In der herzerwärmenden Tragikomödie „The Peanut Butter Falcon" beweist Shia LaBeouf, dass er mehr kann als mit Transformers zu kämpfen. Der Film zeigt, dass es sich lohnt, Konventionen zu brechen.
Es gibt Schauspieler, die Mega-Stars sein könnten, es aber gar nicht sein wollen. Marlon Brando und Romy Schneider zum Beispiel waren solche Persönlichkeiten. Statt sich durch Blockbuster zu bereichern und über rote Teppiche zu stolzieren, brachen sie die Regeln der glamourösen Filmwelt. Auch heute noch gibt es solche Rebellen. Sie hadern mit ihren Karrieren, wehren sich gegen Vereinnahmung der Branche und spielen in Filmen, die jenseits des Mainstreams zuweilen zu wahren Kino-Perlen werden. Zurzeit ist Shia LaBeouf einer dieser Schauspieler, dessen Karriere zu beobachten manchmal nicht so leicht ist, die Mühe sich aber lohnt. Mit den „Transformers"-Filmen wurde er zum Superstar und Mädchenschwarm. Später provozierte er, indem er sich auf dem roten Teppich bei der Berlinale eine Papiertüte über den Kopf zog mit dem Schriftzug „I am not famous anymore" („Ich bin nicht mehr berühmt"). Seine Filmauswahl folgte diesem Credo: Statt Kassenschlagern dreht LaBeouf nun Independent-Filme wie nun „The Peanut Butter Falcon", einen Film über den Wert von Freundschaft und den Mut zum Anderssein.
Film über den Wert von Freundschaft
Zak (Zack Gottsagen) hat einen Traum – er möchte Wrestler werden. Allerdings hockt der junge Mann mit Downsyndrom in einem Heim und wird von den Pflegern verspottet. Eines Tages klettert er nur mit einer Unterhose bekleidet aus dem Fenster und haut ab. Ziel: Florida, um dort auf eine Wrestling-Schule zu gehen. Auf seiner Reise trifft Zak auf den Fischer Tyler (Shia LaBeouf), der sich mit seinen Konkurrenten angelegt hat und auf der Flucht ist. Keinen Bock also auf einen dahergelaufenen 22-jährigen Jungen – aber aus irgendeinem Grund sind sich die zwei sympathisch und bestreiten den Weg gemeinsam.
So beginnt der Film „The Peanut Butter Falcon", und es wird deutlich: Da haben sich zwei unterschiedliche Männer getroffen, die auf Konventionen pfeifen. Zak steckt die Demütigungen des Alltags weg und folgt naiv seinem Traum, so absurd er auch von außen betrachtet auch sein mag. Tyler ist von alten Schuldgefühlen aus der Bahn geworfen. Durch kriminelle Machenschaften dreht sich seine Abwärtsspirale immer schneller. Was die beiden schrägen Vögel verbindet, ist der Wunsch, ihren Traum von einem besseren Leben zu erfüllen. Im Laufe des Filmes wird aus den zwei Helden ein gutes Team, das schließlich auf einem selbst gebauten Floß landet. Als moderne Versionen von Tom Sawyer und Huckleberry Finn können die Schauspieler ihr ganzes Können zeigen. Shia
LaBeouf beweist, dass er trotz einiger Eskapaden zum Top-Ensemble der Filmwelt gehört. Wortkarg agiert er durch Mimik und Körpereinsatz – und das ist wahre Schauspielkunst. Durch kurze Rückblenden wird Tylers Trauma angedeutet, was ihm trotz seines anfangs abweisenden Verhaltens große Tragik und menschliche Tiefe verleiht. Möglicherweise hat sich Shia LaBeouf mit seiner Rolle in den engen Kreis der Oscar-Anwärter gerückt.
Ernste Szenen mit Wendungen
Für große Momente sorgt Zack Gottsagen. Der Schauspieler mit Downsyndrom (tatsächlich schon 35 Jahre alt) kann mit Slapstick-Szenen überzeugen, wenn er als Zak schwimmen und schießen lehrt. Plausibel sind auch die emotionalen Momente, etwa wenn Zak von den schlechten Erfahrungen und Diskriminierungen in seinem Leben erzählt. Komplettiert wird das gute Filmensemble von Dakota Johnson („Fifty Shades of Grey") als Betreuerin mit Einfühlungsvermögen und Hollywoods Altstar Bruce Dern (83) als Zaks Zimmergenosse im Heim.
Das Regie-Duo Tyler Nilson und Michael Schwartz umschifft etwaige Kitschgefahren geschickt und lockert ernste Szenen mit unerwarteten Wendungen auf. Auch das Filmende ist Nilson und Schwartz gelungen: Zak kann unter seinem Wrestler-Namen „Peanut Butter Falcon" (Erdnussbutterfalke) tatsächlich in den Ring steigen, trifft auf einen überraschenden Gegner und kann letztlich auf einen ganz besonderen Sieg stolz sein. Denn das Roadmovie „The Peanut Butter Falcon" zeigt, dass es sich lohnen kann, einen eigenen Weg zu gehen und sich gegen Konventionen zu stellen. So gehört diese Tragikomödie zu einem der Prachtstücke des Kinojahres jenseits aller Blockbuster.