Am vergangenen Wochenende haben die saarländischen Schiedsrichter gestreikt. Dass alleine die Androhung der Maßnahme nicht zu einer Besserung der Situation geführt hat, zeigte sich am Spieltag zuvor, als sich traurige Meldungen über neue Übergriffe auf Unparteiische häuften. Wer die Diskussionen in den Sozialen Medien verfolgte, der konnte feststellen, dass die Entscheidung des Schiedsrichterausschusses nicht nur auf ungeteilte Zustimmung traf. Viele Vereine beklagten, dass das Schönwetter-Wochenende im September ideal gewesen wäre, um Einnahmen zu erzielen. Andererseits soll ein Streik aber auch wehtun.
Die Kluft zwischen denen „da oben" und der Basis wächst im Saar-Fußball, das ist spürbar. Und jede Medaille hat zwei Seiten. Auf der einen Seite gibt es beispielsweise den Spielbetrieb in der Saarlandliga. Doch spielen viele Akteure, die in ihrer Jugend gut ausgebildet wurden, teilweise werden ordentliche Prämien gezahlt. Sehr häufig werden diese Spiele von Schiedsrichtern geleitet, die am Anfang ihrer Karriere stehen und die auf Einsätze in der Regionalliga oder gar höher hoffen. Hört man sich dort um, beklagen alle Beteiligten einen Mangel an Respekt. Viele Spieler monieren, dass gerade junge Schiedsrichter mit Ambitionen „nach oben" ein arrogantes, teilweise gar freches Auftreten an den Tag legen würden. So erzählte unlängst ein Trainer, als Aktiver auch im Profibereich tätig, dass er sich die Frage stellen müsse, ob er es nötig habe, sich „von einem 20-Jährigen sagen zu lassen, dass ich mein „Maul halten soll". Die Nachfrage, ob man ein solches Verhalten dem Verband melde, wird mit einem Abwinken quittiert. Dort herrsche eine Wagenburgmentalität, der Verband schütze seine „Star-Schiedsrichter". Der Saar-Fußball befindet sich im Umbruch, die Neuwahl der Verbandsspitze scheint unmittelbar bevorzustehen. So gut der Streik auch gemeint gewesen sein mag, er birgt auch die Gefahr, dass die Sprachlosigkeit noch größer wird. Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Funktionäre müssen schnell in einen regelmäßigen Dialog treten. Ansonsten wird sich nichts ändern.