Die Hintergründe dieses Albums sind obskur. Es sollte bereits 1968 als Debüt eines hochbegabten 18-Jährigen erscheinen. Der Label-Eigentümer jedoch beging Selbstmord, sodass von diesem Wunderwerk lediglich ein paar Vorabpressungen an die Öffentlichkeit gelangten.
Nick Garrie veröffentlichte zwar weitere großartige Alben – das letzte vor zwei Jahren – dieses hier jedoch blieb bis auf Weiteres in der Versenkung verschwunden.
Das Hamburger Tapete-Label gemahnt nun mit dieser liebevollen „Wieder"-Veröffentlichung (CD, digital, Doppel-Vinyl) an die Klasse von „The Nightmare Of J.B. Stanislas". Aufgenommen vor mehr als 50 Jahren, in nur zwei Wochen, offenbart es einen in voller Sixties-Pracht inszenierten Lieder-Reigen.
Im Bann des unerbittlichen Ehe-Krieges eines russischen Vaters und einer schottischen Mutter suchte der junge Garrie schon früh die Flucht in die Musik – und lauschte insbesondere französischen Songschmieden: Jacques Brel und Georges Brassens, fand aber auch am Griechen Georges Moustaki Gefallen.
Ernsthaftigkeit, Zartheit und Opulenz der Verehrten prägten Garries erste schüchternen Songgebilde. Schon der eröffnende Titel-Track verrät ein ausgeprägtes Gespür für Dramaturgie und Arrangierkunst und bezeugt eine leidenschaftliche, in Streichermeere gebettete, von Holzbläsern gen Himmel getragenen Romantik. George Harrison stand Pate für die Saiten-Kunst.
Elf Glanzlichter in atmosphärisch zumeist ganz ähnlicher, gleichwohl rhythmisch variierter Couleur folgen – unter ihnen das bezaubernd beateleske „Ink Pot Eyes", das zuckersüße „Little Bird" und das psychedelisch angehauchte, an die Byrds gemahnende „Stephanie City".
Der eher untypische Country-Rocker „Queen Of Queens" sticht heraus. Neun Bonus-Tracks und Demo-Aufnahmen vervollständigen diese fürwahr wertvolle Bergung eines wundersamen Kleinodes, das zwar durchaus in der Nähe eines anderen Nick verortet werden kann, aber viel mehr Zuversicht verströmt als die Weisen des dunklen Magiers Drake.
Tapete sei Dank!