Das Hotelgewerbe in Saarbrücken ist in Bewegung, neue Angebote entstehen. Der Tourismus wächst, ein neues Messe- und Kongressangebot ist in der Planung. Victor’s ist seit 20 Jahren fester Bestandteil, auch aus Sicht des Branchenverbands Dehoga Saarland.
Frank C. Hohrath kann auf eine bewegte Entwicklung in zwei Jahrzehnten blicken. Seit dieser Zeit begleitet er führend die Entwicklung im saarländischen Gaststätten- und Hotelgewerbe als Geschäftsführer des Dehoga-Landesverbandes. Angefangen hat er in dem Jahr, als mit dem Victor’s Hotel im Deutschmühlental einige Bewegung in die Szene gekommen war. Eine, wenn auch unter völlig anderen Bedingungen, ähnliche Situation, wie sie sich heute in der saarländischen Landeshauptstadt Saarbrücken abzeichnet. Sichtbares Zeichen dafür sind beispielsweise die Neubauten gegenüber der Congresshalle.
Aus Sicht von Hohrath ist die Entwicklung der zwei Jahrzehnte vor allem von zwei Aspekten geprägt. Dass sich der Tourismus zu einer wichtigen Säule im saarländischen Strukturwandel entwickeln könnte, ist damals eher mit Zurückhaltung und Skepsis betrachtet worden. Inzwischen, stellt Hohrath fest, „blüht und wächst" das damals noch „kleine, zu hätschelnde Pflänzchen".
Das belegt im Übrigen auch das aktuelle Sparkassen-Tourismusbarometer, das das Saarland weiter auf gutem Weg zum Ziel von 3,3 Millionen Übernachtungen bis 2025 sieht. Aus Dehoga-Sicht bezog sich die damalige Skepsis auch auf die Landeshauptstadt. „Beim Standort Saarbrücken waren viele am Anfang skeptisch." Inzwischen lässt sich aber auch hier feststellen, dass Saarbrücken durchaus und vielleicht aus damaliger Sicht eben unerwartet beispielsweise auch vom Radtourismus profitiert: „Radwandern ist auch für die Landeshauptstadt ein Thema." Dafür haben sich inzwischen aber an anderer Stelle Herausforderungen ergeben.
Aus den vergangenen 20 Jahren erinnert sich Hohrath vor allem an zwei große politische Diskussionen mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Dehoga-Mitglieder. Die eine fand Eingang unter dem – aus Verbandssicht diffamierenden – Schlagwort „Mövenpick-Steuer". Im Zuge der Wirtschaftskrise beschloss die Bundesregierung vor zehn Jahren das „Wachstumsbeschleunigungsgesetz", das neben einer ganzen Reihe von Steuererleichterungen auch die Absenkung der Mehrwertsteuer für Übernachtungen vorsah. „Wir haben als Verband immer argumentiert, dass die freien Mittel in die Investition fließen werden", sagt Hohrath und sieht sich im Nachhinein darin bestätigt. Tatsächlich seien in der Folge in der gesamten Hotelbranche die Investitionen gestiegen mit der Folge zusätzlicher Arbeitsplätze und nicht zuletzt auch höheren Tarifabschlüssen. Die andere große politische Diskussion mit viel Hin und Her sei die um das Raucherverbot gewesen.
Strahlkraft über Landesgrenze hinaus
Die aktuelle Situation fasst Hohrath in der Festzustellung zusammen: „Die Investitionen in der Hotellerie boomen in Deutschland, der Kuchen wächst aber nicht immer gleich, umso schwieriger ist es, sich am Markt zu behaupten." Das Victor’s-Jubiläumsjahr zeige, dass man wohl „vieles richtig gemacht" habe, wofür auch spricht, dass zu dem Stammsitz im Deutschmühlental nun allein im Saarland vier weitere renommierte Adressen dazu gekommen sind, darunter mit Schloß Berg und Sternekoch Christian Bau eine Adresse mit besonderem Renommee.
In Saarbrücken gibt es mit dem Best Western Victor’s Residenz Hotel auf dem Rodenhof ein zweites Standbein. Als Victor’s vor 20 Jahren in der Landeshauptstadt an den Start ging, habe es durchaus große Bedenken in der Szene gegeben. Heute gehöre Victor’s selbst zu den Etablierten, die sich neuen Herausforderungen gegenübersehen, meint Hohrath und spielt damit nicht nur auf die Ansiedlung von Systemhotellerie an.
„Wir müsse den Messe- und Kongressstandort beleben", betont der Dehoga-Geschäftsführer, übrigens unisono mit den Wirtschaftsverbänden IHK, HWK, VSU und dem Handelsverband, die erst kürzlich in einem gemeinsamen Appell gefordert hatten: „Saarbrücken braucht dringend eine städtebauliche Aufwertung mit Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus." Konkret: Die Congresshalle müsse zu einem „modernen Messe-, Kongress-, Event- und Kulturforum" weiterentwickelt werden.
Der Bund hat immerhin 50 Millionen Euro in Aussicht gestellt, Land und Stadt müssen dieselbe Summe aufbringen. „Das ist ein richtiger Hammer", sagt Hohrath. Allerdings mit Haken. Bis Ende Oktober musste ein Konzept vorgelegt werden, selbst wenn alles gut geht, sei eine Realisierung vielleicht bis 2025 in Aussicht, die Zeit dazwischen müsse überbrückt werden. In der Großregion hat Metz mit einem neuen Kongresszentrum vorgelegt. Und da sei die Entwicklung genau umgekehrt gelaufen: erst das Zentrum mit Infrastruktur, dann die Hotellerie. Saarbrücken stehe vor der umgekehrten Ausgangslage.
Insgesamt sei man im bisherigen Angebotsmix in einem „guten Fahrwasser", aber die Entwicklung sei eben „kein Selbstläufer". Umso wichtiger seien Investitionen in Qualität und Personal. „Da ist wahrnehmbar, dass da etwas gemacht und dass da gut ausgebildet wird."
Hohrath hebt vor allem das Engagement von Victor’s im Nachwuchs- und Ausbildungsbereich hervor, sowohl intern als auch in enger Zusammenarbeit mit dem Verband, wie beispielsweise bei einem Azubi-Crashkurs zur Prüfungsvorbereitung. Insofern zähle Victor’s „zu den Mitgliedern, auf die man sich verlassen kann". Wobei sich der Dehoga im eigenem Selbstverständnis transparent und offen als Lobbyverband für die Branche verstehe, wie Hohrath unterstreicht. Ein Verband sei aber eben nur so stark, wie er von seinen Mitgliedern getragen werde.