Das Saarbrücker Viertel Eurobahnhof wächst kontinuierlich. Und mit ihm entstehen auch neue interessante Restaurants. Etwa das „Qu4rtier", das neben leckerem Essen auch tolle Cocktails bietet.
Ich muss gestehen, ich war schon länger nicht mehr dort. Im neuen Viertel Eurobahnhof hat sich aber wirklich eine Menge getan. Hier entstand in den vergangenen 15 Jahren ein spannender Ort, der auch immer weiter wächst, wie an zahlreichen Baustellen abzulesen ist. Neubauten reihen sich an die alten, großen Hallen im Klinkerbaustil. Diese wurden natürlich sorgsam saniert und verleihen dem Viertel einen eigenen Anstrich. Ich entdecke auch ein Hotel, ein Parkhaus und eine Bushaltestelle. Das Viertel ist gut an die Innenstadt angebunden, und auch zu Fuß ist man dort schnell.
Ich gehe durch den Saarbrücker Hauptbahnhof, an der Stirnseite über den Ostausgang, und schon stehe ich am Kreisverkehr in der Europaallee. Von dort sind es nur wenige Meter zu dem eigenwilligen Gebäude, in dem sich mein heutiges Ziel befindet: das „Qu4rtier", ein neues hippes Restaurant, in unmittelbarer Nähe zum Kulturzentrum am Eurobahnhof. Daneben liegen zahlreiche große Verwaltungsgebäude, aber auch eine Kunstgalerie und kleinere Büros. Dieses Viertel ist zum angesagten Ort geworden, auch für zahlreiche Veranstaltungen.
Der Eurobahnhof ist jung, innovativ und hat ein ganz besonderes, urbanes Flair. Vor ein paar Wochen eröffnete das „Qu4rtier": Restaurant, Bar und ein Ort zum Verweilen. Ebenerdig zu erreichen, in der ersten Etage wird derzeit noch umgebaut. Diese Etage soll ab Frühjahr vor allem für Veranstaltungen jeglicher Art dienen. Gleichzeitig soll damit auch das Restaurant erweitert werden. Vor der Haustür ist im Sommer zudem ausreichend Platz für einen Biergarten.
Betreiber des „Qu4rtier" sind Ralf Kreibig und Bastian Schmitt. Sie kennen sich seit 30 Jahren und haben lange Erfahrung in der Gastronomie. Sie suchten schon länger das richtige Objekt, denn sie wollten ein Haus mit „cooler Architektur" finden, wie Bastian Schmitt sagt. Hier am Eurobahnhof wurden sie fündig und bauten zunächst einmal kräftig um, um den Traum zu verwirklichen. Die alten Mauern, der Holzfußboden, Holztische und eine Thekeninsel, an der man auf zwei Seiten sitzen und essen kann, wirken sehr geschmackvoll und einladend. Das Haus ist lichtdurchflutet, denn große Vitrinen auf zwei Seiten machen das Restaurant sehr hell.
Mittags immer proppenvoll
„Früher war hier das Bahngelände, und dieses Haus war ein alter Lokschuppen", erklärt Schmitt. „Wir fanden bei den Umbauarbeiten noch alte Eisenbahnschienen. Früher war es auch mal eine Buswerkstatt, das erklärt auch unsere großen Vitrinen. Hier fuhren früher Busse ins Haus, um repariert zu werden."
Als ich gegen 12.30 Uhr das Restaurant betrete, ist es bereits proppenvoll. Schon nach wenigen Wochen hat das „Qu4rtier" bereits zahlreiche Stammgäste. Zur Mittagszeit finden die Gäste hier ein täglich wechselndes Angebot, beim dem für jeden Geschmack etwas dabei ist. Immer ein Fleischgericht, wechselnder Fisch, zudem Angebote für Vegetarier und Veganer. Bei meinem Besuch gibt es beispielsweise Graupensuppe, Kalbstafelspitz mit Salzkartoffeln und Meerrettichsauce, Zackenbarsch auf lauwarmem Fenchel-Orangen-Salat und Kurkuma-Sauce, gefüllte Champignons, dazu Kräuterquark und Salat. Und Veganer dürfen sich an diesem Tag an einem Kartoffel-Gemüse-Gulasch mit Nudeln und Salat erfreuen. Dazu gibt es immer ein Dessert des Tages.
Die Bistrokarte, die ab 15 Uhr serviert wird, hat noch eine Menge mehr zu bieten. Etwa vier Salate, vom Zupfsalat mit Rohkost und Croûtons bei Auswahl verschiedener Dressings über den „Salat Qu4rtier" mit aufgeschnittenem Roastbeef und Garlic und Prawns mit Knoblauch und Olivenöl, zudem Salat, Ziegenkäse mit Thymian-Honig und karamellisierten Walnüssen.
Außerdem findet sich auf der Karte Pasta in drei Versionen. Buddha Bowls mit Chicken, also mit Hähnchenbrust. Salmon, temperierter Lachs an Zitrus-Öl und Smofu. Dieser ist mit Räuchertofu zubereitet. Auch Flammkuchen stehen auf der Karte, etwa nach Elsässer Art mit Räucherlachs oder Ziegenkäse. Zudem Burger – klassisch und fleischlos. Außerdem gibt es eine Dessertkarte und eine Kinderkarte.
Das „Qu4rtier" ist aber nicht „nur" Restaurant, sondern auch Bar. Entsprechend groß ist das Angebot an Cocktails und Longdrinks, viele davon alkoholfrei. Laut Bastian Schmitt soll künftig auch Bier eine große Rolle im Haus spielen. Nochmals Bastian Schmitt dazu: „Wir haben bereits eine kleine, feste Auswahl, die wir immer präsentieren. Eher Klassiker, die jeder kennt! Demnächst wollen wir zudem eine Karte mit wechselndem Craft-Beer anbieten."
08/15 ist Luna Saraceni zuwider
Die Weinkarte ist noch eher bescheiden, hier sind sie mit dem Wadgasser Weinhaus von Chris Bely noch im Aufbau. Aber die Auswahl ist durchaus innovativ. So findet sich etwa ein Newcomer von der Saar auf der Karte. Die Brüder Weber aus Wiltingen machten in den vergangenen Monaten mit ihren tollen Weinen auf sich aufmerksam. Vor allem mit Riesling, doch auch der Weißburgunder, den ich zum Essen trank, war ausgezeichnet. Bekannt wurden die Weber-Brüder bei vielen Weinfreaks auch durch ihre tollen Weinwanderungen. In der Küche zaubert Luna Saraceni.
Die 28-Jährige kochte schon in früher Jugend gern mit ihrem Vater und begann 2009 eine Kochausbildung in einer Saarbrücker Kantine. Doch schnell merkte sie, dass dabei die Kreativität zu kurz kam. Also wechselte sie ins damalige Sternerestaurant von Jens Jakob und beendete dort ihre Ausbildung. Tatsächlich musste sie hier noch mal ganz von vorne anfangen, da das Wissen aus der Kantine nicht reichte. Dennoch zog sie es durch. Da Köche nach ihrer Ausbildung auf Wanderschaft gehen sollten, arbeitete sie zunächst im „Victor‘s Residenz-Hotel" in Saarlouis, dann in Saarbrücken im „Herzenslust", später im „Café Kostbar". 2015 folgte für zwei Jahre das „La Maison" von Martin Stopp in Saarlouis. In dieser Zeit machte sie auch drei je einwöchige Praktika in München: bei Jan Hartwig im „Atelier", bei Bobby Breuer im „Esszimmer" und bei „Dallmayr". 2017 ging sie ins „Landwerk" nach Wallerfangen, wo sie als Sous-Chefin an Marc Pinks Seite stand, als dieser im vorigen Jahr einen Stern erkochte. Diese Zeit hat sie sehr geprägt und war eine ganz besondere Erfahrung, wie sie erzählt. Sozusagen von null auf hundert. Im Oktober vorigen Jahres kam dann das Angebot, Küchenchefin im „Qu4rtier" zu werden. Sie schrieb das Küchenkonzept und war happy, ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen zu können. Sie fühlte sich sofort wohl, und der Erfolg gibt ihr Recht. „Wir kochen hier tatsächlich alles, sind nicht auf ein Produkt spezialisiert. Vor allem kein Standardessen. Mir ist hier wichtig, mich von anderen zu unterscheiden, nicht 08/15 zu kochen. Wir kochen hier immer frisch, machen alles selbst. Nichts ist fertig, wenn wir es einkaufen. Natürlich arbeiten wir mit hochwertigen Produkten. Wir wollen jeden ansprechen, von den Veganern bis zu den Klassikern."
Was mir sehr positiv aufgefallen ist: Das „Qu4rtier" hat außergewöhnlich gutes Personal. Von der Küche bis zu jeder einzelnen Servicekraft, die hier aus mehreren Erdteilen kommen. Auch Restaurantleiter Oliver Thies stammt aus dem „La Maison" in Saarlouis. Er arbeitete dort im „Bistro Pastis" und im Sternerestaurant „Louis".