Der Tourismus im Saarland hat sich als Wirtschaftszweig mit einem Beitrag zum Strukturwandel etabliert. Das Tourismusbarometer 2018 bestätigt die Tourismusstrategie 2025 und zeigt Potenziale auf.
Das Saarland und Tourismus sind zwei Welten, die sich erst in der jüngeren Zeit so richtig zusammengefunden haben. Kontinuierliche Arbeit am Imagewandel, dem Ausbau der Angebote und der Qualitätsverbesserung haben den Tourismus im Strukturwandel zu einem beachtlichen Wirtschaftsfaktor wachsen lassen. Das Ziel der Tourismuskonzeption, bis 2025 auf 3,3 Millionen Übernachtungen zu kommen, rückt schrittweise näher.
Seit 2015 gibt das Sparkassen-Tourismusbarometer jährlich einen Überblick über die Entwicklungen. Die Zahlen für 2018 weisen zum sechsten Mal in Folge steigende Übernachtungszahlen aus. Ein Plus von 2,3 Prozent bedeutet in der Summe einen Anstieg auf 3,16 Millionen Übernachtungen, so viele wie nie zuvor, und eine „Übererfüllung" des gesteckten Ziels, das ein Wachstum von jährlich 1,2 Prozent in Richtung 3,3-Millionen-Marke im Plan hatte. Dass die Entwicklung leicht unter dem bundesweiten Durchschnitt lag nehmen die Autoren der Studie eher zum Ansporn, zusätzliche Potenziale zu erschließen.
„Die Richtung stimmt", konstatiert Mathias Feige von dwif-Consulting, die das Tourismusbarometer für die Sparkassen-Finanzgruppe Saar erstellt. Insgesamt ist der Markt erheblich in Bewegung, Airbnb steht beispielhaft für die Veränderungen auf der Angebotsseite. Aber auch die Wünsche der Kundschaft haben sich verändert. „Me first", beschreibt Feige den Trend starker Individualisierung. Das bedeutet: kleine, spezielle und stark individualisierbare Angebote.
Dwif-Consulting empfiehlt für die Entwicklung eine stärkere Verzahnung der Angebote mit dem Einzelhandel. Im Alltagstreiben bleiben kaum Zeit und Muße für Shopping, bei dem es vorrangig auch um das Erlebnis geht. Das ließe sich, bei entsprechendem Angebot, touristisch nutzen. Idealerweise würde daraus eine Entwicklung angestoßen, die zu mehr Aufenthaltsqualität für Gäste und mehr Lebensqualität für Einheimische führen könnte, erläutert Karsten Heinsohn (dwif). Auch Sparkassenpräsidentin Cornelia Hoffmann-Bethscheider und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger sehen im Thema Shopping-Tourismus erhebliche Potenziale, die gehoben werden können.
Höhere Übernachtungszahl, zufriedenere Gäste
Entgegen dem bundesweiten Trend ist der Incoming-Markt im Saarland Wachstumstreiber. Mit einem Plus von 3,9 Prozent schlugen ausländische Übernachtungen zu Buche. Für das Saarland spielen dabei die unmittelbaren Nachbarregionen eine besondere Rolle. Als die vier „Top-Quellmärkte" werden Frankreich, Luxemburg, Belgien und Holland geführt, die zusammen mehr als die Hälfte ausländischer Übernachtungen ausmachen. Wobei sich eine leichte Verschiebung ergeben hat. Während die Nachfrage aus Frankreich leicht rückläufig war, hat sich das Saarland in Holland als Destination einen guten Ruf erworben. Das zeigt ein Plus von 23,8 Prozent. Auch aus Belgien kommt ein leicht zweistelliger Zuwachs. Auch die Nachfrage aus Polen und den USA stieg erkennbar.
Die Gästezufriedenheit steigt erkennbar, wobei das Tourismusbarometer zugleich eine gewisse Zurückhaltung bei Investitionen ausmacht. Das liege unter anderem an der teils dünnen Eigenkapitaldecke, weshalb das Land mit einem Investitionsförderprogramm Unterstützung anbiete, sagt Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger. In einem Punkt liege das Saarland auf einem Spitzenplatz: beim Preis. Auch die durchschnittliche Auslastung der Hotelbetriebe kann sich sehen lassen. Mit 74,2 Prozent liegt die über dem Bundesdurchschnitt von 71,9 Prozent.
Dass die Branche inzwischen zum bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden ist, belegen nicht nur Kennzahlen zu Übernachtungen. Ein Plus von 2.000 versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen in den vergangenen Jahren unterstreicht die arbeitsmarktpolitische Bedeutung.
Auswirkungen des Strukturwandels lassen sich aber auch an den regionalen Entwicklungen ablesen, die bei einer insgesamt positiven Entwicklung uneinheitlich verliefen, die auch mit dem Geschäftsreisemarkt zusammenhängen. So verzeichnete der Landkreis Saarlouis einen Rückgang, der mit auch der Entwicklung bei Ford im Zusammenhang gesehen wird.
Das höchste relative Wachstum verzeichnete der Regionalverband Saarbrücken. Die Stadt Saarbrücken, wo Victor’s im Deutschmühlental in diesen Tagen sein 20. Jubiläum feiert, lieferte mit einem Plus von 3,2 Prozent ein überdurchschnittliches Ergebnis.