Bekannt wurde sie zwar durch ihre Filme, doch weltweite Berühmtheit erlangte sie vor allem dank ihrer Schönheit und ihren Affären. Auch heute noch gilt die vor 30 Jahren verstorbene Ava Gardner als eine der schönsten Frauen der Geschichte.
Nur wahre Cineasten werden bei ihrem Namen spontan die wichtigsten Filme aufzählen können, in denen die vor 30 Jahren gestorbene US-Schauspielerin Ava Gardner mitgewirkt hat. Kein Wunder, schafften doch nur ganz wenige dieser Streifen die Aufnahme in die ewige Klassiker-Ehrenliste der kalifornischen Traummetropole. Was im Fall der 1,68 Meter großen Mimin auch keine Rolle spielt, denn Ava Gardner ist der Nachwelt vor allem wegen ihrer Schönheit im Gedächtnis geblieben. Sie galt vor allem in den späten 40er- und 50er-Jahren weltweit als die Beauty-Königin schlechthin. Die Zeitgenossen fanden immer neue Superlative wie „Venus des 20. Jahrhunderts" oder „schönste Frau der Welt" für die gleichermaßen unnahbar und verführerisch wirkende Diva. Nur die göttliche Greta Garbo, die zufälligerweise im gleichen Jahr wie Gardner starb, konnte eine ähnlich starke hypnotische Ausstrahlung auf die Männerwelt erzielen.
Der Leinwandgöttin Ava Gardner, die von Hollywood ganz bewusst als frühes Sexsymbol und als Ersatz für die nur wenig ältere Rita Hayworth aufgebaut wurde, lagen die Männer scharenweise zu Füßen. Sie selbst schlüpfte liebend gerne in die für sie vorgesehene Glamourrolle der Femme Fatale oder des exotischen Vamps. Skandale und ihr zugeschriebene zahllose Affären konnten ihrem Ruf aber nichts anhaben – ganz im Gegenteil. Durch die Liaison mit dem anfangs noch verheirateten Frank Sinatra stieg ihre eigene Bekanntheit nur noch weiter. Selbst der Superstar konnte der südländisch anmutenden Schönheit, dieser Frau mit der schneeweißen Haut, dem makellosen Teint und den tiefgründig-verheißungsvoll dreinblickenden Augen nicht widerstehen.
Dass ihre Allgemeinbildung als Mädchen vom Bauernhof ebenso zu wünschen übrig ließ wie ihr schauspielerisches Können schien damals niemand gestört zu haben. Auch wenn ihr persönliches Selbstwertgefühl manchmal durch Zweifel an ihrem bescheidenen Darsteller-Talent leicht getrübt war. Aber selbst in solchen Momenten konnte sie sich rechtfertigen: „Ich war niemals wirklich eine Schauspielerin. Unter uns Kids bei MGM war das niemand. Wir sahen einfach nur gut aus."
Oder um es in den vom Beginn ihrer Karriere überlieferten Worten ihres ersten Studio-Chefs Louis B. Mayer, dem Boss von Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), noch drastischer auf den Punkt zu bringen: „Sie kann nicht singen, sie kann nicht schauspielern, sie kann nicht sprechen, aber sie ist grandios." Das reichte, um sie 17 Jahre bei MGM zu beschäftigen.
Scout entdeckte durch Zufall Fotos von ihr
Ava Lavignia Gardner wuchs in einfachen, ja ärmlichen Verhältnissen auf. Geboren wurde sie an Heiligabend 1922 als siebtes Kind einer armen, auf den Anbau von Baumwolle und Tabak spezialisierten Bauernfamilie im tiefen Süden North Carolinas in der Gemeinde Bogden. Nachdem ihre Eltern die Farm aufgeben mussten, versuchten sie, den Lebensunterhalt der Familie durch Arbeit in einer Sägemühle und durch eine Hauswirtschaftsstelle zu bestreiten. Noch schwieriger wurde die finanzielle Lage nach dem Tod des Vaters 1938. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gardners schon den zweiten Wohnortwechsel hinter sich gebracht, und Ava besuchte die High School in Rock Ridge in North Carolina.
Nach ihrem Abschluss 1939 wollte sie Sekretärin werden und belegte dafür Kurse am Atlantic Christian College im nahen Wilson. Doch nur ein Jahr später kam ihr Hollywood in die Quere. Als sie ihre Schwester Beatrice in New York besuchte, machte ihr als Fotograf tätiger Schwager Larry Tarr einige Porträtaufnahmen von ihr. Diese gefielen ihm so gut, dass er sie zu Werbezwecken im Fenster seines Studios ausstellte.
Ein MGM-Talent-Scout sah die Fotos und war so begeistert, dass er dem Ehepaar Tarr den Rat gab, die Aufnahmen mitsamt den Kontaktdaten von Ava Gardner nach Hollywood zu schicken. Wenig später kam es zu einem offiziellen Treffen mit MGM-Verantwortlichen in New York, und Ava Gardner unterschrieb einen Fünfjahresvertrag. 1941 machte sie sich auf den Weg nach Hollywood und erhielt dort die Anweisung, einen Kurs bei einem Sprachlehrer zu belegen, um ihren für die Leinwand nicht akzeptablen Carolina-Slang abzutrainieren.
Das sprachliche Manko fiel in ihren ersten 26 Filmengagements zwischen 1941 und 1946 nicht weiter auf, weil sie als hübsches Beiwerk nur Mini-Auftritte hatte, beginnend mit „Fancy Answers" 1941 bis hin zu „Whistle Stop" 1946. Als sie im gleichen Jahr mit der Vamp-Figur Kitty Collins an der Seite von Burt Lancaster im Streifen „The Killers" („Rächer der Unterwelt"), einem Film Noir, erstmals eine Hauptrolle spielen durfte und ihr damit der Durchbruch in Hollywood gelang, hatte sie das Sprech-Problem überwunden.
Ava Gardner wurde sogleich als neue Sexgöttin gefeiert – und war fortan auf die Rolle der lasziven erotischen Abenteuerin und Verführerin festgelegt. Im Streifen „Venus macht Seitensprünge" aus dem Jahr 1948 verkörperte sie diese Rolle nahezu perfekt.
1986 stand sie letztmals vor der Kamera
Der nächste qualitativ bemerkenswerte Film von Ava Gardner beruhte ebenso wie Robert Siodmaks „Rächer"-Verfilmung auf einer Vorlage des amerikanischen Schriftstellers Ernest Hemingway: In „Schnee am Kilimandscharo" von Henry King 1952 spielte sie die Geliebte Cynthia Green des von Gregory Peck dargestellten Schriftstellers Harry Street. Zwei Jahre später wurde sie für die Rolle der Tänzerin Ellinor Kelly in John Fords 1953 veröffentlichtem Afrika-Abenteuerfilm „Mogambo" an der Seite von Clark Cable sogar für den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert. Als Höhepunkt ihrer Schauspiel-Karriere wird aber allgemein das Drama „Die barfüßige Gräfin" unter der Regie von Joseph L. Mankiewicz aus dem Jahr 1954 angesehen. Ava Gardner verkörperte darin an der Seite von Humphrey Bogart die Flamenco-Tänzerin Maria Vargas. Die Schauspielerin hatte dafür eigens Tanzunterricht genommen, und der Flamenco blieb zeitlebens eines ihrer Hobbys.
Vielfach gelobt wurde sie auch für die Rolle einer Halb-Inderin an der Seite von Stewart Granger im Epos „Knotenpunkt Bhowani" 1956. Ihr letzter wirklich sehenswerter Film sollte John Hustons in Schwarzweiß gehaltene Verfilmung von Tennesee Williams gleichnamigem Theaterstück „Die Nacht des Leguan" 1964 sein. Die Rolle der ehemaligen Geliebten Maxine Faulk des von Richard Burton personifizierten Reverends T. Lawrence Shannon war Ava Gardner gleichsam auf dem Leib geschneidert.
Alles, was danach noch an Auftritten in Filmen und ab den 80er-Jahren auch noch in TV-Serien kommen sollte, war nicht mehr weiter erwähnenswert. Sogar Ava Gardner selbst bekannte, sie habe es nur noch „for the loot", sprich der Kohle wegen, gemacht. 1986 stand sie letztmals für „Maggie" und „Harem" vor Fernsehkameras. Insgesamt werden in ihrer Filmografie rund 70 Titel gelistet. Eine nette Anekdote war ihr vergeblicher Versuch, unbedingt die Rolle der einen College-Studenten verführenden Mrs. Robinson in Mike Nichols Filmklassiker „Die Reifeprüfung" aus dem Jahr 1967 spielen zu wollen.
1953, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, hatte die Kettenraucherin und wilde Whisky-Trinkerin den Hollywood-Glamour hinter sich gelassen und war nach Spanien gezogen. Womöglich um die Trennung von ihrem dritten Ehemann Frank Sinatra bewältigen zu können. Schon in ihren beiden kurzen Ehen mit dem Schauspieler Mickey Rooney, von Januar 1942 bis Mai 1943, und dem Jazz-Musiker Artie Shaw, von Oktober 1945 bis Oktober 1946, war sie nicht glücklich geworden. Die im November 1951 geschlossene Ehe mit Sinatra, von dem sie zweimal schwanger war, aber jeweils abtrieb, wurde erst im Juli 1957 offiziell geschieden. Beide blieben danach aber gute Freunde.
Lungenentzündung nach zwei Schlaganfällen
Ava Gardner wurden unzählige Affären angedichtet, von denen allerdings nur die Liaison mit dem spanischen Stierkämpfer Luis Miguel Dominiguín sicher belegt werden kann. Diesen hatte sie wohl über ihren Freund Ernest Hemingway kennengelernt. Die Diva pflegte entsprechende Gerüchte nie zu kommentieren. Nur ein vermeintliches Verhältnis mit dem steinreichen Magnaten Howard Hughes verwies sie selbst ins Reich der Fabeln. Als es in Spanien Probleme mit der Steuerbehörde gab, verlegte sie 1968 ihren Wohnsitz nach London, wo sie bis zu ihrem Lebensende 22 lange Jahre weitgehend zurückgezogen lebte. Sie starb am 25. Januar 1990 im Alter von 67 Jahren nach zwei Schlaganfällen an einer Lungenentzündung. Ihr Wunsch, den letzten Schritt „mit einer Zigarette in der einen Hand, in der anderen einen Scotch" bewältigen zu können, blieb ihr aber verwehrt.