Einst hielten John Watts und seine Fischer-Z etwas auf anspruchsvolles Cover-Design. Das Motiv von „Word Salad" (1979) war verspielt humorvoll, „Going Dead For A Living" (1980) augenzwinkernd archaisch, „Red Skies Over Paradise" (1981) appellierend kunstvoll. Und jede dieser fabelhaften LPs war all das gleichzeitig: kunstvoll, augenzwinkernd, archaisch, humorvoll, verspielt, appellierend.
Warum nun dieses neue Werk rein optisch so desaströs geriet, bleibt schleierhaft. Denn – und zum Glück: Die Musik ist hochwillkommen köstlich. Schon die Eröffnung „Big Wide World" hat alles, was einen tollen Song der Marke Fischer-Z ausmacht: einen offensiven Rhythmus, aber auch raffinierte Tempo-Drosselungen, scharfkantig riffende Saiten, die patentierten Orgel-Schlieren, markante Worte, die sofort hängen bleiben und natürlich (vor allem stimmlich transportiertes) Drama.
Es geht um einen traumatisierten, obdachlosen Soldaten, dem es nicht gelingen will, mittels Alkohol in seine unbeschwerte Kindheit zurückzufinden. Ein typischer Watts: Sehnsucht und Verzweiflung gingen bei diesem Songschmied ja immer Hand in Hand.
Es folgt das komplette Spektrum unserer geliebten, ultra-sympathischen Rock/Pop-Institution, der man auch manch schwaches Album – wie zuletzt „Building Bridges" – gerne verziehen hat. Manchmal ruinierte eine platte Produktion tragfähige Songgerüste, bisweilen konnte selbst ein cleveres Arrangement schwache Liedsubstanz nicht kaschieren …
„Swimming In Thunderstorms" landet deutlich im Plus. Weitere Höhepunkte hat das Album mit dem hymnisch-präzisen „The Islamic American", dem – nun, ja: dramatischen „Love Train Drama", dem folkig-süßen „The Heaven Injection", der feinen Piano-Ballade „No Bohemia", dem lockeren Reggae-Verschnitt „Stolen", dem wiederum sehr hymnischen Titel-Track sowie der zarten Edel-Fanfare „Cardboard Street".
Sind scheinbar ziemlich viele Höhepunkte? Oh ja! Und im Übrigen lohnt jeder Text die Beschäftigung: Verdammt klug und zutiefst menschlich sind sie alle.