Joseph Mount war den Druck Hits am Fließband abliefern zu müssen leid – u nd entfloh der Hektik seiner Wahlheimat Paris vor den Aufnahmen zum neuen, erst sechsten MetronomyAlbum in 20 Jahren ins ländliche England. Es war der richtige Ort „um der Natur nahe zu sein und zu spüren, worum es in meinem Leben derzeit geht".
Tatsächlich war ja Mounts fabelhafte Band nie im klassischen Sinn eine Hit-Maschine. Doch spätestens seit den ewig köstlichen Songs „The Bay" und „The Look" vom Meisterwerk „The English Riviera" (2011) hat die Pop-Gemeinde schon sehr genau hingeschaut, was da wohl noch so kommt …
Und es kam mit „Love Letters" 2014 ein ganz feines Album mit Stil und Energie gleichermaßen. Das Folgealbum mit dem Titel „Summer 08" war 2016 gelinde ausgedrückt eine Enttäuschung, hatte weder Tiefe noch Schärfe, klang seltsam ratlos. So ist es also kein Wunder, dass sich die Band nun spürbar frei gemacht hat. So frei, dass sie ganze 17 Lieder auf „Metronomy Forever" versammelt hat. Und diese Freiheit tat allen hörbar gut!
Nun liegt bekömmliche, aber nie langweilige Unaufgeregtheit über üppigen 55 Minuten. „Whitsand Bay" schlingert wunderbare vier Minuten lang. Gleichwohl wird man den Song auf Tanz-Partys nicht hören. Wahrscheinlich auch nicht das zwar scharf riffende, trotzdem irgendwie sperrige „Insecurity". Eher schon das lässig pumpende Up-Tempo-Stück „Salted Caramel Ice Cream". Es ist so lecker wie der Titel.
Ein kleines Interplay drückt kurzfristig auf die Bremse, „Lately" spielt anschließend verlockend mit Tempowechseln. „Lying Low" funktioniert als verspielt pluckerndes Instrumental, „The Light" stampft entspannt bis zum nächsten Höhepunkt: die Kopfstimmen-Coolness von „Sex Emoji" ginge glatt als verschollene Prince-Perle durch.
So bleibt es bis zum Ende abenteuerlich und relaxt zugleich. Was belegt, dass Wikipedia Metronomy neben ein paar gängigen Etiketten wie „Indie Pop" oder „Electronic Rock" zu Recht auch einige hübsche Wortschöpfungen wie „Wonky Pop", „Nu-disco" oder „Indietronica" angedeihen ließ …