Der 1. FC Saarbrücken steht im Achtelfinale um den DFB-Pokal. Nun hat er ein Terminproblem. Aber das nehmen die Blau-Schwarzen gern in Kauf.
Für Achim Beierlorzer muss es ein Spießrutenlauf gewesen sein. Rund 30 Kölner VIP-Gäste standen Spalier, als sich der Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln durch den Seiteneingang der Hermann-Neuberger-Halle seinen Weg Richtung Medienzentrum bahnte. „Lottner kommt zum FC Köln“, schmetterten sie dem versteinerten wirkenden Beierlorzer entgegen und brachten damit ihren Wunsch zum Ausdruck, der siegreiche Trainer des 1. FC Saarbrücken möge den ungeliebten Neu-Coach alsbald ablösen. Dazu wird es wohl eher nicht kommen. Dennoch war das Treiben hinter den Kulissen eines denkwürdigen Pokalabends fast noch spannender als das Geschehen auf dem Platz, dass der Underdog aus dem Saarland völlig verdient nach Treffern von Christopher Schorch, Gillian Jurcher und Tobias Jänicke für sich entschied. Der Saarländer Jonas Hector und der eingewechselte Simon Terodde konnten die Saarbrücker 2:0-Führung zwar ausgleichen, „aber 30 Minuten Fußball reichen nicht. Vor allem dann, wenn Du in der letzten Minute einen total dämlichen Gegentreffer bekommst“, fasste Beierlorzer das Spiel zusammen. Dass der Bayer, der das Traineramt beim Bundesliga-Aufsteiger im Sommer übernommen hat, im hektischen Umfeld der Domstadt bereits im Fadenkreuz der Medien steht, zeigte sich deutlich, als ihm während der Pressekonferenz der Name von Außenverteidiger Benno Schmitz nicht einfiel. „Ich hoffe, dass sie das genau so schreiben“, wandte sich ein Kölner Sponsor an die saarländischen Medienvertreter, und die Kölner Journalisten sagen bereits hinter vorgehaltener Hand: „Der muss schnell wieder weg.“ Beierlorzer werden taktische Fehler und das Festhalten an Kapitän Jonas Hector vorgeworfen. Der medienscheue Saarländer, der ein Sky-Interview ziemlich rustikal beendete und für sonstige Stellungnahmen nicht zur Verfügung stand, erlebte einen unschönen Abend. Sein Interview wurde im Businessbereich mit hämischem Gelächter und lauten Buh-Rufen begleitet, sein Abtauchen verärgerte die Kölner Medien: „Das ist alles, nur kein Kapitän. Er versteckt sich, wenn er sich stellen müsste“, sagte ein Zeitungsredakteur.
Ganz anders die Situation beim 1. FCS. „Ein bisschen feiern“, wollte Trainer Lottner mit einigen aus seiner Heimatstadt angereisten Freunden. „Aber ab morgen gilt der Fokus wieder dem Derby in Elversberg. Wir müssen regenerieren und sofort wieder umschalten“, sagte Lottner. Personell kam der 1. FCS ohne weitere Blessuren aus dem Pokalfight, allerdings wird der schmerzlich vermisste Abwehrchef Steven Zellner wohl auch noch in Elversberg ausfallen. „Wir müssen die Euphorie mitnehmen und alles reinwerfen“, sagte der überragende Verteidiger Boné Uaferro, der für das Achtelfinale am 5. Februar keinen Wunschgegner hat. „Für uns ist es der absolute Wahnsinn, dass wir noch dabei sind. Da kann kommen, wer will.“ Ähnlich sah es Präsident Hartmut Ostermann: „Wir sind unter den letzten 16. Das ist eine Sache, auf die wir stolz sein können. Jeder Gegner ist attraktiv.“ Der Pokalabend in Völklingen verlief entgegen vieler Befürchtungen friedlich und reibungslos. Das Organisationsteam um Geschäftsführer David Fischer und den Leiter der Profiabteilung Christian Seiffert hatte ganze Arbeit geleistet. „Wir haben gezeigt, dass wir in Völklingen auch schwierige Spiele austragen können. Das war wichtig“, lautete Seifferts Fazit.
Dabei kommt das Pokalachtelfinale eigentlich zu einer Unzeit. Während die ersten beiden Ligen bereits Ende Januar wieder den Spielbetrieb aufnehmen, pausiert die Regionalliga bis Ende Februar. Das Spiel, bei dem der 1. FCS sicher wieder Heimrecht haben wird, findet aber Anfang Februar statt. „Das ist aber ein Problem, dass wir gerne in Kauf nehmen. Wir fangen drei, vier Tage früher mit der Vorbereitung an und werden das Programm eventuell teilen. Das Trainingslager ziehen wir auch ein bisschen vor. Das ist nicht so dramatisch“, sagte Sportdirektor Marcus Mann, der der Auslosung am Sonntag ganz gelassen entgegen blickt: „Wir genießen den Augenblick und schauen, was kommt.“