Wer gut ist, braucht die Konkurrenz nicht zu scheuen. So war es beispielsweise bei den beiden Gründern Gerd Leidinger und Hartmut Ostermann.
Konkurrenzdenken hat es zwischen diesen Männern noch nie geben. Vielmehr verstanden sich die beiden Existenzgründer Gerd Leidinger und Hartmut Ostermann auf Anhieb, und das gleich bei ihrer ersten Begegnung. „Wir trafen uns vor über 20 Jahren, rein zufällig, im Gasthaus Zahm", erinnert sich der Inhaber von Domicil Leidinger noch sehr genau an das Kennenlernen mit dem Victor’s Group Unternehmer. Die beiden Geschäftsmänner finden schnell eine gemeinsame Basis und kommen ins Gespräch. Unter anderem tauschen sie sich über das Hotelgewerbe aus und sprechen auch über die möglichen Entwicklungen, die die Branche in den nächsten Jahren durchleben könnte. Zu diesem Zeitpunkt ist Gerd Leidinger ein etablierter Hotelier. Zusammen mit seiner Frau und Mitbegründerin Katja eröffnete er im Jahr 1990 in den Gebäuden des ehemaligen Pfarrhaus St. Johann und dem Marienheim sein Domicil. Mit diesem Haus, im Herzen der Mainzerstraße, erschuf das Paar innerhalb kürzester Zeit eine Begegnungsstätte für Kunst, Kultur und Genuss für die Gäste aus der ganzen Welt. Natürlich sah das Hotel zum damaligen Zeitpunkt noch anders aus. Solche Themen- und Feng Shui-Zimmer wie sie die Gäste heute kennen, gab es Mitte der 90er-Jahre beim Domicil Leidinger noch nicht. Ein großer Schreibtisch, eine einladende, große Dusche und ein gemütliches Bett, „mit der besten Matratze", waren die drei wichtigsten Bausteine seines ehemals reduziert gestalteten Hotels. „Jetzt brauchen die Gäste beispielsweise überhaupt keinen Schreibtisch mehr", weiß der Hotelier. Im Zuge des digitalen Fortschritts arbeiten die meisten sowieso am Laptop und nehmen den Computer gleich mit ins Bett. Doch damals, vor rund 20 Jahren, waren die Bedürfnisse der Gäste noch anders. Der Schreibtisch diente nicht nur als Ablage.
Bei ihrer Gründung hatte das Ehepaar Leidinger übrigens fast gar kein Startkapital. Dafür trumpfte das Unternehmerpaar mit vielen innovativen Ideen und einer guten Portion Ehrgeiz auf, wodurch sich ihr Domicil von den anderen Hotel-Häusern in Saarbrücken deutlich abheben konnte. „Wir hatten kein festes Konzept", erzählt Leidinger. „Unser Haus oblag permanenten Veränderungen, mit der Zeit kamen einige Ergänzungen hinzu." Daraus resultierte auch das Credo des Haues: Sich immer wieder neu zu erfinden. „Dieses Motto haben wir bis heute beibehalten", weiß der Hotelier.
Gründung erfolgte fast ohne Startkapital
Zu diesem Zeitpunkt befand sich Hartmut Ostermann erst noch am Anfang seines anstehenden Bauvorhabens. Er plante ein Hotel am Deutsch-Französischen Garten, in direkter Nähe zur neu eröffneten Spielbank. „Und so fragte er mich eines Tages ganz spontan an, ob er mir bei Gelegenheit sein angedachtes Hotel-Konzept zeigen könnte", erinnert sich Leidinger an das Gespräch mit dem Gründer der Victor’s Group. Leidinger sagte gleich zu. „Warum auch nicht?", fügt er rhetorisch hinzu. „Wenn ich helfen kann, dann helfe ich wirklich gern."
Doch viel zu tun hat er mit dem Konzept für das Victor’s Residenz-Hotel Saarbrücken nun wirklich nicht. „Als er mir seine Pläne vorgelegt hatte, war ich gleich von seinen Idee angetan", weiß Leidinger noch heute. Die Ausrichtung des Hotels, seine Lage in Verbindung mit dem Saarbrücker Casino ergaben für Leidinger ein stimmiges Konzept. „Er hat schon alles richtig gemacht, damals", bringt es Leidinger auf den Punkt, „man sieht ja, wie gut das Hotel angenommen wird."
Auch bei Leidinger – gemäß seinem selbst erwählten Credo – hat sich einiges verändert. Um das Jahr 2000 beispielweise konnte das Hotelier-Paar für seine Gastronomie keinen Geringeren als den damaligen Fernsehkoch Frank Seimetz gewinnen und damit das Haus in eine kulinarische Hochburg verwandeln. Parallel unterstützen die Leidingers als Förderer der Kulturszene in Saarbrücken das Filmfestival Max-Ophüls-Preis. „Fortan gab es in unserem Hotel während der Festivalwoche ein Presse-Café, in dem sich jedes Jahr über 800 Journalisten akkreditieren und die im Hotel logierenden Schauspieler für Interviews treffen", erzählt der Inhaber.
Nach dem Vertragsende mit der Familie Steinmetz erstellte das Hotelier-Paar für sein neues Restaurant s’Olivo einen neuen Küchenbau, erzählt Leidinger. „Unser Ziel war mediterrane Küche auf hohem Niveau." Guide Michelin ehrte das Restaurant mit zwei Bestecken in seinem Führer.
Aufwertung des Mainzer-Quartiers
Auch Sternekoch Jens Jakob wird auf das Hotel im Herzen von Saarbrücken aufmerksam. Im Jahr 2014 wechselt er in das für ihn aufwendig umgebaute Restaurant des Hauses und bietet fortan Gourmet-Gerichte in Form einer innovativen und regionalen Küche an. Direkt nach der Eröffnung wird Jens Jakob mit zwei Sternen vom Guide Michelin geadelt. Mittlerweile musste das Restaurant schließen. An seiner Stelle trat Andrea Dumont mit „Fruchteria". Nun finden sich in den ehemaligen Restauranträumen selbst gemachte süße und herzhafte Aufstriche, Sirups, Chutneys, Relishes, Grill- und Pasta-Soßen, die zum Verkauf angeboten werden.
Aber es ist nicht nur das eigene Hotel, welches die Familie Leidinger kontinuierlich weiterentwickelt. Mit der Gründung der IG Mainzer Straße im Jahr 2015 wird auch das Umfeld des Unternehmens aufgewertet und das Image des Mainzer-Quartiers gestärkt. „Das war für uns ganz wichtig", betont der Inhaber von Domicil Leidinger.
Trotz der turbulenten Zeit bricht der Kontakt zwischen Hartmut Ostermann und Gerd Leidinger nicht ab. Die beiden Männer begegnen sich bei Veranstaltungen, treffen sich bei internen Branchen-Meetings. „Für mich ist Ostermann ein geschätzter Kollege", beschreibt Leidinger die Beziehung zum Victors Group Gründer. Dessen Hotel am Deutsch-Französischen Garten feiert gerade sein 20-jähriges Bestehen. „Zu diesem Anlass wünsche ich ihm alles Gute", gratuliert Leidinger.