Die Atelierhaus-Genossenschaft Berlin (AHGB) bietet Kunstschaffenden in Berlin-Charlottenburg Ateliers zu günstigen Konditionen. Architekt und Kulturmanager Christian Hamm, einer der Initiatoren der AHGB, setzt auf das Modell der Genossenschaft.
Herr Hamm, Sie wollten die Alte Börse auf dem Denkmalschutzensemble „Magerviehhof Friedrichsfelde" in Marzahn erwerben.
Wie sieht es damit aus?
Ja, sie wurde uns angeboten: top in Schuss, quasi ein Neubau, mit sehr schönen hohen Räumen. Sie bietet Platz für gut 40 Ateliers und Werkstätten, mit Gemeinschaftsküche und Parkplatz vor der Tür, umgeben von alten Bäumen und mit guter Verkehrsanbindung.
Aber auf Ihrer Homepage teilen Sie nun „schweren Herzens" mit, dass Sie aus den Verhandlungen aussteigen! Warum?
Beim Besichtigungstermin Anfang November kamen zwar viele Interessierte, aber nur fünf konnten sich letztendlich dafür entschieden. Das sind zu wenige. Offensichtlich war es für die Künstlerinnen und Künstler einfach zu teuer. So waren unter den Besuchern nur zwei Interessenten. Das reicht nicht. Wir haben den Kaufpreis schon runterhandeln können, sind aber mit der Kaltmiete noch über zehn Euro pro Quadratmeter. In unserem ersten Haus bieten wir knapp sechs Euro, das ist erschwinglich für unsere Künstlerinnen und Künstler.
Wie geht es jetzt weiter?
Wir sind mit Maklern im Kontakt, suchen auch selbst. Das ist nicht so einfach, denn uns werden oft nur Grundstücke angeboten, die kein anderer haben will. Und als Genossenschaft haben wir gar nicht die Chance, mit Investoren zu konkurrieren. Wir wollen aber unseren Mitgliedern langfristig günstige Räume anbieten, deshalb wurde die Genossenschaft gegründet. Durch das genossenschaftliche Prinzip werden diese Räume auch nachfolgenden Künstlergenerationen zur Verfügung stehen. Zudem sind Genossenschaften das einzige Modell, wo man ein inhaltliches Konzept auf Dauer durchhalten kann. Interview: Regina Friedrich
Kulturverführung vom 6. Dezember 2019
Tanz: Ursprünglich war Hillbrow als Vorzeige-Stadtteil von Johannesburg geplant worden, doch in den 90er-Jahren wurde die „Stadt in der Stadt" zum Synonym für Verfall, Gewalt, Korruption und Armut. Einer der wenigen Lichtpunkte: das Hillbrow Theater, an dem auch internationale Künstler mit Kindern und Jugendlichen aus dem Viertel arbeiten. Genau das hat die Berliner Choreografin Constanza Macras gemacht und mit 21 Kindern und jungen Leuten im Alter von fünf bis 19 Jahren und der Tänzerin Lisi Estarás ein skurriles, wildes Tanzstück entwickelt. Jetzt gastiert „Hillbrowfication" am Gorki, eine märchenhafte hochenergetisch umgesetzte Parabel auf das Leben in den abgehängten Stadtvierteln des afrikanischen Kontinents. Denn was würde wohl passieren, wenn eine Alieninvasion hier eine neue Ordnung etablierte, eine futuristische Prinzessin Raum und Zeit nach Belieben verändern könnte? „Hillbrowfication" am Mittwoch und Donnerstag, 11. und 12. Dezember jeweils um 19.30 Uhr im Gorki. Weitere Infos: www.gorki.de
Lesung: Berlin, das war immer schon ein Sehnsuchtsort – für eine wie Irene Moessinger sowieso. Die zog es in den 70er-Jahren nach Westberlin, wo sie einerseits als Krankenschwester auf der Intensivstation arbeitete, gleichzeitig als Hausbesetzerin im Rauch-Haus lebte. Und wo sie irgendwann beschloss, ein altes Zirkuszelt zu kaufen, es auf dem Potsdamer Platz aufzubauen und dort Bands und Kabarettgruppen auftreten zu lassen – das legendäre Tempodrom war geboren. Von Nina Hagen über Die Ärzte bis hin zu Westbam oder Meret Becker – sie hatten hier eine Bühne, um sich auszuprobieren, hier starteten Karrieren. Darüber hat Irene Moessinger ein Buch mit dem Titel „Berlin liegt am Meer" geschrieben, in dem es aber auch um ihre Kindheit in Andalusien und das Ende des Tempodroms geht. „Berlin liegt am Meer" – Lesung von Irene Moessinger im Theater im Palais am Dienstag, 10. Dezember, um 19.30 Uhr. Weitere Infos: www.theater-im-palais.de
Fotografie: In der Umbruchphase 1989/90 reiste der Münchener Fotograf Stefan Moses in den Osten Deutschlands, porträtierte mit seiner Serie „Abschied und Anfang" die DDR-Bevölkerung in den Großstädten und auf dem Land. Diese Schwarz-Weiß-Aufnahmen sind nun im Berliner Bröhan-Museum zu sehen. Sympathisch wirken seine Protagonisten, die sich mit ihrem Umfeld, ihrer Arbeitssituation identifizieren, sich stolz präsentieren – trotz der sich anbahnenden Veränderungen. Von den Arbeitern vor rauchenden Schloten über die Schäferin mit Hütehund bis hin zum rauchenden Heiner Müller vor einem Plattenbauhochhaus. Stefan Moses – Abschied und Anfang. Ostdeutsche Porträts 1989–1990 bis zum 19. April im Bröhan-Museum. Weitere Infos: www.broehan-museum.de • Sabine Loeprick