Eigentlich müssten die Saarländer ihren eigenen Ministerpräsidenten kennen. Doch eine kürzlich durchgeführte Umfrage in der Innenstadt von Saarbrücken zeigte etwas anderes.
Wenn Katharina abends nach der Uni nach Hause kommt, schaltet die Saarbrückerin gern die Nachrichten ein. „Natürlich schaue ich mir auch unsere lokalen Nachrichtensendungen an", beteuert die junge Frau und beruft sich dabei auf den Saarländischen Rundfunk. Sie sei auch politisch interessiert, „mehr oder weniger", fügt sie leicht schüchtern hinzu. Bei dem Foto des saarländischen Ministerpräsidenten (MP) Tobias Hans muss die 23-Jährige allerdings passen. „Tobias Hans? Wer ist das? Muss man ihn kennen?" Als sie die Antwort auf ihre Frage erhält, möchte Katharina auch kurzerhand das Interview abbrechen. „Das ist mir ehrlich gesagt etwas peinlich", entschuldigt sich die junge Frau für ihre Reaktion. „Die AKK, die kenne ich natürlich. Aber Tobias Hans sagt mir jetzt wirklich nichts. Ist er denn wirklich so bekannt?" Ohne eine Antwort abzuwarten, ergreift die Studentin die Flucht. „Ich bin vermutlich keine gute Gesprächspartnerin."
Mit dieser Meinung steht die junge Frau übrigens nicht alleine da. Auch nach zwei Stunden in der Bahnhofstraße und rund 30 Befragten unterschiedlichen Geschlechts und Alters zeigte sich an diesem Freitagmittag immer wieder ein ähnliches Bild: Nur die wenigsten scheinen den saarländischen CDU-Politiker Tobias Hans wirklich zu kennen, der Rest kann mit dem Namen kaum etwas anfangen und winkt einfach ab. Die, die kurz stehen bleiben, reagieren mit einem verlegenen Lächeln. „Oh Gott, bloß nicht", kommentieren die meisten die Frage nach dem MP.
„Vermutlich liegt es daran, dass er so unauffällig ist, im Vergleich zu seiner Vorgängerin", überlegt der Saarbrücker Peter Heil. Für den 63-Jährigen sei Hans jung und dynamisch und natürlich auch ein Begriff. „Ich habe wirklich nichts an ihm auszusetzen." Zu loben gibt es für den gebürtigen Saarländer aber auch nichts. „Dafür sind seine Projekte und Ideen noch zu unscheinbar", sagt Heil. Dabei gebe es noch einiges, was Hans anpacken könnte. „Er könnte zum Beispiel unsere Justiz personell verstärken und ihr damit auch unterstützend unter die Arme greifen", schlägt er vor. „Dann würden ihn sicherlich auch wesentlich mehr Menschen kennen."
Fußballfan Frank König möchte den Fokus des MPs dagegen auf das Stadion in Saarbrücken lenken. „Würde er dieses Problem richtig anpacken, wäre er auch wesentlich bekannter in der Bevölkerung", überlegt König. „Ansonsten bleibt er der große, hagere Politiker mit der ruhigen Stimme, der ab und zu im Fernsehen zu sehen ist", urteilt der Saarländer. Selbst hat König an Tobias Hans nichts auszusetzen. „Dafür ist er noch nicht lang genug im Amt und hat bisher auch nichts Außergewöhnliches geleistet."
Jurastudent Tobias ist am Anfang des Interviews optimistisch: „Ich kenne Tobias Hans und kann gerne zwei, drei Fragen zu ihm beantworten." Doch schon nach der ersten Frage wird der junge Mann sichtlich nervös. „Leider kann ich zu seinem politischen Stil nichts sagen. Auch nichts zu seinen Projekten oder Ideen." Nach diesem Satz bricht Tobias das Gespräch auch ab. Seine Erklärung: „Um ehrlich zu sein, es ist mir sehr peinlich, dass ich zu Hans kaum etwas sagen kann. Natürlich kenne ich unseren MP. Auch aus den Medien. Aber jetzt so spontan was zu ihm zu sagen, also zu seiner Funktion, da fällt mir leider nichts ein."