Teenager tragen die ganze Last der Welt mit sich herum. Alles ist schrecklich ungerecht und das Los der Verdammnis unausweichlich. Die beliebte Sängerin Lotte verarbeitet auf ihrem neuen Album „Glück" ihre ganz persönlichen Pubertätskrisen – und das ist sogar ziemlich unterhaltsam, so zum Beispiel die Singleauskopplung „Auf das, was da noch kommt", ein Duett mit Max Giesinger. Wer sich einmal den Videoclip dazu ansieht, ist gleich viel besser gelaunt.
Und genau darum geht es auch in ihren Songs: Lotte ist auf der Suche nach Glück. Doch die böse Erwachsenenwelt, die erste verlorene Liebe, eine eher weniger gut erzogene Clique und das Leben funken ihr dazwischen. So beschreibt sie in ihrem Eröffnungssong „1995", wie sie mit ein paar Freunden Bier aus dem Keller ihres Vaters stahl. Nein, über solch einen Umgang freut sich kein Erwachsener – dafür aber jeder Heranwachsende. Das Bestreben Lottes, möglich cool und lässig mit ihren Problemen umzugehen, schildert sie auch in einigen Liedern über eine verlorene Liebe: „Von mir aus musst du nicht die andere Straßenseite nehmen", singt sie in „Wenn Liebe kommt", untermauert von rosarotem, überschäumendem Seifenblasenpop.
Und wie jede Mittzwanzigerin weiß Lotte natürlich auch, dass sie jetzt endlich erwachsen ist und daher mit einer gehörigen Portion Lebenserfahrung von sich selbst sagen kann „Verdammt, ich war einfach zu jung". Ein Satz, der Eltern wütend werden lässt, aber rein künstlerisch gesehen ein Volltreffer ist.
Charakteristisch ist Lottes Stimmfarbe, auch wenn sich dabei die Frage stellt, wie viel Bier dafür verantwortlich ist. Ein Dorn im Auge sind ihr übrigens Karrierefrauen. Im Titel „Neonlicht" erzählt sie von einem weiblichen Workaholic, die alles Private im Leben verliert, weil sie nichts anderes als ihre Arbeit besitzt – und darunter leidet. Hier scheint das Glück für Jugendliche in weiter Ferne. Und kein Ausweg weit und breit.
Lottes Album „Glück" ist alles in allem daher ziemlich unterhaltsam, leider oftmals unfreiwillig. Aber was soll’s: Nach dem Anhören der CD ist man sogleich frohen Mutes, der harten Welt mit Optimismus zu begegnen, damit das Los der Verdammnis abgewehrt ist. Fazit: Testen!