Haustiere hinterlassen Fell auf Kleidung, Decken und Betten, das sich nur schwer von Textilien entfernen lässt. Klassisches Reinigen hilft nicht: In der Waschmaschine krallen sich Tierhaare sogar an weiteren Pullovern, Hemden und Hosen fest. Neue Technologien und Verfahren sollen helfen.
Alles smart, alles connected: Die „weiße Ware" auf der traditionellen Verbrauchermesse IFA in Berlin erinnert im 19. Jahr des dritten Jahrtausends an Raumschiff-Technologie und Major Tom und scheint „völlig losgelöst von der Erde". Doch auf dieser müssen nach wie vor ganz praktische Dinge im Haushalt erledigt werden – egal, was Alexa, Google Assistant und all die anderen Sprachassistenten dazu sagen, die im modernen Lifestyle-Ambiente zwischen Wohnküche und Kuschelabend auf aktivierende Worte ihrer Nutzer harren.
So manche Hersteller, die unterstützende Sensorik, Algorithmen, Smartphones und speziell Sprachassistenten als Haushaltshelfer in ihr Sortiment einbeziehen, setzen andererseits auf robuste Qualität und solide Merkmale. Vor allem Hersteller aus Europa, die mithilfe traditioneller Marken beharrlich Probleme angehen. Wie eben die Tierhaarentfernung, um die sich beispielsweise Beko mit der Zusatzfunktion „Pet Hair Removal" kümmert. Sie ist unter anderem im Vollwaschautomaten WMY91466AQ zu finden.
Mario Vogl, Geschäftsführer von Beko und Grundig sowie Northern Europe Regional Director der Arçelik Group, erläutert die Funktion: „Bei Pet Hair Removal handelt es sich um eine optionale, bei manchen Programmen auswählbare Zusatzfunktion. Es ergänzt das jeweilige Programm durch eine intensive Vorwäsche sowie einen zusätzlichen Spülvorgang. Dadurch werden Tierhaare aus den Textilien besonders gründlich entfernt, und die Lieblingsteile können somit wieder zum Einsatz kommen. Durch die zusätzlichen Waschphasen erhöht sich der sogenannte inkrementelle Wasserverbrauch, wodurch die Tierhaare besonders effektiv entfernt werden." Die ausgeschwemmten Tierhaare werden dabei nicht in einer extra Kammer eingeschlossen, sondern ausgespült und ins Abwasser geleitet.
Wie einige andere Vollwaschautomaten, die in Berlin zu sehen waren, lässt auch die WMY91466AQ Wäschestücke länger leben. Wer seine Lieblingsstücke besonders sorgsam behandeln will, musste bisher ein Schonprogramm wählen. Mit der zuschaltbaren, sogenannten Aqua-Tech-Technologie soll bei der großen Familienwaschmaschine, in die auch Bettdecken passen, die Textilabnutzung um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Heißt das weniger durch Verschleiß abgeriebene und löchrige Teile für die Altkleidersammlung? „Zeitsparende Programme arbeiten oftmals mit harschen Trommelbewegungen, die den Verschleiß der Wäsche beschleunigen", erklärt Vogl. „Beim Waschvollautomaten mit Aqua-Tech vermengen sich Wasser und Waschmittel bereits im Waschmittelfach und werden anschließend, anders als bei herkömmlichen Waschmaschinen, gemeinsam von oben in die Waschtrommel eingeführt. Einer der drei neu entworfenen Mitnehmer in der Trommel verfügt über ein besonderes Design mit Sensorik. Wenn sich dieser oben befindet, wird die Rotationsbewegung gestoppt und die Wasser-Waschmittel-Mischung fließt, ähnlich einem Duschstrahl, von oben auf die Wäsche. Dadurch können die Textilien schneller durchnässt und eingeweicht werden. Im Aqua-Tech-Waschzyklus wird die Kleidung abwechselnd rotiert und intensiv gespült, was die vorwiegend mechanische und verschleißintensive Reinigung durch harsche Trommelbewegungen in herkömmlichen Kurzwaschprogrammen deutlich reduziert."
Mikrofilter sollen kleinste Plastikfasern auffangen
Das Gerät verfüge zusätzlich über die bewährte Aqua-Wave-Schontrommel mit speziellem Trommeldesign. Das speziell entwickelte Trommelmuster transportiert die Wäsche sanft wie eine Welle von der Trommel weg. Die Wäsche werde im Schleudervorgang nicht so stark an die Trommelinnenwand gepresst, da ein Wasserfilm den Kontakt der Wäsche mit der Trommel reduziere. „Somit bewegen sich die Kleidungsstücke reibungslos in der Trommel. Das schützt sie vor unnötigem Verschleiß und verlängert ihre Lebensdauer."
Den Umgang mit hartnäckigen Flecken haben sich Waschvollautomaten wie der WMY91466AQ ein wenig aus Omas Trickkiste abgeschaut. So wie mit Kaffee oder Tomatensoße verschmutzte Teile klassisch im Eimer eingeweicht wurden, nutzt ein „Stain Expert-Spezialprogramm" besondere Einweichphasen, die mit verschiedenen Schleuderoptionen und unterschiedlichen Waschtemperaturen zusammenarbeiten, um 24 unterschiedlichen Fleckentypen an den Kragen zu gehen.
Zusätzlich weicht eine Dampffunktion vor dem Waschen Flecken auf und vermeidet am Ende des Waschgangs Knitterbildung, wenn die Wäsche nicht gleich aus der Trommel genommen wird. Über das Ende der Waschzeit informiert auch ein Blick aufs Smartphone, sofern man seine Maschine „connecten" will. Wird die Waschmaschine über die Drahtlos-Technologie Bluetooth mit einer App eingestellt, gesteuert und überwacht, bietet sie zudem fünf weitere Programme zur Wahl zu den ansonsten vierzehn Programmen.
Sanftes Reinigen hin oder her: Mit dem verbliebenen Abrieb kämpft die Umwelt dennoch. Christian Struck, Direktor Marketing Communication, zeigte deshalb beim Stand-Rundgang auf den Prototyp eines Waschvollautomaten, der Mikroplastik und andere Fasern nicht durchrutschen lässt: „Der Anteil an Mikrofaser nimmt in der Kleidung massiv zu. Damit diese Mikrofasern nicht weiter ins Abwasser kommen, verbauen wir Mikrofilter." Hochleistungsgewebe, die für Sportlerkleidung verwendet werden, brächten ohne Gegenmaßnahmen winzigste Partikel in den Wasser- und Ökokreislauf, ergänzt Beko- und Grundig-Deutschland-Chef Vogl und beschreibt das Einfangen: „Das ist sehr aufwendig, am Ende des Verfahrens muss das Wasser von unten hochgepumpt werden. Hier mussten sich die Ingenieure etwas Neues einfallen lassen". Die Filterkartusche mit den zu 90 Prozent eingeschlossenen Mikropartikeln müsse nach etwa 20 Waschladungen gewechselt werden.
Bei Grundig werden seit 2014 Produktionsverfahren entwickelt, die recycelte Kunststoffe einbeziehen und den Kohlendioxid-Ausstoß reduzieren. „Im Bottich jedes Waschtrockners mit acht Kilogramm Beladungskapazität, der bereits mit nachhaltigen Produktionsverfahren hergestellt ist, sind 60 PET-Flaschen verbaut. Die Verarbeitungsqualität muss gewährleistet sein. Deshalb funktioniert die Herstellung anders, denn Kunststoffe vertragen sich manchmal nicht so gut", erklärt Vogl. „Aber wir haben die Produktion auf dieses System eingestellt. Wir waren bereit, diesen Entwicklungsaufwand für die Umwelt und unsere Marke zu leisten." Ökologisches Waschen und Trocknen gehen bei den Neu-Isenburgern weiter: „Weltweit sind über 50 Prozent der Waschtrockner, die wir produzieren, damit ausgestattet. Die Produktion mit wiederverwerteten Kunststoffflaschen weiten wir auf Waschmaschinen und alle Waschtrockner aus", kündigt Vogl an.