Der gebürtige Brandenburger Rick Okon gilt als Schauspiel-Ausnahmetalent. Ab 27. Januar ist er in einer neuen ZDF-Serie zu sehen.
Wer den Namen Rick Okon nicht kennt, könnte ihn im ersten Moment mit Skandinavien oder dem Baltikum verbinden. Für andere klingt Okon wiederum ein bisschen nach Künstlername. Beides stimmt nicht: „Okon kommt aus dem Polnischen und bedeutet übersetzt ‚Barsch‘. Als Kind mochte ich den Namen gar nicht", lächelt Rick Okon, der vor 30 Jahren in Schwedt an der Oder geboren wurde. Heute steht genau dieser Name für eins der größten Talente im deutschen Film. So glänzte der Wahlberliner unter anderem in der Weitererzählung von Wolfgang Petersens Kultfilm „Das Boot". Seit 2018 spielt er den Kriminalhauptkommissar Jan Pawlak im Dortmunder ARD-„Tatort".
Die nächste Herausforderung lässt nicht lange auf sich warten. Ab 27. Januar ist Rick Okon in der ZDF-Eventserie „Die verlorene Tochter" zu sehen. Darin mimt er einen Unternehmer-Sprössling, dessen Schwester Isa (Henriette Confurius) plötzlich verschwindet und nach zehn Jahren genauso überraschend wieder auftaucht – allerdings ohne Erinnerung! Isas Eltern (Christian Berkel, Claudia Michelsen), Familie und Angehörige sind irritiert. Die Kripo will wiederum herausfinden, weshalb Isa verschwand. Kann sie sich wirklich nicht erinnern? Und ist es überhaupt Isa, die zurückkehrte? Rick Okons Figur des Bruders Philip nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein.
Beim Vorsprechen für die ZDF-Serie setzte sich Rick Okon gegen mehrere Mitbewerber durch, darunter auch bekannte Namen. „Nach eineinhalbstündigem Casting habe ich mich wahnsinnig gefreut, als mir Regisseur Kai Wessel am Telefon zusagte", strahlt der gebürtige Ostbrandenburger noch heute übers ganze Gesicht. Die Zusammenarbeit am Set bezeichnet er als herausragend. Dabei habe ihm die Rolle alles abverlangt. Nachdem der Mime das Drehbuch in den Händen hielt, blieb ihm eigenen Angaben nach noch ein Vierteljahr, um sich mit dem Filmstoff auseinanderzusetzen. Dazu folgten nicht nur Leseproben und Gespräche mit den Schauspielkollegen. Okon befasste sich auch mit der Brauereikunst, die im Film eine Rolle spielt.
„Ich habe mich wahnsinnig gefreut"
Bisherige Filmerfolge und die daraus folgende Medienpräsenz haben den jungen Mann scheinbar wenig verändert. Im Gegenteil: Rick Okon wirkt im Gespräch sehr geerdet und bei sich selbst. Von Allüren keine Spur. Dass er trotz großer Filme immer auf dem Teppich blieb, habe auch mit der Verbundenheit zu seiner alten Heimat Brandenburg zu tun. „Ich fühle mich hier immer noch wohl, obwohl ich die Mark neunjährig mit Mutter und Bruder Richtung Hamburg verließ", blickt Rick Okon zurück. Die Eltern hatten sich getrennt, die Mutter fand im Norden einen neuen Job. „Oma und Opa sowie Onkel und Tante wohnen nach wie vor in Schwedt, eine Cousine und mein Vater ganz in der Nähe. Auch deshalb komme ich immer wieder gern zurück."
Einige Kumpel verlor er zwar aus den Augen, doch auch nach seinem Umzug spielte er bei Wochenendbesuchen anfangs noch bei den Fußballern von Rotation Schwedt mit. „Ich hatte in Schwedt eine tolle Kindheit und habe noch immer eine ganze Menge schöner Erinnerungen an diese Stadt." Kinder konnten Okons Erinnerung nach eine Ewigkeit draußen toben und wurden erst zu den Mahlzeiten in Haus gerufen. Heutzutage müsse kein Kind mehr reingerufen werden, da alle schon drin sind – meist am Computer, Fernseher oder Laptop, wie der Darsteller bedauert.
Heute fühlt sich Rick Okon in Berlin wohl. Die Stadt sei für ihn optimal, biete eine Menge Kultur und Szene. „Wenn ich manchmal erst nachts mit dem Zug ankomme, kann ich hier noch irgendwo was essen oder einen Absacker nehmen. Berlin hat rund um die Uhr geöffnet", sagt der „Tatort"-Kommissar. Die Metropole biete gleichzeitig viele Parks und Gewässer. „Meine persönlichen Ruhepole heißen Treptower Park und Plänterwald. Hier kann ich unweit der Spree radeln, joggen oder einfach nur die Seele baumeln lassen. Es ist der Kontrast zum quirligen Kreuzberg, der Bezirk, in dem ich lebe", sagt Rick Okon.
Bei einem Schauspiel-Workshop hatte er Blut geleckt
Stehen keine Drehs an, fährt der Mime mit seiner Liebsten gern ins Brandenburgische, in die alte Heimat an die Oder, aber auch gern nach Potsdam. Hier studierte er an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf Schauspiel. „Potsdam ist eine tolle Stadt mit Flair und Historie. Gern besuche ich hier auch das Thalia-Kino", plaudert der Star über Freizeit und Ausflüge. Ein anderer märkischer Wohlfühlort sei der Spreewald, in den er sich eigenen Worten nach bei Dreharbeiten verliebte. „Hier kannst du dich aus dem Alltag ausklinken, super paddeln, spazieren gehen und dabei Energie tanken", sagt der Hauptstädter, der an Filmsets gern fotografiert und neuerdings auch Klavier spielt. Letzteres lernte er für eine Filmrolle. „Eigentlich wollte ich das erst mit 65 machen – und habe es nun halt vorgezogen", lacht Okon.
Vor Serien und damit häufig verbundenem Schubladendenken von Produzenten und Medien sei ihm nicht Bange, wie Okon auf Nachfrage erklärt. „So lange mir eine Serienrolle gefällt, sich die Figur weiterentwickelt und sie zu spielen eine Herausforderung darstellt, würde ich das weitermachen." Eigene Film- und Fernsehvorbilder könne er nicht nennen. „Ich bin kein Typ für Vorbilder und keiner, der sagt, genauso will ich sein. Aber eine handwerklich herausragende Leistung beeindruckt mich jederzeit." Abhängig seien Filmerfolge ohnehin von vielen Faktoren und Beteiligten, neben Drehbuch und Regie, unter anderem auch von Kamera, Schnitt und Licht. „Schauspielerei ist keine One-Man-Show."
Rick Okon kam über einen Bekannten, der als Caster arbeitet, zum Film. Bereits zuvor hatte er bei einem Schauspiel-Workshop an seiner Hamburger Schule Blut geleckt. In der Freien und Hansestadt Hamburg nahm er ab 2005 Schauspielunterricht und war 2006 erstmals in der Serie „Großstadtrevier" zu sehen. Bundesweit bekannt machte ihn seine erste Hauptrolle im Streifen „Romeos", in dem er ein transsexuelles Mädchen spielte. Seinen Kindheitstraum erfüllte sich Rick Okon quasi im „Tatort". Der Berliner wollte eigentlich mal Polizist werden.