Arthur Auinger (28) arbeitet erfolgreich als Hair- und Make-up-Artist und kreiert die Looks vieler Models, Stars, namhafter Designer und TV-Shows wie „Let’s dance". Im Interview spricht er über seine Arbeit, den richtigen Aufbau eines Make-ups, Lieblingslooks und sein Hobby als Travestie-Künstler Anida Dick.
Herr Auinger, nicht alle Make-up-Artists und Hairstylisten haben eine Ausbildung an einer Make-up-Schule absolviert. Wie war es bei Ihnen? Wie haben Sie sich das Know-how angeeignet?
Ich habe damals mit 14 Jahren angefangen, an mir selbst zu üben. Durch die Pubertät bekam ich leider viele Unreinheiten, die ich kaschieren wollte. Meine Mutter gab mir daraufhin ihr Kompaktpuder, und so fing alles an. Ich kaufte selbst weitere Kosmetik wie Lidschatten und Lippenstifte und übte an Freundinnen und Familienmitgliedern. Damals war die Beautycommunity auf Youtube noch ganz am Anfang, und ich studierte jedes einzelne amerikanische Make-up-Tutorial, das ich finden konnte. Ich habe mir diverse Make-up-Bücher von großen Make-up-Künstlern wie Kevyn Aucoin, Francois Nars und Rae Morris gekauft und bin wortwörtlich in ihnen versunken. Nach meinem Abitur habe ich dann eine Ausbildung zum Hair-und-Make-up-Artisten absolviert und so mein Hobby zum Beruf gemacht.
Sie schminken häufig Promis wie Bonnie Strange oder Ella Endlich und sind auch für namhafte Firmen und Marken wie Chanel, Armani, Dior oder Seat tätig. Wie kommen Sie zu diesen Aufträgen? Wie haben Sie sich Ihr Netzwerk aufgebaut?
Ich war schon vor meiner Ausbildung auf diversen Plattformen für Fotografen und Visagisten angemeldet und konnte so die ersten Kontakte knüpfen. Während und nach der Ausbildung lernt man bei Fotoshootings oder Fashionshows natürlich weitere Kreative aus der Branche kennen. Es haben sich einige gute Freundschaften daraus entwickelt, und so hilft man sich gegenseitig und leitet Anfragen weiter, wenn man sie selbst nicht wahrnehmen kann. Viele Aufträge erhalte ich durch Weiterempfehlungen von Kollegen.
Sind Sie permanent auf Reisen, oder nehmen Sie vor allem Aufträge in Ihrem Studio an?
Ich bin oft unterwegs und komme auch viel rum, das ist sehr schön, denn es wird nie langweilig, und man entdeckt immer wieder neue Städte und Länder. Vor einigen Jahren habe ich mir auch ein schönes kleines Studio eingerichtet und nehme Aufträge auch gerne dort an.
Seit geraumer Zeit verschönern Sie auch die Promis und Profi-Tänzer von „Let’s dance". Wie sind Sie bei „Let’s dance" gelandet?
Eine gute Freundin, die ebenfalls bei dem Format mitwirkt, hatte mich der Chefmaske empfohlen, da noch ein paar weitere Make-up-Artists gesucht wurden. Da ich neben Beauty-Make-up auch Basics im Special-Effect-Make-up beherrsche und die Show ja für die ein oder andere besondere Showeinlage inklusive Special-Make-up bekannt ist, hatte ich gute Karten und wurde so gebucht.
Was muss man bei Make-ups für Filmaufnahmen anders machen?
Ich arbeite nach dem Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Bei Filmaufnahmen sollen die Protagonisten oft nicht stark geschminkt wirken. Hierfür verwende ich gerne mitteldeckende Grundierungen, die kaum Textur auf der Haut hinterlassen und im Finish eher natürlich aussehen, also nicht zu matt und nicht zu glänzend. Mittlerweile gibt es viele tolle Produkte auf dem Markt, die Unebenheiten und kleine Makel super abdecken, aber dünn und transparent auf der Haut wirken. Wenn man mit am Set ist, hat man zwischendurch kurz Zeit für kleine Touch-ups. Wenn dies nicht möglich ist, muss das Make-up mit entsprechender Hautvorbereitung langanhaltender gemacht werden.
Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben? Welche Looks schminken Sie am liebsten?
Am liebsten schminke ich schöne Beauty Looks. Ich bin sehr von amerikanischen Make-up-Artists inspiriert, da mir der Hollywood Beauty Look sehr zusagt. Ich liebe es, das Beste aus meinen Kunden rauszuholen. Natürlich und elegant würde ich meinen Stil beschreiben, schließlich soll sich die Person in meinem Make-up-Stuhl wohlfühlen und mit dem Make-up identifizieren können und nicht verkleidet wirken. Ich arbeite auch gerne mit Glow und Licht und Schatten, auch Highlighting und Contouring genannt, jedoch nicht so intensiv, wie man es von Instagram kennt, sondern viel natürlicher –
so, dass es noch Red-Carpet-tauglich ist.
Wovon ist es abhängig, wie und mit welchen Farben Sie die Kundin verschönern?
Je nach Anlass, Klima und Hautzustand muss ich das Make-up dementsprechend anpassen, dass es in bestimmten Lichtsituationen oder bei besonderen Temperaturen immer noch makellos aussieht. Eine Moderatorin, die den ganzen Tag auf der Bühne steht, wird zum Beispiel etwas stärker und matter geschminkt und mit entsprechenden Hautpflegeprodukten auf ein langanhaltendes Make-up vorbereitet, damit sie aus der Ferne durch das Scheinwerferlicht nicht blass wirkt. Bei einem Porträtshooting schminke ich natürlicher, da man näher an der Person arbeitet und das Make-up die Natürlichkeit unterstreichen soll. Die Farben wähle ich individuell passend zur Haut- und Augenfarbe, aber auch Haarfarbe, Kleidung und Stimmung der Kundin spielen eine Rolle. Bestimmte Farben lassen Augenfarbe und Teint erstrahlen oder bieten einen tollen Kontrast.
Was machen Profis beim Make-up anders als Frauen, die sich selbst auch gut schminken können?
Ich denke, dass Profis nochmal einen anderen Blickwinkel auf die Kundin haben und durch ihre jahrelange Erfahrung mit Produkten und Schminktechniken vielleicht etwas frischen Wind in eine alteingefahrene Schminkroutine bringen können. Oft sind es die kleinen Tipps und Tricks, die manchmal einen großen Unterschied in der Wirkung ausmachen.
Wie baut man ein Make-up richtig auf?
Zuerst starte ich mit Gesichtspflege, denn auf einer gut gepflegten Haut liegt das Make-up ebenmäßiger und verschmilzt mit dem Teint. Dann widme ich mich zuerst den Augen. Hier arbeite ich gerne mit Cremetexturen, da sie sich ganz fein ausblenden lassen und die Übergänge mit anschließendem Puderlidschatten noch weicher werden. Ist das Augen-Make-up fertig, folgt die Grundierung. Ein Concealer, der eine Nuance heller ist als der Hautton, eignet sich super, um Highlights zu setzen und bestimmte Partien des Gesichts hervorzuheben. Die Kontur wird mit Cremetexturen ausgearbeitet, um harte Kanten zu vermeiden. Anschließend folgen Blush und ein dezenter Schimmerhighlighter auf der höchsten Stelle der Wangenknochen. Ebenso im Augeninnenwinkel, um den Blick zu öffnen, und auf dem Lippenherz, um die Lippen optisch voller aussehen zu lassen. Die Brauen werden dezent mit Puder oder Stift aufgefüllt und die Härchen mit einem transparenten Gel fixiert. Zum Schluss noch eine Lippenfarbe, die das Make-up unterstreicht.
Wie findet man die richtigen Produkte und Farben für sich?
Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle. Bei Teintprodukten sollte man seinen Unterton beachten. Bei kühlen Typen greift man hier zu leicht rosastichigen Grundierungen, bei warmen Hauttypen zu Grundierungen mit mehr Gelbanteil. Die Grundierung muss mit der Haut verschmelzen und sollte nicht rosa, gelb, grau oder dunkler wirken, dann ist sie perfekt. Beim Finish kommt es auf den Hauttyp an. Trockene Haut sieht mit einem seidigen Finish weniger stumpf aus, wohingegen eine zu Ölglanz neigende Haut mit mattierenden Texturen besser zurechtkommt. Bei den Augen kann man mit Komplementärfarben arbeiten, um sie strahlen zu lassen. So leuchten blaue Augen bei rosa- und pfirsichfarbenen Nuancen, grüne Augen bei Pflaumentönen und warmen Brauntönen. Braune Augen können durch Türkis, Violett oder auch Gold akzentuiert werden. Helle Hauttypen greifen zu hellen pudrigen Lippenfarben, dunkleren Hauttypen schmeicheln sattere intensivere Farben. Wichtig hierbei, immer auf den eigenen Lippen testen, da durch die eigene Lippenfarbe der Lippenstift anders wirken kann.
Haben Sie Tipps zum Selbstschminken? Worauf sollte man achten, und welche Fehler gilt es zu vermeiden?
Am besten eignet sich Tageslicht zum Schminken oder neutralweißes Licht. Wenn man sich bei zu gelblichem, künstlichem Licht schminkt, werden Farben nicht farbgetreu wiedergegeben, und man schminkt sich eventuell zu kräftig. Auch sollte man nicht immer alles befolgen, was man auf Plattformen wie Instagram sieht. Nicht jeder braucht extrem definierte Augenbrauen oder eine schmal schattierte Nase, weniger ist gerade hier mehr. Lieber bei seinen Farben und Techniken bleiben als jedem Trend hinterherzurennen.
Unterscheiden sich teure von günstigen Make-up-Produkten?
Mittlerweile gibt es viele gut funktionierende Produkte für einen günstigen Preis, die auch mit High-End-Marken mithalten können. Oft zahlt man bei teuren Produkten für die Marke, manchmal unterscheiden sie sich aber auch in etwas feineren Texturen. Hier sollte jeder das benutzen, was ihm von der Anwendung her zusagt.
Welches sind Ihre Wunder-Beauty-Produkte?
Ich liebe Hyaluronampullen. Wenn man sie als Kur sieben Tage in Folge anwendet und dann ein- bis zweimal die Woche, erhält man ein super-frisches, strahlendes, pralles Hautbild. Ein chemisches Peeling mit Salicylsäure sorgt für ein strahlendes feines Hautbild, beugt Unreinheiten vor und ist wesentlich milder als ein physisches Peeling mit kleinen Partikeln. Flüssiger Highlighter, den man auch ins Make-up geben kann, zaubert einen tollen „J-Lo Glow" im Gesicht.
Welche Farben erwarten uns im Winter 2019?
Rot, Orange und Braun in vielen Schattierungen sind die kommenden Winterfarben.
Welche neuen Trends gibt es?
Momentan ist ein seidig-frisches leuchtendes Make-up gepaart mit einem Hauch rosa Rouge im Trend. Auch monochromatische Looks, sprich braune softe Smokey Eyes mit nudefarbenem Blush und natürlichen Lippen sieht man vermehrt.
Sollte man sich im Winter anders pflegen und schminken als im Sommer?
Ja, im Winter braucht die Haut mehr Feuchtigkeit, gern dürfen die Cremes hier etwas reichhaltiger sein. Beim Schminken darf man mit mehr Glow arbeiten, da die Haut durch Kälte und Heizungsluft oftmals fahl wirken kann. Im Sommer sind wässrige Cremetexturen oftmals ausreichend, und beim Schminken ist es ratsam, sich einen dunkleren Ton zuzulegen, um die Farbe eventuell anzumischen, wenn die Haut ein wenig Farbe bekommen hat.
Wie zaubert man im tristen, kalten Winter Frische und Lebendigkeit ins Gesicht?
Zunächst sollte man die Haut gut pflegen, damit sie nicht stumpf wirkt. Am besten mit lichtreflektierenden Pigmenten arbeiten, die schon mal einen tollen Glow ins Gesicht zaubern. Diese können bereits in Foundation oder Puder enthalten sein oder später mit einem Highlighter ins Gesicht gebracht werden. Ein frisches Rouge in Rosa sorgt für Leuchtkraft. Für die Lippen empfehle ich ein farbig getöntes Lippenöl passend zum Rouge.
Sie haben noch eine andere Leidenschaft … Sie treten als Travestie-Künstler Anida Dick auf. Wie kamen Sie dazu?
Ich habe bereits von klein auf das Verkleiden geliebt. Vor einigen Jahren habe ich mir dann gute Perücken und maßgeschneiderte Kostüme gegönnt und an einem Wettbewerb teilgenommen und diesen auch gewonnen. Dieses Gefühl, auf der Bühne zu stehen, die Leute zu unterhalten, zu tanzen und zu singen ist einfach toll und erfüllt mich mit sehr viel Freude.
Schminken Sie sich hier immer selbst? Wie lange brauchen Sie für so einen aufwendigen Look inklusive Make-up und Outfit?
Ja, ich schminke mich selbst. Es gibt immer wieder neue Farben und Produkte und vor allem Techniken zu entdecken, die ich gerne an mir selber ausprobiere. Das Perückenstyling nimmt einige Stunden Zeit in Anspruch. Vom bärtigen Mann bis zur makellosen Diva vergehen dann mal locker drei bis vier Stunden.
Welches Make-up empfehlen Sie für ein besinnliches Weihnachtsfest?
Natürlich kann man auf Nummer sicher gehen und einen leuchtenden Teint mit Glow tragen und alle Partien im Gesicht gleich stark betonen. Wer mutiger ist, kann auch falsche Wimpern tragen oder einen dunklen Beerenton auf den Lippen. Gepaart mit einem dezenten Eyeliner à la Marylin Monroe wirkt dieses Make-up sehr edel.
Welches Make-up empfehlen Sie für die große Silvester-Party?
Glamourös darf es sein: falsche Wimpern, Glitzereffekte auf den Augen oder klassische Smokey Eyes mit dezenten Nudelips kombiniert.
Womit sind Sie aktuell beschäftigt und was steht an?
Momentan arbeite ich mit einer großen Kosmetikfirma zusammen, und wir planen tolle neue Projekte. Des Weiteren stehen einige TV-Produktionen an, an denen ich wieder mitwirken darf.
Weitere Infos:
www.makeupartist-arthur.de