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WAS MACHT EIGENTLICH...

Lulu im Jahr 1965. Da war die Künstlerin bereits eine international erfolgreiche Sängerin.
Foto: Picture-Alliance / Photoshot

… Lulu?

Vor 55 Jahren eroberte sie die Charts mit dem fetzigen „Shout", 1969 gewann sie den ESC und war auch als Schauspielerin erfolgreich. Die 70-Jährige hat heute eine wöchentliche Musiksendung bei „BBC Radio 2" und geht im Herbst auf Tour durch England.

„Ich werde nie alt werden", sagte Lulu kürzlich in einer englischen TV-Show. „Alter interessiert mich nicht, ich bin zum Glück mit einer Menge Energie gesegnet." Und in der Tat klingt ihre Stimme auch heute noch irgendwie teenagerhaft. „Ich liebe es zu singen, und ich singe viel", erklärt sie. Wie gut Lulu stimmlich noch drauf ist, davon konnte man sich gerade von April bis Juni überzeugen, als sie mit Take That unterwegs war. Vom 17. September bis zum 2. November startet Lulu nun in England ihre eigene Tournee mit dem Titel „On Fire", weil sie bis heute für ihre Sache brennt: „Ich bin immer noch voller Leidenschaft für die Musik." Musik steht auch im Mittelpunkt einer Hörfunk-Sendung, bei der Lulu bei „BBC-Radio 2" jeden Sonntag für 90 Minuten Popfans ans Radio lockt. Dazu gehören inzwischen auch ihre beiden Enkel Bella (9) und Teddy (7), die ihr viel Freude bereiten. „Sie nennen mich Nanna. Lieben Musik und meine Songs. Sie kennen die Texte und singen mit", schwärmt Lulu 2017 in einem „Express"-Interview.

„Ein scheusslicher Song"

Als ihr letztes neues Album „Making Life Rhyme" 2015 erschien, konnte Lulu bereits auf über 50 Jahre Plattenerfahrung zurückblicken. Schon als 15-Jährige hatte sie 1963/64 mit dem Isley-Brothers-Cover „Shout" einen Riesenerfolg. Auch nach der Trennung von ihrer Band „The Luvvers" 1965 etablierte sich Lulu in den internationalen Charts. Titel wie „Leave a little love", „The Boat that I row" oder „I’m a Tiger" erreichten Mitte der 60er-Jahre Top-Platzierungen in Europa. Mit dem Titelsong aus dem Kinofilm „To Sir with Love" konnte Lulu 1967 auch die Spitze der US-Charts erobern und verkaufte davon in den Staaten über eine Million Singles. Zu dieser Zeit produzierte sie auch Titel in anderen Sprachen, darunter auch sechs in Deutsch (zum Beispiel 1966: „Wenn du da bist"). Mit „Boom Bang-a-Bang" gewann Lulu 1969 für Großbritannien den Eurovision Song Contest. „Es war ein scheußlicher Song. Aber ich habe damit gewonnen. Also was soll’s", urteilt sie heute über ihren ESC-Titel.

Lulu moderiert heute eine wöchentliche Musiksendung.
Lulu moderiert heute eine wöchentliche Musiksendung. Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

Auch nach ihren ganz großen Zeiten hat die vielseitige Schottin weitere Platten veröffentlicht, sang erfolgreich Cover-Versionen wie „The Man who Sold the World" von David Bowie und Duette mit Stars wie Paul McCartney, Elton John und Maurice Gibb. Seit den 70er-Jahren wirkte sie öfter in Musicals mit („Guys and Dolls", „Peter Pan", Webbers „Song and Dance"). Noch im Vorjahr spielte sie 16 Wochen lang in dem Musical „42nd Street" eine Hauptrolle. Lulu, die 1982 für ihren Song „Who’s foolin’ who?" für einen Grammy nominiert war, gehörte in den vergangenen fünf Jahrzehnten zu den bekanntesten Künstlern Großbritanniens und wurde dafür im Jahr 2000 mit dem „Order of the British Empire" ausgezeichnet.

Schon als Teenager war Lulu auch vor der Kamera erfolgreich und spielte Mitte der 60er-Jahre in einigen englischen Fernsehserien mit (zum Beispiel 1965: „Gadzooks", 1967: „Three of a Kind"). 1968 erhielt sie die eigene TV-Musikshow „Lulu’s back in town", die mit wechselnden Titeln bis 1975 ausgestrahlt wurde. Nach ihrem Kinodebüt 1967 an der Seite von Sidney Poitier in „To Sir with Love" folgten noch ein gutes halbes Dutzend weitere Filme. Zuletzt spielte sie 2016 sich selbst in „Absolutely Fabulous – The Movie", der Filmversion einer TV-Serie. Dem Fernsehen blieb Lulu stets treu, trat in Serien und Musikshows auf, war beim englischen ESC-Vorentscheid als Gastgeberin oder Kommentatorin aktiv und tanzte 2011 beim englischen „Let’s dance"-Pendant auf Platz fünf. 2017 stand sogar ihre bewegte Familiengeschichte im Mittelpunkt der TV-Serie „Who do you think you are?", weil ihre Großeltern aus rivalisierenden religiösen Clans stammten. In ihrer zweiten Autobiografie „I don’t wanna fight" war Lulu 2002 auf diese familiären Konflikte eingegangen. Sie selbst war stets politisch interessiert, hat in den 80er-Jahren Margret Thatcher aktiv unterstützt und sich 2008 an der Kampagne „Homecoming Scotland" beteiligt, durch die schottische Auswanderer zur Rückkehr in die Heimat motiviert werden sollten.

Entspannung beim shoppen

Lulu ist auch erfolgreiche Geschäftsfrau: Unter dem Label „Lulu’s" vertreibt sie Anti-Aging-Produkte und andere Kosmetik über einen TV-Shopping-Kanal. Mit ihrem jugendlichen Aussehen ist sie selbst die beste Werbebotschafterin. „Ich muss diszipliniert sein. Ich trinke nicht, rauche nicht und versuche, gesund zu essen", verrät sie im englischen „Express" ihr Erfolgsrezept. „Ich möchte imstande sein zu arbeiten, bis das Licht ausgeht. An Rente denke ich nicht." Regelmäßig betreibt sie Yoga und Qigong, kann aber am besten entspannen beim Shoppen: „Ich shoppe überall. Und ich meine auch: überall!"

Nach einigen echten und angedichteten Affären mit anderen Musikern, nach einer turbulente Ehe mit Bee Gee Maurice Gibb und einer weiteren Scheidung, ist Lulu in Sachen Partnerschaft heute zurückhaltend. „Ich glaube, Dating ist was für junge Leute, nicht für die über 60. Ich hab’ das alles gehabt. Darauf liegt nicht mehr mein Fokus."

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