Unser Autor hat drei große Hersteller von Kickbikes angeschrieben, um einen Selbsterfahrungstest mit den Tretrollern für Erwachsene zu machen. Getestet hat er mehrere Modelle von Kostka, Yedoo und Kickbike. Sein Fazit: Täglich 20 Minuten Rollern + keine Süßigkeiten = 14 Kilo Gewichtsverlust in sechs Wochen.
Ich gebe zu: Als ich den Roller, den ich in meinem Urlaub ausprobieren will, zum ersten Mal sehe, bin ich ziemlich skeptisch. Ich erinnere mich noch lebhaft an stechende Rückenschmerzen, als ich vor vielen Jahren mit einem Alu-Klapproller unterwegs war. An wackelige Fahrten und holperige Wege. Doch kein Vergleich! Wenn ich von Tretrollern für Erwachsene spreche, dann meine ich Roller, die ein großes Vorderrad in der Größe 20 bis 28 Zoll und ein meistens etwas kleineres Hinterrad haben. Die großen Räder machen es möglich, dass man über Unebenheiten im Weg oder kleine Hindernisse problemlos hinweg fährt. Durch sie gewinnt der Roller zudem an Laufruhe und gleitet dank seiner guten Kugellager in den Achsen der Laufräder regelrecht über den Boden.
Einen Fuß aufs Trittbrett und mit dem anderen abstoßen, und schon geht’s los. Ich gleite dahin, als würde ich schweben. Statt der befürchteten Rückenschmerzen fühlt sich mein Rücken ganz im Gegenteil schon nach einigen Fahrten ziemlich locker und geschmeidig an. Erstaunlicherweise ist nicht meine schlechte Kondition das limitierende Element bei meinen ersten Fahrten, sondern meine Armmuskulatur. Beim Rollerfahren trainiert man nicht nur die Beinmuskeln vom Fußballen bis in den Po, sondern den gesamten Oberkörper mit. Also nicht nur „Bauch, Beine, Po", sondern auch Rücken, Schultern, Brust, Ober- und Unterarme. Ich stelle ziemlich schnell erstaunt fest, welche Muskelgruppen sich in meinem Körper noch so tummeln. Wobei: So richtig Muskelkater habe ich bis heute nicht, aber meine Kondition hat sich schon nach kurzer Zeit merklich verbessert. Auch meine Kniegelenke machen das Rollern ganz leicht mit – ganz im Gegensatz zum Radfahren, das sie nicht mehr so gut verkraften.
Unebenheiten stellen keinerlei Problem dar
Allerdings muss ich schnell lernen, dass Roller keineswegs gleich Roller ist. Es gibt City-Roller mit 20-Zoll-Rädern, Crossroller, die Räder wie Mountainbikes, höhere Trittbretter und manche sogar eine Federgabel vorne haben, zudem bequeme Tourenroller und Rennroller. Letztere sind sehr leicht, und ich habe auf ihnen das Gefühl, als würden sie von selbst gleiten. Einer hat sogar kugelsichere Reifen aus Kevlar – kein Witz! Auch wenn bei der ganzen Roller-Diskussion derzeit aus so mancher Ecke zumindest verbal scharf geschossen wird: Das Kevlar-Material dient natürlich dazu, dass diese Reifen keinen Platten bekommen können. Um Ihnen von diesen faszinierenden Sportgeräten berichten zu können, habe ich drei der großen Hersteller angeschrieben und um Testroller gebeten. Sie haben nicht nur mich, sondern auch mein Umfeld begeistert. Neben mir haben bis jetzt fünf weitere Leute einen Roller gekauft. In unserer Straße rückt inzwischen täglich eine kleine Rollergang zum Kurztraining aus.
Für alle Einsteiger ist ein Langstreckenroller gut geeignet. Für unseren Test haben wir den Kostka Trip All Black (G5) ausprobiert. Er hat sowohl vorne als auch hinten große Räder und ermöglicht eine ausgesprochen bequeme Haltung beim Fahren. Er hat zudem ein tief liegendes Trittbrett, das es möglich macht, die Knie nur leicht zu beugen. Der Schwerpunkt liegt dadurch sehr niedrig, und es macht richtig Spaß, sich mit ihm in die Kurven zu legen. Er ist sowohl für die Stadt wie auch für Feldwege geeignet. Mit ihm kann man schon nach kurzem Training weite Strecken angenehm zurücklegen.
Der Exot im Testfeld ist der Cross Max HD 20 von Kickbike. Er hat ein recht hoch liegendes Trittbrett, ist äußerst robust und verfügt über eine hydraulische vordere Federgabel und Hydraulikbremsen vorne und hinten. Er ist für „echtes" Gelände geeignet, aber eigentlich für das Training mit Schlittenhunden gedacht. Dennoch macht es viel Spaß, mit ihm zu fahren, wenngleich für ihn der größte Körpereinsatz gefordert ist.
Mit im Test sind auch zwei Rennroller, der Yedoo Wolfer und der Racer Pro (G5) von Kostka. Mit ihnen lassen sich Durchschnittsgeschwindigkeiten von bis zu 40 km/h erreichen – die nötige Fitness vorausgesetzt. Das ist mir im Test zwar nicht gelungen, allerdings hatte ich auch nicht den Ehrgeiz, solche Geschwindigkeiten erreichen zu wollen. Die beiden Rennroller zeichnen sich durch ein niedriges Gewicht von sieben Kilogramm beim Yedoo Wolfer und 7,7 Kilogramm beim Racer Pro (G5) aus.
Eingewöhnung klappt meist problemlos
Der Yedoo Wolfer ist ein Rennroller, den auch Anfänger gut fahren können, denn man rollert in einer eher aufrechten Haltung. Der Kostka Racer Pro hingegen ist der deutlich sportlichere Roller und der schnellste im Test. Beide Rennroller haben sehr schmale Reifen, zudem schmale Radachsen und kurze Trittbretter, die dafür sorgen, dass der Rahmen an Steifigkeit gewinnt, um auch bei hohen Geschwindigkeiten gut geradeaus zu laufen. Beim Kostka nimmt der Fahrer eine leicht geduckte Haltung ein, um windschnittiger sein zu können.
Gemeinsam ist allen Rollern, dass die Trittbretter eine gute Rutschfestigkeit bieten. Bei keinem hatten wir das Gefühl, dass wir abgleiten könnten. Die Länge der Trittbretter hingegen ist unterschiedlich. Während der Trip All Black das längste Trittbrett hat und somit auch für Menschen mit großen Füßen gut geeignet ist, werden die Trittbretter über den Cross Max HD bis hin zu den Rennrollern immer kürzer. Nach geringer Eingewöhnung ist es aber bei keinem der Roller ein Problem, angenehm darauf zu stehen. Selbst der Wechsel des Beins, mit dem man sich abstößt, bedarf nur einer kurzen Eingewöhnungsphase.
Tipp: Nach jedem fünften bis siebten Stoß sollte man das Bein wechseln, um beide Körperhälften gleichmäßig zu trainieren. Man stößt sich über den Fußballen ab, während das Bein gestreckt von vorne bis hinten durchschwingt. Wer richtig Gas geben will verzichtet auf das Schwungholen und tritt nur in kurzer Frequenz nach hinten. Das funktioniert wunderbar und bietet die Möglichkeit, sich mal so richtig auszutoben. Aus Sicherheitsgründen sollte man wie beim Fahrrad auch einen Helm tragen. Preislich liegen die getesteten Kickbikes übrigens zwischen 540 und 750 Euro, einfache Modelle beginnen aber bereits bei etwa 200 Euro.