Das Jahr 2019 erlebte (nur) zwei überragende deutsche Veröffentlichungen. Erwartungsgemäß war das zum einen Thees Uhlmanns heiß ersehntes neues Album „Junkies und Scientologen", zum anderen begeisterte ein Debüt, das einen in seiner zwingenden Unmittelbarkeit schier umhauen konnte.
„Bubblegum Noir" wurde seinem schrägen Titel tatsächlich auf wundersame Weise gerecht. So landete also Die Realität mit berückender Selbstverständlichkeit mitten in derselben.
Man hätte indes durchaus damit rechnen können. Es handelt sich nämlich um das neueste Projekte von Eric Pfeil, dem hoch geschätzten, auch in dieser FORUM-Kolumne bereits berücksichtigten Pop-Barden, zugleich auch listigen Rolling-Stone-Kolumnisten sowie bekennenden Kofelgschroa- und Robyn Hitchcock-Fan …
An seiner Seite hat Pfeil mit Alfred Jansen am Bass und Felix Hederich an den Tasten und Gitarren spürbar zwei Gleichgesinnte. Gemeinsam zieht das Trio kraftvoll und perfekt abgestimmt am Strang aufregender deutscher Pop-
Musik zwischen Krautrock, Shoegaze, Dub, Rumba, Krach und Irrsinn. Schon eine erste Single namens „Nur die Realität" wurde als Krautrock-Monster im Geiste von Can identifiziert – und zurecht gefeiert. Es war ein wunderbarer Appetizer auf „Bubblegum Noir".
Vom herrlich weitläufigen Schrammel-Pop „Sommer vorbei" über die krass tanzbare Up-Tempo-Sause „Paradies" und eine mit Saxofon-Schlieren durchzogene, deftig pulsierende Dub-Revue („Das romantische Leben") bis hin zur feinen Go-Betweens-Hommage „Robert Forster/Grant McLennan" geriet hier alles zur Freude. „St Georg" ist ein herrlich unbeschwertes Schubidu, „Die traurige Diskothek" ein pulsierendes Schwergewicht.
Die Lust des Produzenten O.L.A.F. Opal (The Notwist) an diversen pluckernden, schabenden und klingelnden Effektgeräte ist auf diesem wohl hypnotischsten Track omnipräsent.
Es bestünde nun mal „Die Pflicht zum Irrsinn im fortgeschrittenen Alter" formuliert trefflich der Info-Zettel-Schreiber. Jawohl. Und dies hier ist der Soundtrack dazu.