden Ehrgeiz angetrieben. „Ich glaube, ganz alleine hätte ich die Entscheidung nicht treffen können, mich da zu bewerben", gibt Schwarz zu, als sie von der Unterstützung ihrer Eltern erzählt. „Mir fällt es eher schwer, die Entscheidung zu treffen, aber wenn sie dann getroffen ist, ist es auch gut." Im Hinblick auf die erhoffte Auslandserfahrung lässt sie jedoch durchblicken, dass spontane Abenteuer nicht unbedingt ihr Ding sind. Sie wolle dann doch lieber alles planen und wissen, was auf sie zukommt.
Obwohl sie sich neuen Aufgaben scheinbar unerschrocken stellt, gesteht sie, auch mal aufgeregt oder unsicher zu sein. Bis jetzt hat sie alle Klausuren im Erstversuch bestanden, und das trotz einer Durchfallquote von bis zu 80 Prozent. Es sei schrecklich demotivierend, so viel zu lernen und doch nur gerade so zu bestehen. „Wenn ich beim Lernen merke, dass nichts mehr in meinen Kopf geht, dann höre ich eben auch auf. Alles andere bringt ja nichts."
Die junge Frau lässt allerdings durchblicken, dass sie das viele Lernen nicht immer gewöhnt war. In der Schule kamen die guten Noten fast wie von selbst. Bei genauem Nachfragen spricht sie von „guten Noten" in allen Fächern und schiebt dann zaghaft hinterher: „Ich hatte fast überall nur Einser und Zweier." Ihr Tagesablauf war schon immer sehr getaktet, da neben Hausaufgaben und Lernen auch noch das Schwimmtraining anstand. Das half ihr beim Studium, da sie einen strengen Tagesrhythmus von Anfang an kannte. Michelle Schwarz war schon in frühen Jahren eigenständig und hat gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Allerdings übernimmt sie diese nicht nur für sich, sondern auch für andere. Schon in der Schule war sie mehrfach als Schülersprecherin, später im Vorstand der Schülervertretung oder als Mitglied der Schulkonferenz tätig. „Ich gebe nicht gerne mit irgendetwas an, aber ich fand halt immer, man darf sich nicht beschweren, wenn man selbst nichts macht", erklärt sie. Heute arbeitet sie als Hiwi bei der KEB in Dillingen in einem Berufsorientierungsprogramm für Schüler der siebten und achten Klasse, um diesen jungen Menschen bei der Berufsorientierung zu helfen.
Mehr Mädchen für Mathe begeistern
Strategisches und logisches Denken begeisterten sie schon in der Kindheit. Dazu kam später in der Physik die praktische Anwendung im Alltag. An diesem Punkt möchte die Stipendiatin bei jungen Menschen ansetzen. Sie erklärt, dass vor allem Mädchen eine Abneigung gegen Mint-Fächer hätten. Sie erzählt von einem Praktikum in einer Schule, in der ausschließlich männliche Lehrkräfte der Physik tätig waren. „Wir waren vier Mädchen und die Kinder haben geguckt, als hätten sie noch nie eine Physiklehrerin gesehen." Im Studium sei das mittlerweile anders, denn hier wären sie mehr Studentinnen als Studenten. Ihre Hoffnung ist, mehr Mädchen für Mathematik und Physik zu begeistern, so wie sie sich dafür begeistern kann.
Mittlerweile fragt man sich umso mehr, wie eine Studentin in ihrem Alter all das unter einen Hut bekommt. Gleichzeitig erweckt ihre nüchterne Art den Eindruck, als wäre das alles ein Klacks. Natürlich ruht sich Michelle Schwarz auch gerne mal aus. Ihr straffer Tagesplan ist allerdings für sie kein Grund, mit ihren Aktivitäten aufzuhören. Das Geheimnis steckt wohl im Gesamtpaket. Obwohl Disziplin und Ehrgeiz ihre Entwicklung prägten, wirkt es nicht, als käme sie dabei zu kurz. Ihr ehrenamtliches Engagement und ihre Eigeninitiative beim Stipendium der Deutschen Telekom Stiftung zeigen, dass sie ihren Interessen nachgeht und darin aufblüht. Dabei scheint sie an Herausforderungen mit gesundem Realismus heranzugehen und sich selbst nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Die Unterstützung von Familie und Freunden helfen ihr dabei.
Eine Frage der Deutschen Telekom Stiftung an die Stipendiumskandidatin beim Auswahlverfahren in Bonn war: „Warum glauben Sie, dass Sie nicht für das Stipendium genommen werden?", erzählt sie lachend. Ihre Antwort war möglicherweise der Grund dafür, dass die Wahl auf sie fiel: „Ich finde, dass die anderen Kandidaten auch alle super nett und total engagiert und geeignet für das Stipendium sind." Was das Rezept für ihren jungen Erfolg ist, scheint am Ende des Gesprächs auf der Hand zu liegen, nämlich: Bodenständigkeit, Disziplin und gesunder Ehrgeiz.