Aus privaten Gründen hatte sich die Veröffentlichung von „Box Of Breath" um Monate verzögert. Nun ist es endlich raus – das brandneue Album von Hazmat Modine! Ihre Tour hatte sie im Juni nicht wie sonst nach Saarburg geführt, sondern ins pfälzische Konz.
Doch wer dafür ein paar Kilometer mehr in Kauf nahm, wird es gewiss nicht bereut haben. Live ist die multikulturelle Big Band immer der Kracher … Wem es zu weit war, muss mit dieser Konserve (CD, Vinyl, digital) vorliebnehmen.
Zunächst: Der Sound von Wade Schuman und seiner Crew hat sich nicht grundlegend geändert. Perfekte Beschreibungen einer wahrhaft einmaligen Mixtur lauten beispielhaft: „ … als hätten sich Tom Waits und Kurt Weill mit einer Marching Band aus New Orleans zusammengetan" (Nürnberger Nachrichten) oder „Blues, der in einer afroamerikanischen Kneipe in New Orleans zu hören ist" (Landsberger Nachrichten). Wem das noch nicht genügend Assoziation ist, dem kann gerne das mannigfaltige Instrumentarium aufgelistet werden: Mundharmonika, Gitarre, Banjo, Percussion, Schlagzeug, Tenorsaxophon, Trompete, Posaune, Sousaphon (eine XXL-Tuba), Geige, Balafon, Beat Box – plus Schuman’s charismatischer, gurgelnd-bluesiger Gesang …
Spätestens jetzt aber sollte das neue Songdutzend ins Ohr! Man könnte starten mit „Lazy Time", einem verschlurft groovenden Blues-Schwoof in Tom-Waits-Manier. Das Sousaphon pulsiert massiv in die Bauchgegend, weitere solistische Kabinettstückchen am Gebläse adeln den Track. Für einen unbedarften, potenziell infizierenden Erstkontakt eignet sich „Hoarder" genauso gut. Auch hier verfeinern diverse gänsehauttreibende Soli (nun auch vermehrt an der Mundharmonika) den rustikal schlingernden Song.
Der Walzer „Dark River" und die Ballade „Deliveryman" demonstrieren, warum im Kontext von Hazmat Modine bisweilen auch das Country-Genre ins Spiel gebracht wird: das Banjo darf hier köstlich pluckern …
Worum es textlich geht? Um Leben und Tod – und auch darum, wie man beides mit Menschlichkeit verbindet.