Woody Allen huldigt mit seiner meisterlichen Hommage „A Rainy Day In New York“ der City seiner herrlichsten Träume. Dafür lässt er das Who‘s who der angesagtesten Charakterdarsteller durch die Skyline-Schluchten irren.
Mach’s noch einmal, Woody! Und die neurotisch-psychotische Regielegende hat ihn gemacht, den Film über sein Lieblingssujet – seine Stadt am East River, den Big Apple. Die oftmalige Thematisierung seines geliebt-gehassten Molochs bescherte der cineastischen Legende bereits mehrere Oscars. „Ein begeisternder Reigen in New York mit mehreren der schönsten Charaktere, die Woody Allen je erschaffen hat: Eine echte Verjüngungskur“, jubelte die französische Gazette „Les Inrockuptibles“. Eine erfolgreiche Rückkehr Woody Allens in sein geliebtes Manhattan!“, pflichtete das französische, Tagesblatt „La Libération“ bei.
Die weniger erfolgreichen Irrungen und Wirrungen von Liebe machen indes bei keinem Halt. Es sollte für Ashleigh (Elle Fanning) und ihren Liebsten Gatsby (Timothée Chalamet) ein romantisches Wochenende in New York werden, als sie vom illustren Filmemacher Roland Pollard (Liev Schreiber) endlich das Ja für einen Interviewtermin in der Studentenzeitung erhält. Bald entwickelt sich jedoch eine brisante Odyssee, die den beiden ihren Durchbruch als Journalisten bescheren könnte. So hält sie sich an den schrulligen Kauz und lernt dabei dessen Skript-Tipper Ted Davidoff (Jude Law) sowie den umjubelten Jungstar Francisco Vega (Diego Luna) kennen.
Lektionen für Lebenserfahrung
Derweil stolpert Gatsby durch den plötzlich einsetzenden Dauerregen zu einer gänzlich konträren Produktion. Sein schlüpfriger Part besteht darin, die enthemmte Chan (Selena Gomez) zu küssen. Chan ist – nebenbei bemerkt – zu allem Übel die Schwester seiner Ex-Freundin. Doch damit nicht genug: Libidinöse Lektionen in Sachen Lebenserfahrung pur erhält er im weiteren Verlauf durch ehrliche und empathische Gespräche mit der Bordsteinschwalbe Terry (Kelly Rohrbach) und muss letztlich nach einem klärenden Treffen mit seiner Mutter (Cherry Jones) seine gesamte Existenz spiegeln und sich seiner Wahrnehmung von Wahrheit und Wirklichkeit stellen.
Wenn Woody Allen will, sind die Besten der Besten zur Stelle. In einer diesmal epischeren und einfühlsamen Filmkomödie. Die Kamera seines bewährten Altmeisters Vittorio Storaro schwebt entschleunigt durch die von Verbalwitz durchdrungene Szenerie, bleibt an den fantastisch aufspielenden Hauptdarstellern Elle Fanning und Timothée Chalamet regelrecht kleben. Gleichzeitig beobachtet sie die Hatz aller beteiligten Liebes- und Lebensglück-Sucher.
Schon 2017 wurde dieses feinsinnige, wortwitzige Filmjuwel produziert und sollte 2018 auf den Leinwänden flimmern. Juristisches Ungemach mit der Datenkrake Amazon vereitelten Allens hehre Pläne. Allen verlangte vom Versandgiganten 68 Millionen US-Dollar, die Vermarktungsrechte darbten in seinen feuchten New Yorker Gemäuern vor sich hin. Deswegen wird der Streifen 2019 vorerst nur in europäischen Filmtheatern begeistern. Und das ist nicht nur einfach auch gut so, sondern mehr als erfreulich für hiesige Kinogänger jeden Alters. Der Hashtag für die unabhängige Kinolandschaft sollte lauten: #RettetUnserGeliebtesKino.
Der Film wurde 2017 produziert
Und Allen wird sich weiterhin treu bleiben: „Ich drehe seit 35 Jahren Filme in New York, ich habe jeden Zentimeter der Stadt abgedeckt. Ich habe immer versucht, New York als die romantischste und schönste Stadt der Welt darzustellen“, erklärte der kleine große Mann schon 2005 in einem seiner seltenen Interviews.
Für die ganz Neugierigen: Die spanische Zeitung „El Pais“ deutete bereits an, dass Woody Allen 2020 im Baskenland zugegen sein werde. Natürlich nicht im Umland, auf den Bergen, Wiesen und Feldern, sondern direkt in San Sebastian. Alles andere wäre für den neurotischen und Großstadt geprägten Komödien-Kinokaiser wohl nicht zu ertragen.