Keine Frage: Für den Coup, dass Erling Haaland in der Bundesliga gelandet ist, dürfen sich die Verantwortlichen von Borussia Dortmund auf die Schultern klopfen. Mit gerade einmal 19 Jahren erobert der 1,94-Meter-Milchbubi die Herzen der Fußballfans im Sturm. Anpassungsschwierigkeiten? Keine! Anlaufzeit? Weit gefehlt! Auch die vereinzelt vorgebrachten Vorbehalte, Haaland müsse erst mal gegen große Gegner treffen, hat er in der vergangenen Woche widerlegt. Dass Borussia Dortmund überhaupt realistische Chancen hat, ins Viertelfinale einzuziehen, hat der Verein seinem Youngster zu verdanken. Haaland habe Weltkasse-Niveau, hat Rekordnationalspieler Lothar Matthäus unlängst gesagt. In Deutschland ist man damit leider sehr schnell zur Hand. Das ist erklärbar in einer Liga, die zwar hohe Vermarktungserlöse einfährt, aber international hinterherhinkt. Wird Haaland wirklich ein Top-Spieler auf höchstem Niveau, dann wird er nicht allzulange in Deutschland bleiben. Hier lohnt der Blick auf Bayern-Angreifer Robert Lewandowski. Seine Quote in Deutschland ist überragend, keine Frage. Seine Konstanz auf hohem Niveau ist beeindruckend. Aber: Den Schritt in eine Top-Liga hat „Lewa" nie gewagt. Nun wird er 32, die Bayern wollen ihn unbedingt halten, doch den Nachweis einer der besten der Welt zu sein, hat er nie erbracht. Geschenkt, dass die polnische Nationalmannschaft kein Titelanwärter ist. Aber: Cristiano Ronaldo hat die Portugiesen immerhin zu einem EM-Erfolg geführt. Ronaldo und Lionel Messi haben im Vergleich zu Lewandowski mehrfach die Champions League gewonnen, auch das spricht nicht für die Bundesliga.
Und Haaland? Der wird, sollte er eines Tages den Anspruch erheben, wirklich einer der Besten der Welt zu werden, nicht in Deutschland bleiben. Im vergangenen Jahr adelte abermals Matthäus den damaligen Frankfurter Luka Jovic ebenfalls als Weltklasseakteur. In Spanien ist er bei Real Madrid lediglich ein Mitläufer. Also ist auch bei aller Freude über den Lichtblick Haaland auch Vorsicht geboten. Aber schon jetzt deutet sich an, dass die Bundesliga auf Dauer eine Nummer zu klein für ihn sein wird.